Bundesliga

Die Holding Six bei Werder: Warum Lynen "alles" mitbringt

Wann kommt die Zeit des Neuzugangs?

Die Holding Six bei Werder: Warum Lynen "alles" mitbringt

Bisher mehr in Testspielen gefordert: Senne Lynen, hier Anfang September gegen Borussia Mönchengladbach. 

Bisher mehr in Testspielen gefordert: Senne Lynen, hier Anfang September gegen Borussia Mönchengladbach.  IMAGO/Nordphoto

Es ist eine ungewohnte Situation für Senne Lynen. In der vergangenen Saison bei seinem Ex-Klub, dem belgischen Vizemeister Royale Union Saint-Gilloise, war der 24-Jährige eigentlich so etwas wie ein Alles-Spieler: In zehn Europa-League-Partien stand er bis zum Aus im Viertelfinale nahezu über die volle Distanz auf dem Platz (bis auf zehn Minuten), in der Liga waren es 31 Startelfeinsätze von 32 möglichen. Doch beim SV Werder Bremen, dem sich Lynen vor etwa sechs Wochen als Neuzugang anschloss, ist er bislang noch einigermaßen außen vor.

Am vergangenen Sonntag war der belgische Mittelfeldspieler nun erstmals gar nicht gefragt, blieb bei der 2:4-Niederlage beim 1. FC Heidenheim ohne Einsatz. Zuvor, gegen Mainz (4:0) und in Freiburg (0:1), war er noch jeweils zu einer Einwechslung in der Schlussphase gekommen - nachdem er zum Ligaauftakt gegen den FC Bayern (0:4) sogar in der Bremer Startelf gestanden hatte, keine zwei Wochen nach seiner Verpflichtung.

Blessin: "Senne war ganz cool: 'Nee, Trainer'"

Einer, der Lynen in der zweiten Augustwoche nur ungern gen Osterdeich ziehen ließ, ist der deutsche Trainer Alexander Blessin, seit dieser Saison im Amt bei Royale Union Saint-Gilloise: "Wir hatten nicht mehr damit gerechnet, dass da noch etwas passiert. Aber so ist das Business - angesichts seiner Leistungen musste man das im Hinterkopf behalten." Und die ordnet der 50-Jährige im Gespräch mit dem kicker für das vergangene Jahr als "überragend" beim belgischen Topklub ein.

Während der vier Wochen gemeinsamer Vorbereitung und in den noch zwei absolvierten Ligaspielen der neuen Saison bekam Blessin weitere Eindrücke von Lynens Qualität. Und seiner Professionalität: Trotz bereits bestehender Anfrage aus Bremen stand der Belgier vier Tage vor dem Transfer noch über 90 Minuten beim 1:0-Sieg gegen Standard Lüttich auf dem Platz. "Ich habe gefragt, ob ihn das belastet - doch Senne war ganz cool: 'Nee, Trainer.' Und er hat dann auch gut gespielt", berichtet sein Ex-Coach.

Warum Lynen für die alleinige Sechs prädestiniert ist

Wenn es um die besonderen Fähigkeiten des Werder-Neuzugangs geht, erwidert Blessin durchaus amüsiert: "Wir reden aktuell ja sehr viel von der Holding Six …" Mit dieser Rolle als alleiniger Sechser, wie sie auch im 3-5-2-System bei Werder existiert, bemerkt er, hätten "viele Spieler so ihre Probleme" - doch Lynen wiederum bringe "alles mit, was man für diese Position braucht: eine hohe Spielintelligenz, ein hohes läuferisches Vermögen, ein cleveres taktisches Verhalten".

Den Vorzug in der Startelf bekam in den vergangenen drei Ligapartien jeweils Christian Groß, der mit 34 Jahren älteste Profi im Bremer Kader und der unter Werder-Coach Ole Werner eigentlich stets gesetzt war. Der allerdings eine unterdurchschnittliche Passquote (78,6 Prozent) zum Ligadurchschnitt (83,7) auf seiner Position vorweist, genauso wie wenige Ballgewinne je 90 Minuten (5,6) - und vor allem auch die schlechteste Zweikampfquote (25,8 Prozent).

Blessin: "… dann wünscht man sich mehr Einsatzzeiten"

Blessin machte deutlich, dass es ihm nicht zustehe, die Entscheidung seines Trainerkollegen zu bewerten, er lässt jedoch durchblicken, welch wichtige Rolle Lynen zumindest beim vorherigen Europa-League-Viertelfinalisten gespielt habe: "Und wenn man einen so wichtigen Spieler verliert, wünscht man sich natürlich, dass er ein bisschen mehr Einsatzzeiten hat." Vielleicht ja schon am Samstagabend ab 18.30 Uhr gegen den 1. FC Köln (LIVE! bei kicker).

Tim Lüddecke

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