Bundesliga

DFL "bereit" für den Neustart - Seifert wehrt sich gegen Kritik

Liga-Boss stellt Konzept zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs vor

DFL "bereit" für den Neustart - Seifert wehrt sich gegen Kritik

Berichtete von der Mitgliederversammlung: DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

Berichtete von der Mitgliederversammlung: DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. imago images

Vorerst ruht der Spielbetrieb im deutschen Profi-Fußball weiter. Sollte die Politik einen Termin für den Neustart festlegen, seien die Klubs aber "bereit", betonte Christian Seifert am Donnerstag bei einer Pressekonferenz nach der Mitgliederversammlung in Frankfurt (die wichtigsten Aussagen im Ticker). "Wir haben es nicht in der Hand, ob wir überhaupt spielen. Und wenn ja, wann", sagte der DFL-Boss: "Wir haben nur in der Hand, die Rahmenbedingungen zu schaffen."

Das erste Mai-Wochenende sei "nicht realistisch". Sollte die Politik beschließen, dass es am 9. Mai weitergehen könnte, "dann werden wir am 9. Mai bereit sein". Selbst einen Termin festzulegen, "wäre anmaßend, gehört sich auch nicht und liegt nicht an uns". Eine Entscheidung dürfte am 30. April fallen, wenn die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel konferieren.

TV-Gelder fließen - Sorgen der Vereine vorerst gelindert

Dank entsprechender Vereinbarungen mit allen Medienpartnern bis auf einen - dabei handelt es sich, wie Seifert betonte, nicht um den Streamingdienst DAZN - ist die Liquidität der 36 Bundesligisten, die ihrerseits die Klubs der 3. Liga und Frauen-Bundesliga mit 7,5 Millionen Euro unterstützen, bis zum 30. Juni gesichert. Die noch ausstehenden TV-Prämien sollen im Mai ausgezahlt werden. Gleichwohl betonte Seifert: "Es wurden auch Vereinbarungen getroffen, wie damit umzugehen ist, sollte die Saison nicht zu Ende gespielt werden können." Dann würden "gewisse Mechanismen zur Rückzahlung" greifen.

Zur Fortsetzung des Spielbetriebes hat eine Experten-Kommission der DFL ein Konzept erarbeitet, das den Klubs am Donnerstag vorgestellt wurde. Es enthält unter anderem strikte organisatorische Vorgaben, zum Beispiel über die maximale Anzahl an Personen, die bei der Durchführung von Geisterspielen im Stadion-Innenraum, den Tribünen und dem Gelände anwesend sein dürfen (ca. 300).

Seifert versichert: Testkapazitäten werden nicht belastet

Die von DFB-Chefmediziner Tim Meyer geleitete Taskforce erarbeitete zudem klare Vorgaben für Hygienemaßnahmen - auch für zu Hause. Die Spieler sollen während der Saison engmaschig auf das Coronavirus getestet werden, mindestens einmal pro Woche. Dafür veranschlagt die DFL einen Bedarf von rund 20.000 Tests. Es sei eine Kooperation mit insgesamt fünf Laborverbänden abgeschlossen worden. Seifert versicherte: "Alle Labore haben uns schriftlich versichert, dass die derzeitigen Kapazitäten ausreichend sind und durch Covid-19 keine Limitierung der Testkapazitäten auftreten." Die DFL wird über das derzeit geplante Testvolumen hinaus für 500.000 Euro weitere Testkapazitäten zur Verfügung stellen.

Kritiker hatten der DFL vorgeworfen, Testkapazitäten binden zu wollen, die dann anderen Berufsgruppen nicht zur Verfügung stehen würde. Dem widersprach Seifert. Der Profi-Fußball würde die Testkapazitäten derzeit nicht signifikant belasten, sondern nicht einmal 0,4 Prozent der Tests beanspruchen. Sollte sich das aber ändern, würde man aber "selbstverständlich zurücktreten und wenn es nötig ist, nicht mehr testen". Etwas mehr Augenmaß bei der Bewertung würde ihn freuen, sagte der 50-Jährige und versicherte: "Wenn wir den Spielbetrieb wieder aufnehmen dürfen, dann werden wir von Tag zu Tag immer wieder aufs Neue prüfen, was verantwortbar ist."

Dann wäre die Bundesliga irgendwann ein Kollateralschaden dieser Corona-Krise.

Christian Seifert

Die öffentliche Kritik am Profi-Fußball aufgrund der Pläne für den Neustart bezeichnete Seifert als "Missgunst", die ihn überrascht habe. Wenn es nicht gelinge, ein umsetzbares und genehmigungsfähiges Konzept zu präsentieren, "dann ist das eben so und dann wäre das auch zu akzeptieren". Es sollte aber klar sein, betonte der DFL-Boss, dass die Bundesliga, sollte eine zeitnahe Wiederaufnahme des Spielbetriebs nicht möglich sein, auch in einigen Monaten nicht spielen werde. "Dann", so Seifert, "wäre die Bundesliga irgendwann ein Kollateralschaden dieser Corona-Krise."

2020 womöglich keine Spiele mit Zuschauern mehr

Stand jetzt hält die DFL an ihrem Ziel fest, die Saison bis zum 30. Juni regulär zu beenden. Auch ein Ende im Juli wäre "abbildbar". Mit welchem Spieltag die Saison fortgesetzt werden würde, stehe laut Seifert noch nicht fest.

An Geisterspiele werde man sich vorerst gewöhnen müssen. "Wir wissen nicht, ob Geisterspiele nicht im Februar, März noch stattfinden." Man habe die Vereine gebeten, auch den ersten Teil der kommenden Saison ohne Zuschauereinnahmen zu planen. Seifert zitierte dazu einen Klubvertreter: "Wir planen das bestmögliche Worst-Case-Szenario."

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ski/dpa