2. Bundesliga

Der Fall Bielefeld sorgt für ein Reizklima

DFL verschickt blaue Briefe

Der Fall Bielefeld sorgt für ein Reizklima

Mit dem Rücken zur Wand: Auf der Geschäftsstelle von Arminia Bielefeld bekam man die Pronleme nicht in den Griff.

Mit dem Rücken zur Wand: Auf der Geschäftsstelle von Arminia Bielefeld bekam man die Pronleme nicht in den Griff. picture alliance

Noch vor Ostern, voraussichtlich am Mittwoch, gehen die Entscheidungen der DFL im Lizenzierungsverfahren für die Saison 2011/12 an die 36 Profiklubs raus. Aus der Frankfurter Zentrale der Liga dürften nach der Erstentscheidung in diesem Verfahren mehr blaue Briefe verschickt werden als in den vergangenen Jahren. Am 20. April 2010 hatten 14 Vereine, darunter 11 Klubs aus der 2. Liga, Bedingungen erhalten und erst nach deren Erfüllung die Lizenz für die laufende Saison bekommen.

Zwölf Monate später stellt sich die Lage der Liga schlechter dar. Erstens sind die Gesamtverbindlichkeiten der 36 Vereine gestiegen. Zweitens müssen alle verschuldeten Vereine jetzt nachweisen, dass sie kommende Saison ihr negatives Eigenkapital um zehn Prozent (Bundesliga) beziehungsweise fünf Prozent (2. Liga) senken können. Zudem sorgten die dramatischen Entwicklungen bei Arminia Bielefeld und dem TSV München 1860 für ein Reizklima in der Liga.

Vergangenen Mittwoch beantragten die von der Insolvenz bedrohten Bielefelder bei der DFL 1,2 Millionen Euro aus dem mit zehn Millionen Euro gespeisten Sicherungsfonds der Liga. An diesem Montag wird der Ligavorstand über den Antrag entscheiden und, gemäß Anhang VIII der Lizenzierungsordnung, das Geld überweisen müssen. Das bedeutet: Für die Misswirtschaft auf der Bielefelder Alm werden die anderen 35 Lizenzvereine zur Kasse gebeten. Von Bayern München bis hin zum letzten im Vier-Jahres-Ranking der TV-Honorare, über deren Verteilung die Endplatzierung der Vereine in den vergangenen drei Spielzeiten und ihr durchschnittlicher Tabellenplatz in der laufenden Saison entscheiden. Bei Überweisung der nächsten TV-Honorar-Rate bekommt Bayern München nun 70 000 Euro weniger, der FC Ingolstadt wird immerhin noch mit 12 000 Euro belastet. Zugunsten von Arminia Bielefeld, das sich mit dem Bau eines Stadions übernommen und seine Gehaltszahlungen den wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht angepasst hat.

Der im Jahr 2004 gegründete Sicherungsfonds sieht vor, dass jeder Verein bis zu zwei Monatsgehälter seines Personalaufwands für den Spielbetrieb, insgesamt höchstens fünf Millionen Euro, in Anspruch nehmen kann. Bielefeld zahlt demnach an seine Profis etwa 600.000 Euro pro Monat. Bielefeld tauscht dieses Geld gegen den Abzug von zwei oder drei Gewinnpunkten ein (der Abzug von drei Punkten dürfte das Ergebnis der heutigen Sitzung des Ligavorstands sein), was angesichts der aussichtslosen Situation des Tabellenletzten der 2. Liga sportlich irrelevant ist.

Bielefeld ist mit 27,5 Millionen Euro verschuldet, kann die Gehälter nicht zahlen und bekommt keinen Kredit mehr. Nachdem die Mitgliederversammlung am 5. April einer Ausgliederung des Stadions in eine eigenständige Gesellschaft zugestimmt hat, werden diese Schulden auf 21,5 Millionen Euro reduziert.

Ob die 35 betroffenen Profivereine die 1,2 Millionen Euro jemals von Bielefeld zurückerhalten werden, ist zu bezweifeln. Steuert Bielefeld in die Insolvenz, wäre die Millionenzahlung sofort verloren. Bekommt der Verein trotz seiner Schulden in Höhe von 21,5 Millionen vom DFB die Lizenz für die 3. Liga, ist er vorerst nicht zur Rückzahlung verpflichtet. In einem Zeitraum von fünf Jahren muss Bielefeld die 1,2 Millionen Euro plus fünf Prozent nur bei einem Wiederaufstieg in die 2. Liga zahlen. In diesem Fall mit dem Antrag auf Lizenzerteilung für die dem Aufstieg aus der 3. Liga folgende Saison.

Rainer Franzke