WM

DFB: Keine WM in einem Land, das Terror unterstützt

Grindel sucht Kontakt zur Bundesregierung

DFB: Keine WM in einem Land, das Terror unterstützt

Äußerte sich zur diplomatischen Krise in Katar: DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Äußerte sich zur diplomatischen Krise in Katar: DFB-Präsident Reinhard Grindel. imago/Sven Simon

Im Dezember 2010 wurde die Weltmeisterschaft 2022 an Katar vergeben. Seitdem gibt es immer wieder Kritik am Weltverband FIFA für diese Entscheidung. Derzeit wird die Diskussion einmal mehr neu entfacht, weil mehrere arabische Staaten ihre diplomatischen Beziehungen zum Emirat Katar abgebrochen haben. Jetzt äußert sich DFB-Präsident Reinhard Grindel zur Situation.

Grindel hat einen Boykott der WM 2022 in Katar nach den jüngsten Vorwürfen gegen das Emirat nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen, setzt aber zunächst auf die Politik. "Es sind noch fünf Jahre bis zum Anpfiff der WM. In dieser Zeit müssen politische Lösungen vor Boykott-Androhungen den Vorrang haben. Aber eines steht unabhängig davon fest: Grundsätzlich sollte sich die Fußballgemeinschaft weltweit darauf verständigen, dass große Turniere nicht in Ländern gespielt werden können, die aktiv den Terror unterstützen", sagte Grindel am Montag in einem auf der Website des Deutschen Fußball-Bundes veröffentlichten Interview.

Grundsätzlich sollte sich die Fußballgemeinschaft weltweit darauf verständigen, dass große Turniere nicht in Ländern gespielt werden können, die aktiv den Terror unterstützen.

Reinhard Grindel

Der DFB-Chef, der auch im Council des Weltverbandes FIFA sitzt, reagierte damit auf die diplomatische Krise in der Golfregion. Katars Nachbarländer Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate brachen am Montag die Beziehungen ab und schlossen die Grenzen. Die Länder werfen Katar vor, Terrororganisationen wie den Islamischen Staat (IS) zu unterstützen. Grindel kündigte an, Kontakt mit der Bundesregierung aufzunehmen. Ein geplanter Besuch im Anschluss an den FIFA-Kongress in Bahrain sei "leider kurzfristig von den Kataris abgesagt" worden. "Die aktuellen, schwerwiegenden Vorwürfe nehmen wir sehr aufmerksam und besorgt zur Kenntnis", sagte er weiter.

"Kein Kommentar" von der FIFA

Die FIFA hat die Ereignisse noch nicht kommentiert. Man sei "in regelmäßigem Kontakt" mit dem lokalen Organisationskomitee und weiteren Stellen, die sich um Angelegenheiten in Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft 2022 kümmern, teilte der Weltverband mit. Ansonsten gebe es im Moment zu dieser Angelegenheit "keinen Kommentar".

Die übernächste WM ist seit der skandalumwitterten Vergabe im Jahr 2010 umstritten. Korruptionsvorwürfe wurden nie endgültig entkräftet. Besonders die Menschenrechtssituation im Emirat gab immer wieder Anlass zu internationaler Kritik. Erstmals wird ein WM-Turnier im Winter mit dem Finale sechs Tage vor Heiligabend stattfinden, da zum klassischen Sommertermin die Temperaturen in Katar zu hoch sind.

tru/dpa/sid