Bundesliga

Dortmunder Märchen

Glosse von Thomas Hennecke

Dortmunder Märchen

Amoroso träumte. Von seinem neuen Freund. Dr. Gerd Niebaum. Präsident von Borussia Dortmund. Der Mann, dessen Schulter er Stunden zuvor für die Fotografen so sanft getätschelt hatte. Um die große Versöhnung, die soeben stattgefunden hatte, im Presseraum des Westfalenstadions sichtbar werden zu lassen.

Während er schlief, spielte ein Lächeln um den Mund des Fußballers. Amoroso träumte von dem Verein, der ihn wütend des Vertragsbruchs bezichtigt, der geschäumt und getobt hatte, um mit wolkigen Worten seine Rücckehr in die schwarz-gelbe Gemeinschaft zu verkünden. Nur ein paar klitzekleine Missverständnisse mussten dafür ausgeräumt werden, Gespräche unter Männern, alles halb so wild. Willkommen zu Hause, Marcio, schön, dass Du es nach Deiner Operation bald wieder krachen lässt für uns.

In diesem Moment trieb Amorosos Traum seinem Höhepunkt entgegen. Er sah Menschen, die in Dortmund Fahnen schwenkten, Menschen, denen es egal war, dass ihr Verein eingeknickt war, Menschen, die Freudentränen verdrückten, Hupkonzerte veranstalteten und aus voller Brust sangen. "A-mo-ro-so, keiner schießt so schön wie A-mo-ro-so."

Irgendwann schüttelten heftige Turbulenzen das Flugzeug nach Sao Paolo, und Amoroso plumpste, weil er nicht angeschnallt war, aus seinem Sessel. Dabei rutschte ihm das Portmonée aus der Hose. Als er reinschaute, war alles noch drin. Auch die 100 000 Euro, die ihm Dortmund als Geldstrafe aufgebrummt haben soll.

Amoroso stieß Dr. Pedro Adib, seinem Rechtsvertreter, in die Rippen. Und sagte: "Wer glaubt, dass ich diese Strafe tatsächlich zahle, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann."

Thomas Hennecke