Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp war nach seiner verbalen Entgleisung beim 1:2 in Neapel von der UEFA für ein Spiel gesperrt worden und musste nun als Zuschauer fungieren. Der 46-Jährige wurde an der Seitenlinie von Assistent Zeljko Buvac vertreten. Insgesamt gab es beim BVB im Vergleich zum furiosen 5:0-Erfolg über Freiburg in der Bundesliga nur eine Änderung: Langerak hütete das Tor für den rotgesperrten Weidenfeller. Youngster Durm (21) lief also erneut links in der Viererkette für den verletzten Schmelzer (Muskelfaserriss) auf und feierte somit sein Champions-League-Debüt.
Marseilles Trainer Elie Baup war mit der Vorstellung seiner Schützlinge beim 2:0-Liga-Erfolg in Lorient nicht zufrieden gewesen. "Wir hatten Glück, dass wir zur Pause nicht in Rückstand lagen", hatte der 58-Jährige kritisiert und zumindest personell seine Konsequenzen gezogen. Zwei Neue bei OM: Imbula erhielt den Vorzug vor Gilbert und bildete gemeinsam mit Romao die Doppelsechs, davor stürmte Khelifa für Jordan Ayew.
Spielbericht
Vom Anpfiff weg wollte der BVB zeigen, wer Herr im Hause ist und übte daher sofort großen Druck auf Marseille aus. Reus (2., 7.) beschäftigte gleich OM-Schlussmann Mandanda. Insgesamt stellten sich die Franzosen aber es kniffliger Gegner heraus, da sie es aufgrund ihrer technischen Fertigkeiten immer wieder schafften, sich am Ball zu behaupten und so zumindest in puncto Ballbesitz für Gleichstand sorgten. Nach acht Minuten haderten die Gäste mit Schiedsrichter David Fernandez Borbalan aus Spanien, der einen Zweikampf von Durm mit Khelifa im BVB-Sechzehner nicht für elfmeterwürdig hielt - vertretbare Entscheidung.
Insgesamt wirkte der BVB aber besser, weil agiler, wacher und aggressiver. Die Westfalen störten enorm früh und verlegten das Geschehen auf diese Weise vorwiegend rund um den Gäste-Strafraum. Sukzessive erhöhte der BVB weiter den Druck, sodass es nur eine Frage der Zeit war, ehe die Hausherren in Führung gingen.
Dortmund erteilt Marseille eine Lehrstunde in puncto Konterfußball
Aus dem Tritt: Marseilles Khelifa im Duell mit dem am Boden liegenden Durm. Getty Images
Das 1:0 war dann ein schulbuchmäßiger Konter: Nach einem Freistoß der Gäste schwärmten die Dortmunder mit fünf Mann blitzartig aus. Über wenige Stationen landete das Leder bei Mkhitaryan im Sechzehner, der uneigennützig auf die linke Seite zu Durm weiterleitete. Dieser steckte durch in den Fünfer auf Lewandowski - 1:0 (19.). Der Pole hätte kurz darauf - erneut nach einem Konter - nachlegen können, scheiterte nun jedoch an Mandanda (22.). Zwei Minuten zuvor hatte auf der Gegenseite auch Langerak bei Valbuenas direktem Freistoß erstmals so richtig zur Tat schreiten müssen.
Nach circa 25 Minuten verflachte die anfangs rassige Partie jedoch. Die Akteure auf dem Rasen rieben sich nun in intensiven Zweikämpfen im Mittelfeld auf, was letztlich auf Kosten der Spielkultur ging. Offensiv geschah folglich im ersten Durchgang nichts mehr, auch weil der BVB defensiv eine bärenstarke Leistung bot und keine nennenswerten Abschlüsse des Gegners mehr zuließ.
Kurz nach Wiederanpfiff zog sich Referee Borbalan den Unmut der Hausherren auf sich, als er ein unabsichtliches Handspiel von Mendy im OM-Sechzehner nicht ahndete (46.). Einen Elfmeter brauchten die Westfalen aber auch nicht, um zu treffen - ein Freistoß reichte völlig aus! Reus zog aus dem linken Halbfeld direkt aufs Tor. Hummels irritierte im Fünfer Mandanda entscheidend, der den Ball anschließend durchrutschen ließ und in dieser Szene nicht wirklich gut aussah (52.).
Im Prinzip war das bereits die Entscheidung, denn OM blieb zwar bemüht, hatte den weiterhin stark präsenten Dortmundern aber nichts entgegenzusetzen. Der BVB kontrollierte weiter abgeklärt das Geschehen auf dem Rasen, auch wenn die Westfalen das Tempo nun sichtlich drosselten. Klare Chancen blieben dennoch ausschließlich den Schwarz-Gelben vorbehalten: Durm (58.), Aubameyang (61.) und Sahin (72.) hatten kein Abschlussglück, doch dann verursachte Nkoulou im eigenen Sechzehner gegen Reus einen Strafstoß. Lewandowski ließ sich nicht zweimal bitten und markierte mit einem fulminanten Schuss in die Mitte den 3:0-Endstand (80.).
Auf beide Mannschaften wartet nun wieder der gemeine Liga-Alltag: Dortmund ist am Samstag (15.30 Uhr) in Mönchengladbach zu Gast, Marseille empfängt tags darauf (21 Uhr) das Starensemble von Paris Saint-Germain.