Bundesliga

Kommentar zum geplatzten DFL-Deal: Lösung hat neun Seiten

Kommentar

Die Lösung hat neun Seiten

Klare Ansage aus der Kurve.

Klare Ansage aus der Kurve.

Die Frage, wem der Fußball gehört, ist in den vergangenen zehn Wochen derart oft gestellt worden, dass sie einem in flüssiger Form zu den Ohren herausläuft. Sie zu beantworten, ist so müßig wie unsinnig. Der Fußball gehört ja ganz offenkundig jedem, der ihn spielt, schaut, liebt, schwitzt, analysiert, bezahlt, lebt. Nun gibt es unter den Otto-Normalverbrauchern Menschen, die vielleicht ein bisschen mehr den Fußball leben als andere und die daher für sich das Recht reklamieren, mitsprechen zu dürfen. Sie haben das getan in Form von lautem, kreativem und manchmal witzigem Protest, der in einem Fall, Martin Kind im Fadenkreuz, übers Ziel hinausschoss. Ist es nun anmaßend, dass die organisierten Fans Mitsprache eingefordert haben? Nein, denn Mitsprache ist Teilhabe und Teilhabe ist Teil unserer Gesellschaft und das hoffentlich noch lange.

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KMD #199 (mit den Hertha-Ultras Kreisel und Schäfer)
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Dass es eben nicht doch nur eine kleine Minderheit war, die die Sache mit einem Private-Equity-Partner irgendwie nicht so schick fand, zeigte der kleine SC Paderborn. Der ist nun nicht wirklich für seine massiv einflussreiche Ultra-Szene bekannt, hat aber womöglich das ganz große Rädchen gedreht. Denn die Mitgliederversammlung des Zweitligisten, der im Dezember noch für den Deal votiert hatte, gab der SCP-Geschäftsführung am Montag mit auf den Weg, bei einer erneuten Abstimmung mit "Nein" zu stimmen. Damit wäre die ohnehin auf tönernen Füßen stehende Zweidrittel-Mehrheit gesprengt gewesen. Die Mitgliederversammlung wohlgemerkt, keine versprengte Truppe von Vermummten.

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Dass das Liga-Präsidium den Deal absagt, ist die einzig vernünftige Entscheidung. Anderweitig hätten sich die Stadien nicht mehr befrieden lassen. Und: 50+1 wäre ob des fragwürdigen Zustandekommens der 24 Ja-Stimmen im Dezember - Stichwort Martin Kind - von Seiten des Bundeskartellamtes womöglich zeitnah kritisch hinterfragt worden. Ohnehin wird es kompliziert, diese Sonderregel nach den jüngsten EuGH-Entscheidungen aufrechtzuerhalten.

Eine Rückbesinnung ist nötig

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es nun auch Stimmen geben, wonach Liga und Klubbosse vor den "Ultras" eingeknickt und deshalb erpressbar seien. Das mag auf den ersten Blick so wirken, auf den zweiten aber wird entscheidend sein, alternative Wege zu gehen. Eine Rückbesinnung ist nötig.

Die Anhänger des Deals werden zurecht die Frage stellen, woher das Geld nun kommen soll? Denn zur Wahrheit gehört auch, dass alle 36 Klubs aus Bundesliga und 2. Liga anerkannt haben, dass Investitionen in das DFL-Geschäftsmodell in Höhe von rund 600 Millionen Euro notwendig sind. Vergemeinschaftlichte Schulden waren bisher genauso wenig mehrheitsfähig wie eine Bestandsabgabe von rund 10 Prozent aus den aktuellen Medieneinnahmen auf die nächsten fünf Jahre, um diese Investitionen zu finanzieren.

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Es gab mal eine "Taskforce Zukunft Profifußball"

Die Lösung liegt bereits in der Schublade. Es gab da während der Corona-Pandemie mal eine "Taskforce Zukunft Profifußball", die interessante Ideen ausgearbeitet hat. "Die Haltung und das Handeln der DFL und der Klubs sind gekennzeichnet durch Integrität, Transparenz, wirtschaftliche Vernunft und demokratische Strukturen", heißt es in dem neunseitigen Papier, in dem die Worte "Private Equity" exakt nullmal vorkommen.

Wenn sich die 36 Klubs künftig vor allem an der wirtschaftlichen Vernunft orientieren und die Liga in Europa Allianzen schmieden kann für eine absolute Kaderkostenobergrenze, werden sie aus einem ungeschickt vor die Wand gefahrenen Prozedere definitiv nicht geschwächt hervorgehen.

Benni Hofmann

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Die Liga und der "strategische Partner"

Die Diskussion um einen DFL-Investor

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  • Für Investitionen u.a. in Digitalisierung wollte die DFL-Führung Kapital von einen Investor einholen.
  • Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde bei der geheimen Abstimmung auf die Stimme genau erreicht.
  • Nach einer außerordentlichen Sitzung hat die DFL beschlossen, den Partnerprozess nicht weiterzuführen.