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Der Giro trauert um Wouter Weylandt

Belgier stirbt bei schwerem Sturz - Giro wird fortgesetzt

Der Giro trauert um Wouter Weylandt

Der belgische Radprofi Wouter Weylandt.

Der belgische Radprofi Wouter Weylandt. picture alliance

"Wouter Weylandt war schon bewusstlos, als wir eintrafen. Wir haben 40 Minuten lang versucht, ihn zu reanimieren. Aber es war nichts mehr zu machen", hieß es in einem ersten Statement von Rennarzt Giovani Tredici. Das Team Leopard-Trek bestätigte die Tragödie. "Wir haben einen Freund verloren", hieß in der Pressemitteilung. "Das Team ist schockiert und traurig. Unsere Gedanken und unser tiefstes Mitgefühl gehören der Familie und den Freunden von Wouter Weylandt", teilte Teammanager Brian Nygaard via facebook mit. Weylandts Freundin Sophie ist schwanger, sie erwartet im Herbst das gemeinsame Kind.

Es war der vierte Todesfall in der Geschichte der Italien-Rundfahrt. Der 26 Jahre alte Sprinter und Teamkollege von Fabian Wegmann war auf einer Abfahrt verunglückt und verlor viel Blut. Wiederbelebungsmaßnahmen blieben erfolglos. Weylandt lag regungslos auf dem Asphalt und blutete stark im Gesicht. "Er hatte einen Schädelbasisbruch und schwere Gesichtsverletzungen", sagte Tredici. Seinen Angaben zufolge streifte Weylandt mit der linken Pedale eine Mauer, verlor dann das Gleichgewicht und stürzte auf das Gesicht. Der Belgier kam auf der Abfahrt vom Booca-Pass zu Fall.

Weylandt hatte 2004 beim Team Quickstep bei den Profis debütiert und war nach der vergangenen Saison zum Team Leopard um Olympiasieger Fabian Cancellara (Schweiz) und die Luxemburger Schleck-Brüder gewechselt. Einer seiner größten Erfolge war der Etappengewinn beim Giro 2010 vor fast genau einem Jahr (10. Mai).

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"Das ist ein äußerst trauriger Tag für den Radsport, eine schlimme Nachricht für den Giro. Ich habe am Bildschirm gesehen, was passiert ist", sagte Renndirektor Angelo Zomegnan. Die Ehrungen für den spanischen Etappensieger Angel Vicioso wurden sofort abgesagt, im Fahrerlager herrschte tiefe Betroffenheit. "Das ist schrecklich", sagte der australische Fahrer Robbie McEwen. Der schwedische Radprofi Magnus Bäckstedt sagte: "Jeder im Radsport wird ihn vermissen." Der britische Rennfahrkollege und Sprint-Rivale Mark Cavendish twitterte: "Meine Gedanken sind bei seiner Familie." Der Präsident des Welt-Radverbandes UCI, Pat McQuaid, sprach den Angehörigen, dem Team und allen Freunden Weylandts "im Namen der gesamten Radsport-Familie" sein Mitgefühl aus.

Giro wird fortgesetzt

Wie am Abend bekannt wurde, wird der Giro d'Italia trotz des tödlichen Sturzes fortgesetzt. Giro-Chef Angelo Zomegnan unterstrich am Montagabend auf einer Pressekonferenz jedoch, er überlasse es den Fahrern, wie sie die vierte Etappe gestalten. Dabei werde er jede Entscheidung respektieren, sagte Zomegnan.

Den letzten Todesfall hatte der Giro 1986 zu beklagen. Damals war Emilio Ravasio ums Leben gekommen. 2005 kam es bei der Asturien-Rundfahrt zum bis dahin letzten tödlichen Rennunfall im Radsport, als der Italiener Alessio Galletti zusammenbrach. 2003 führte der tödliche Sturz des Kasachen Andrej Kiwiljow bei der Fernfahrt Paris-Nizza zur Einführung der Helmpflicht. 1995 starb der italienische Olympiasieger Fabio Casartelli ebenfalls ohne Kopfschutz nach einem Sturz während der Tour de France in den Alpen.