Bundestrainer Joachim Löw setzte im ersten Länderspiel nach der Sommerpause massiv auf einen Bayern-Block. In Abwesenheit der Real-Stars Khedira und Özil schickte er insgesamt sieben Münchner auf das Feld. Komplettiert wurde die Bayern-Garde von den beiden Dortmundern Hummels und Götze, dem Wolfsburger Träsch und der Kölner Ikone Podolski.
Bei den Brasilianern stellte Trainer Mano Menezes etliche Jungstars auf, stellte so deutlich unter Beweis, dass sich Brasiliens Nationalelf im Umbruch befindet. Die Stürmer Neymar und Pato gesellten sich in der Offensive zu Robinho, in der Abwehr zog nach wie vor der ehemalige Bundesliga-Star Lucio die Fäden.
Schwungvoller Beginn der DFB-Elf
Von Beginn an übernahm die DFB-Elf vor ausgeverkauftem Haus in Stuttgart die Initiative. Brasilien zog sich weit zurück, verzichtete so auf ein Gros an Spielanteilen und hatte in der Folge vor allem im Defensiv-Verbund alle Hände voll zu tun. Götze war zu Beginn auffällig, holte schnell zwei Ecken heraus und besaß auf maßgeschneidertem Zuspiel von Lahm auch die erste große Chance. Mit der Brust nahm er den Ball an, versetzte Andre Santos auf engstem Raum und schloss mit links aus kurzer Distanz ab. Seleçao-Keeper Julio Cesar konnte noch parieren (6.).
Es blieb über weite Strecken der ersten Hälfte bei einem eintönigen Bild. Deutschland hatte mehr Ballbesitz, die bessere Spielanlage und präsentierte sich variabler als die Brasilianer, die meist nur reagierte und ganz offensichtlich auf Konter setzte. Die aber waren dann meistens brandgefährlich. Pato (12.), Andre Santos (16.) und Neymar (21.) sorgten zumindest für ein Raunen bei den Zuschauern, letztlich blieben aber alle Versuche etwas zu unpräzise.
Keine Durchschlagskraft gegen Lucio & Co.
Die fehlende Präzision sollte auch das Problem der Löw-Elf bleiben. Bis zum Strafraum dominierte seine Mannschaft, dann aber war meisten Schluss mit dem Ideenreichtum. Fernschüsse von Kroos (20., 22.) waren dann das einzig verbliebene Mittel, um Julio Cesar nahe zu kommen. Brasilien verteidigte nun geschickt und von Lucio gut organisiert, ließ nur noch ganz, ganz wenig zu. Die Höhepunkte bis zur Pause waren so rar gesät. Dani Alves Flatterball war bei Neuer gut aufgehoben (33.), Träschs Distanzversuch strich knapp links vorbei und auch Jungstar Neymar hatte Sekunden vor dem Pausenpfiff Pech im Abschluss (45.).
Schweinsteiger macht den Anfang
Die Tore sollten dann allesamt im zweiten Abschnitt fallen. Zunächst hatte die deutsche Auswahl noch Glück, dass Patos Lupfer knapp an Neuers Tor vorbeistrich (47.), dann sorgte eine Standardsituation dafür, dass der Torbann beendet wurde. Lucio kam im Strafraum klar zu spät gegen Kroos und Schweinsteiger behielt vom Punkt aus die Nerven (61.).
Kaum zu bremsen: Auch im Nationaltrikot wusste Mario Götze zu glänzen. picture-alliance
Mit der Führung im Rücken spielte es sich augenscheinlich leichter. Die DFB-Elf war nicht mehr so auf Spielkontrolle aus, wie in Durchgang eins, suchte jetzt zielstrebiger den Abschluss und den Weg vors Tor. Exemplarisch schob Kroos die Kugel listig in die Nahtstelle von Brasiliens Abwehr, Götze stand frei vor Julio Cesar, spielte den Keeper aus und traf zum 2:0 (67.).
Die Party schien nun zu beginnen - von den Rängen schallte es schon den Klassiker "O wie ist das schön" - und mitten in die Feierstimmung hinein foulte Lahm Dani Alves genau dort, wo es am schwersten bestraft wird. Robinho bewies dann, dass es doch Brasilianer gibt, die vom ominösen Punkt aus noch zu treffen wissen (71. bei der Copa America war Brasilien mit vier Fehlversuchen im Elfmeterschießen gescheitert.).
Schürrle glänzt erneut als Joker
Die Entscheidung zugunsten der DFB-Elf fiel dann mitten in das Aufbäumen der Brasilianer hinein, die ihre Offensive gerade mit Ganso gestärkt hatten (69.). Schweinsteiger setzte im Strafraum konsequent nach, luchste Andre Santos den Ball ab und gab zurück zu Schürrle, der wie schon gegen Aserbaidschan als Joker zum 3:1 traf (80.). Damit war das Spiel entschieden und Zeit für schöne Gesten. Brasiliens Deutschland-Legionäre Luiz Gustavo und Renato Augusto kamen noch zum Einsatz, auch Stuttgarts Lokalheld Cacau bekam unter Jubel ein paar Minuten geschenkt. In die Nachspielzeit hinein traf Neymar noch einmal überraschend zum 2:3, am verdienten Sieg der deutschen Nationalmannschaft änderte dies freilich nichts mehr.