Bundesliga

Hannover 96 - Thomas Doll macht Marvin Bakalorz zum Kapitän

Anton gibt die Binde ab - Heldts Rückendeckung für den Trainer

Doll macht Bakalorz zum Kapitän

Marvin Bakalorz (re.) folgt auf Waldemar Anton (li.): Thomas Doll einen neuen Kapitän bei Hannover 96 bestimmt.

Marvin Bakalorz (re.) folgt auf Waldemar Anton (li.): Thomas Doll einen neuen Kapitän bei Hannover 96 bestimmt. imago

Er war der jüngste Kapitän der Bundesliga, Waldemar Anton wurde im vergangenen Sommer von Ex-Trainer André Breitenreiter in dieses exponierte Amt gehoben. Nach 24 Partien ist der U21-Nationalspieler die Binde jedoch wieder los. Als Reaktion auf die dramatische sportliche Situation hat Thomas Doll mit dem 29-jährigen Marvin Bakalorz einen erfahreneren Akteur zum neuen Spielführer ernannt. Auf der Vereinshomepage begründet der Trainer seinen Schritt. "Ich hatte schon früh am Morgen ein längeres Gespräch mit Waldemar Anton. Ganz offen und direkt. Dabei ging es auch darum, welchen Rucksack er durch das Kapitänsamt mit sich herumträgt, und die vielen Verpflichtungen, die damit verbunden sind." Anton, in der Bundesliga bislang 59-mal im Einsatz, sei zwar sehr weit in seiner Entwicklung, so der Coach. Aber: "Der Junge ist erst 22 Jahre alt, das darf man nicht vergessen. Wir glauben, dass ihm hilft, sich davon freizumachen, indem er die Kapitänsbinde weitergibt. Das ist keine Entscheidung gegen Waldi, sondern eine für das Team - und auch für ihn selbst."

Er hat es in dieser Situation als Erleichterung empfunden.

Thomas Doll über Waldemar Anton
Spielersteckbrief Bakalorz
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Laut Doll habe Anton die Entscheidung positiv aufgenommen. "Er hat es in dieser Situation als Erleichterung empfunden. Er soll wieder der werden, der er in der letzten Saison gewesen ist: der starke Innenverteidiger, den wir alle kennen und der 96 im Herzen hat - mit dem Potenzial, einer der besten der Liga sein. Und genauso ist es bei der Mannschaft auch aufgenommen worden. Der wird nicht zum Fraß vorgeworfen. Da war das Verständnis unheimlich groß, was mich sehr gefreut hat."

Anton bleibt im Mannschaftsrat

Antons Nachfolger heißt Bakalorz, der jedoch in dieser Saison alles andere als ein unumstrittener Stammspieler ist, auch in Stuttgart erst zur zweiten Hälfte eingewechselt wurde, dort aber noch einer der ganz wenigen 96-Lichtblicke war. Doll: "Baka hat im Fußball schon einiges erlebt und hat mit seinen 29 Jahren viel Erfahrung in unterschiedlichen Situationen gesammelt. Er kennt den Verein und hat durch seine Mentalität auch absoluten Rückhalt in der Mannschaft." Sollte Bakalorz nicht auf dem Rasen stehen, trägt mit Torwart Michael Esser zukünftig die größte Konstante dieser miserablen 96-Saison die Kapitänsbinde. "Er ist mit seinen herausragenden Leistungen eine enorm wichtige Stütze", sagt Doll, "er wird noch mehr Verantwortung übernehmen." Eigengewächs Anton behält immerhin seinen Platz im Mannschaftsrat, zu dem auch noch Pirmin Schwegler, Oliver Sorg, Edgar Prib und Niclas Füllkrug gehören.

Aufgrund der aktuellen Personalnöte wird die Kader am Mittwoch mit Spielern aus der eigenen U23 aufgefüllt, Christopher Gloster, Sebastian Soto, Julian Klar und Niklas Tarnat trainieren dann mit den Profis, die am gestrichenen freien Dienstag von Trainer Doll auf eine Laufrunde geschickt wurden.

Thomas Doll

Seit Ende Januar Trainer bei Hannover 98: Thomas Doll. imago

Doll erklärt seine emotionalen Worte

Doll hatte am Wochenende seinen Unmut über die Leistung seiner Mannschaft zum Ausdruck gebracht ("Das hatte mit Bundesliga nichts zu tun"), am Mittwoch nun erklärt er seine mitunter emotionalen Worte, die nicht überall gut ankamen. "Ich habe das der Mannschaft auch erklärt: Dampf muss mal abgelassen werden. Und natürlich habe ich nicht nur über die Medien kommuniziert, sondern in erster Linie intern alles deutlich angesprochen und mit den Spielern darüber geredet. Und das ist ganz wichtig: Das Menschliche darf und wird bei uns nie auf der Strecke bleiben. Nur so bekommen wir dieses Schiff auf Kurs - wenn alle zusammenarbeiten."

Rückendeckung erhält Doll von Sportchef Horst Heldt: "In der Situation, in der wir uns befinden, musst du aufrütteln. Da darf sich keiner zurücknehmen oder hinter dem anderen verstecken. Deswegen ist deutliche Kritik an so einem Punkt auch angebracht." Fraglich bleibt nur, ob sie auch bei der Mannschaft gut ankam...

Thomas Hiete