Bundesliga

Der 1. FC Köln sucht einen Sportchef: Wird es am Ende Aehlig?

Stoffelshaus höchstens noch Außenseiter, aber Heldt fehlt der Rückhalt

Der 1. FC Köln sucht einen Sportchef: Wird es am Ende Aehlig?

Ist aktuell Interims-Sportchef des 1. FC Köln: Frank Aehlig.

Ist aktuell Interims-Sportchef des 1. FC Köln: Frank Aehlig. imago images

Der erste Teil der Nachricht ist so klar, dass man glaubt, die Konsequenz daraus sicher ableiten zu können. Erik Stoffelshaus (48), der zusammen mit Horst Heldt (49) die Favoritenrolle auf den Posten des Geschäftsführer Sport beim 1. FC Köln innehatte, besitzt, falls er überhaupt noch ein Kandidat ist, höchstens nur noch Außenseiterchancen auf die Nachfolge von Armin Veh, von dem sich der Aufsteiger vor Wochenfrist getrennt hat.

Zwar soll sich der frühere Sportdirektor von Lokomotive Moskau in den verschiedenen Gesprächsrunden am Dienstag und am Mittwoch stark präsentiert haben, doch aufgrund unterschiedlicher Positionen bezüglich der Vorgehensweise in der Trainerfrage sind Stoffelshaus' Chancen rapide gesunken.

Hintergrund: Der FC hatte in den vergangenen Tagen durch Interims-Sportchef Frank Aehlig und Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle die Bemühungen um Pal Dardai (43), der noch bei Hertha BSC unter Vertrag steht, aber derzeit ein Sabbatjahr einlegt, extrem vorangetrieben, sich mit dem Ungar getroffen, mit diesem sportlich ins Detail gehend den Kader durchdiskutiert und auch die Ablösevorstellungen der Berliner abgeklopft. Über diese hatte sich Wehrle bei seinem Berliner Pendant Ingo Schiller in einem informellen Gespräch erkundigt.

"Das Ziel ist weiterhin, am Montag einen Trainer zu haben"

Dass die Causa Dardai so stark forciert wurde, liegt auch daran, dass die handelnden Personen den Trainermarkt als so begrenzt ansehen, dass man bei der Auswahl ohnehin nicht zu einer anderen im Sinne von besseren Einschätzung kommen könne - egal, wer am Ende den Sportchef-Posten übernimmt. So erklärte Aehlig am Donnerstag nach dem 0:0 im Testspiel gegen PEC Zwolle: "Das Ziel ist weiterhin, am Montag einen Trainer zu haben - unabhängig von der Suche nach einem Sportchef. Das haben wir aber intern auch so besprochen." Eine Einordnung, die also das klubinterne Credo darstellt, die aber zu hinterfragen ist und die sicherlich nicht jeder Geschäftsführer-Kandidat teilen dürfte.

Wer aber glaubt, dass dadurch, dass Stoffelshaus durch seine Ansicht in der Trainerfrage entscheidend an Boden verloren hat, jetzt der Vollzug mit Heldt nur noch Formsache ist, liegt falsch. Denn auch für den ehemaligen FC-Profi gibt es im Klub keine breite Unterstützung. Doch die Chancen des früheren Managers des VfB Stuttgart, des FC Schalke 04 und von Hannover 96 sind stark gesunken, da er im Verein einen starken Gegner und nicht nur diesen einen hat.

Horst Heldt ist ein Kandidat für den Posten des Sportchefs beim 1. FC Köln.

Horst Heldt ist ein Kandidat für den Posten des Sportchefs beim 1. FC Köln. imago images

Wäre Heldt unumstritten, müsste der FC die Personalie jetzt ja nur noch abwickeln, nachdem Stoffelshaus nicht mehr als die gewünschte Lösung eingestuft wird. Zumal Heldt sein Vertragsverhältnis mit Hannover 96 bereits zum 30. September - welch glücklicher Zufall - aufgelöst hat, und somit keine Verhandlungen mehr mit dem Zweitligisten geführt werden müssten.

Doch auch am zweiten Tag nach Abschluss des Auswahlverfahrens gibt es keinen Vollzug. Was zu Reaktionen am Dienstag passt, nachdem publik geworden war, dass der FC mit Heldt Gespräche führte und dieser medial offenbar gezielt als der Wunschkandidat gepuscht worden war: Darauf hatte es Stimmen aus dem Klub gegeben, die davon abrieten, diesem Trend hinterherzulaufen.

Aehlig genießt einen guten Ruf

Doch wie geht es jetzt weiter? Stoffelshaus scheint aus dem Rennen, Heldt ist zumindest umstritten. Ein immer wieder ins Spiel gebrachter dritter Kandidat in der am Mittwoch bereits erfolgten Endausscheidung ist nicht bekannt. Womit der FC erstmal ohne neuen Geschäftsführer Sport dastehen würde. Falls am Ende nicht Übergangssportchef Aehlig (41), der als Mann in der zweiten Reihe in der Branche einen guten Ruf genießt, die Position weit über das kommende Wochenende hinaus bekleidet - mit oder ohne Interims-Titel.

Dann hätte der Klub zumindest dafür gesorgt, dass der neue Sportchef den neuen Trainer ausgewählt hätte. Jubelstürme würde die Personalie Aehlig, der bislang als rechte Hand und Kaderplaner Vehs fungierte, allerdings nicht auslösen - und die Klubführung bei ihrer ersten großen Entscheidung alles andere als gut aussehen lassen. Doch zumindest würde der Klub etwas Zeit gewinnen, um neue Kandidaten anzusprechen, um eine - aus seiner Sicht - passendere Lösung zu finden.

Stephan von Nocks

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