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Der "Sport-Oscar" an der Copacabana

In Rio de Janeiro werden die Laureus-Awards vergeben

Der "Sport-Oscar" an der Copacabana

Für die gute Sache unterwegs: Jorghino und Franz Beckenbauer.

Für die gute Sache unterwegs: Jorghino und Franz Beckenbauer. picture alliance

Aus Rio de Janeiro berichtet Jörg Jakob

Seit der Laureus-Gründung im Jahr 2000 hat sich diese Preisverleihung stetig zum weltweit beachteten "Oscar des Sports" entwickelt – mit dem Prädikat "Besonders wertvoll", weil die 46 Mitglieder der Laureus-Akademie bei der Wahl das letzte Wort haben, mit einer geheimen Abstimmung. Diesem erlauchten Kreis unter Vorsitz von Leichtathletik-Idol Edwin Moses gehören aus Deutschland Franz Beckenbauer, Boris Becker und Katharina Witt an, die Liste reicht vom italienischen Motorrad-Helden Giacomo Agostini bis zu Steve Waugh, einem australischen Cricket-Star.

"Als Laureus gegründet wurde, wusste keiner, was man damit anfängt. Das ist heute ganz anders", sagt Franz Beckenbauer und nennt beispielhaft seine Ehrung im Jahr 2007. "Als ich den Lifetime Achievement Award erhielt, wie wir in Bayern sagen, war sogar der spanische König Juan Carlos dabei", erinnert sich der "Kaiser" mit dem ihm eigenen Humor. Beckenbauer fühlt sich im Kreise alter Freunde und Weggefährten wie dem englischen Weltmeister von 1966, Sir Bobby Charlton, oder Carlos Alberto, Mitglied der brasilianischen Jahrhundert-Elf, die 1970 den WM-Titel gewann, sichtlich wohl: "Carlos Alberto ist einer meiner besten Freunde seit wir gemeinsam bei Cosmos New York gespielt haben. Zusammen mit ihm etwas zu machen, wie nun die Aktion "Fußballschuhe für Rio" war für mich keine Frage."

Ruud Gullit, Jens Lehmann und Boris Becker

Geballte Sportprominenz: Ruud Gullit, Jens Lehmann und Boris Becker (v.l.). Getty Images

Auch Boris Becker, ein Gründungsmitglied der Akademie, hat "damals nicht gedacht, dass sich Laureaus so entwickelt" und bewertet das als höchst erfreulich. Denn: Durch die Stiftung "Sports for Good" , sozialen Wandel durch Sport zu fördern, ist der wesentliche Auftrag von Laureus. Die Mitglieder der Akademie wie auch die nationalen Botschafter verpflichten sich zur Mitarbeit bei sozialen Projekten, die von Laureus unterstützt werden – und sei es auch nur durch medienwirksame Auftritte vor Ort wie jetzt in Rio.

Am Austragungsort der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016 ist anlässlich der Awards ein deutsches Promi-Großaufgebot vertreten. So wird nicht nur Gutes getan sondern auch darüber berichtet: Wie über "Bola pra frente" ("Nach vorne durch Fußball") ein Projekt, das der brasilianische Weltmeister von 1994 und Ex-Bundesliga-Star Jorginho bereits vor 13 Jahren in einer Favela gegründet hat, wo einst einer seiner besten Freunde dem Banden- und Drogenkrieg zum Opfer fiel.

Gerade hier in Rio werden die krassen Gegensätze zwischen dem Glamour der High Society des Weltsports und den Armenvierteln in der Stadt besonders auffällig. "Ich hatte das Glück, Eltern zu haben, die mich unterstützten. Der Sport hat mein Leben dramatisch verändert", sagt Boris Becker, daher sei Laureus ihm "eine Herzensangelegenheit. Jeder muss für sich entscheiden, wie viel Zeit er für die Aktionen aufwendet. Wer selbst Vater oder Mutter ist, dessen Bereitschaft ist sicherlich noch größer".

Für den Besuch sozialer Einrichtungen und Trainingseinheiten mit Kindern und Jugendlichen vor Ort gibt es ausreichend Gelegenheit – alleine in Deutschland fördert Laureus zehn Einrichtungen, wie Kick im Boxring (Berlin), Kidswing (München) oder Körbe für Köln.

Weltweit werden laut Laureus derzeit 140 Sportprojekte unterstützt. Seit der Gründung seien über 60 Millionen Euro an Spendengeldern eingesetzt und 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 18 Jahren gefördert worden. Hinter Laureus (Schirmherr ist Nelson Mandela) stehen die Daimler AG und Richemont mit ihren Luxusmarken Mercedes-Benz und IWC Schaffhausen, eine Schweizer Uhrenmanufaktur. Womit wir wieder auf dem roten Teppich wären: Jeder Award-Gewinner erhält eine von Cartier hergestellte, 30 Zentimeter hohe, 2,6 Kilogramm schwere Statuette, die 670 Gramm Silber enthält und auf einem 650 Gramm schweren, vergoldeten Sockel steht.