Tennis

Kyrgios gewinnt Nervenspiel gegen Tsitsipas

Niemeier und Petkovic im Doppel gefordert

Diskussionen, Provokationen und freches Tennis: Kyrgios gewinnt "höllisches Match" gegen Tsitsipas

Liefern sich ein heißes Duell: Nick Kyrgios und Stefanos Tsitsipas (re.).

Liefern sich ein heißes Duell: Nick Kyrgios und Stefanos Tsitsipas (re.). IMAGO/Colorsport

Kyrgios gegen Tsitsipas versprach bereits im Vorfeld Spannung und Drama - und lieferte dann auch ab. Im ersten Satz war Kyrgios der bessere Spieler, konnte das aber nicht in Zählbares ummünzen - und verlor durch einen ungewöhnlichen Einbruch im Tiebreak. Auch danach blieb es ein offenes Match, in dem beide Spieler ihr Service immer wieder durchbrachten - bis zum 4:5, als Tsitsipas aufschlug, wackelte und schließlich den Satz abgab.

Nach dem Satzausgleich ging es verbal noch einmal so richtig zur Sache. Kyrgios verlangte die Disqualifikation von Tsitsipas, der nach dem verlorenen Satz einen Ball frustriert weggeschlagen hatte und eine Frau im Publikum nur ganz knapp verfehlte. Der Australier beanstandete dies nachdrücklich, der Unparteiische wollte weiterspielen lassen - und durfte sich den einen oder andere unflätigen Ausdruck wie "Bist du dumm?" oder "Du bist eine Schande" anhören.

Viele Provokationen nach vergeblichem Protest

Kyrgios' Protest zum Trotz wurde die Partie fortgesetzt - zum Wohlgefallen des Publikums, das trotz der Sperenzchen des Australiers diesem überwiegend die Daumen drückten. Das steigerte sich noch einmal: Zuerst breakte Kyrgios den Griechen und provozierte diesen anschließend mit einem Aufschlag von unten zu einer Unbeherrschtheit. Tsitsipas zimmerte die Filzkugel lustlos und hart an die Bande. Das brachte ihm einen Punktabzug ein - und nun begann der Weltranglistenfünfte zu diskutieren.

Wie genervt Tsitsipas war, zeigte sich als er in den folgenden Minuten gleich dreimal Kyrgios "abschoss" - zweimal traf er seinen Kontrahenten. Der wiederum war auch kein Kind von Traurigkeit und provozierte weiter munter nach Lust und Laune - zum Beispiel, als er sich nach einem Netzroller zum Publikum wandte und sich verneigte. Den Satz holte sich der Australier übrigens mit 6:3 - und zu Beginn des vierten Satzes hatte Kyrgios direkt drei Breakbälle, doch Tsitsipas zog den Kopf noch aus der Schlinge.

Kyrgios meckert eigene Box an

So entwickelte sich ein vierter Satz, in dem sich beide Spieler wieder beruhigt hatten - zumindest weitgehend. Denn beim Stand von 2:3 (kein Break) fuhr Kyrgios beim Seitenwechsel aus der Haut. Er aß eine Banane und meckerte die Leute in seiner Box an, forderte, dass diese aufstehen, um ihn anzufeuern - das taten sie dann auch.

Im siebten Spiel erlaubte sich Tsitsipas dann aber direkt zu Beginn zwei Doppelfehler und musste kurz darauf zwei Breakbälle abwehren. Kyrgios ärgerte sich, wohlwissend, dass er zu diesem Zeitpunkt nur zwei von 14 (!) Breakbällen genutzt hatte. Tsitsipas hatte derartige Sorgen nicht, er hatte bis dahin lediglich einen Breakball. Das änderte sich im nächsten Spiel, da bekam er gleich deren drei. Kyrgios Antwort: vier "Service Winner" und eine brachiale Vorhand longline zum 4:4. Dann folgte ungeplante Pause, das Dach wurde geschlossen.

Ich spiele nicht Vollzeit-Tennis, aber ich bin in der Lage eine starke Performance zu liefern.

Nick Kyrgios

Die Entscheidung in diesem spannenden Satz fiel dann im Tie-break, in dem nach drei Stunden und 13 Minuten Kyrgios Matchball hatte - bei Aufschlag Tsitsipas, der diesen abwehrte und kurz darauf Satzball hatte. Jetzt trug die Last der Australier, der den ersten Aufschlag ins Netz setzte und dann frech mit Serve and Volley parierte. Den nächsten Matchball nutzte Quick Nick mit einem frechen wie mutigen Stop. Am Ende riss Kyrgios also die Arme in die Luft, der erstmals seit seinem Sieg über Nadal Wimbledon 2014 einen Top-5-Spieler geschlagen hat.

"Es war ein höllisches Match", sagte der 27-Jährige am Ende und zeigte sich im Hinblick auf Tsitsipas versöhnlich: "Was auf dem Court passiert, bleibt auch da. Ich habe ultimativen Respekt vor ihm und liebe ihn." Mit Blick auf das weitere Turnier, wo der Australier nun im Achtelfinale auf US-Talent Brandon Nakashima (20) trifft, zeigte er sich hoffnungsvoll. Sein Selbstvertrauen sei eh "immer groß. Um ehrlich zu sein, ich spiele nicht Vollzeit-Tennis, aber ich bin in der Lage - wie heute - eine starke Performance zu liefern und hoffe, dass ich weitermachen kann."

dpa