Von einer "wirklich großen Herausforderung" sprach Stefan Keller, Vorstand Marketing und Vertrieb sowie Medien und Kommunikation beim SV Atlas Delmenhorst, vor der ersten DFB-Pokal-Runde gegen den FC St. Pauli auf der vereinseigenen Homepage. Die Verantwortlichen und zahlreiche Ehrenamtliche mussten viel Aufwand betreiben, um das heimische Stadion an der Düsternortstraße fit für das große Highlight zu machen. Mit Erfolg: Der Regionalliga-Absteiger durfte sich zuhause über ein ausverkauftes Haus mit 4999 Zuschauern freuen.
Sportlich gab es für Atlas bereits eine Woche zuvor den ersten Grund zu feiern. In der Oberliga Niedersachsen setzte man sich zum Auftakt mit 2:0 gegen den VfV Hildesheim durch. Trainer Dominik Schmidt, der selbst lange Zeit als Profi aktiv war und in seiner Laufbahn den FC St. Pauli zweimal aus dem Wettbewerb kegelte (2007 mit Werder Bremen II und 2013 mit Preußen Münster), setzte im Pokal auf die identische Startelf wie schon in der Liga.
Die Gäste aus St. Pauli reisten mit einem Sieg und einem Unentschieden in der 2. Bundesliga im Rücken nach Delmenhorst. Coach Fabian Hürzeler stellte seine Mannschaft nach der Nullnummer im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf auf vier Positionen um. Im Tor erhielt Burchert den Vorzug vor Vasilj, dazu feierten die Neuzugänge Sinani (für Metcalfe) und Treu (für Ritzka) ihr Startelf-Debüt. Im Sturm begann Albers anstelle von Afolayan.
St. Pauli seriös, Atlas kämpferisch
Wenig überraschend übernahm der FCSP, bei dem Smith nicht wie gewohnt in der Innenverteidigung spielte, sondern auf die Sechs vorschob, von Beginn an die Kontrolle. Hartel (1.) und Albers (5.) hatten früh die ersten Möglichkeiten, ließen die Führung aber zunächst liegen.
Der DFB-Pokal am Samstag
Der Zweitligist ließ den Ball laufen, der Oberligist stand tief und wehrte sich mit aller Kraft gegen die Angriffsbemühungen St. Paulis - und hatte plötzlich selbst die Chance. Ein Distanzschuss von Stütz wurde auf nassem Rasen zur unangenehmen Aufgabe für Burchert, der Keeper war allerdings zur Stelle (15.).
Fortan gab es jedoch weniger Entlastung für Delmenhorst. St. Pauli zog das Tempo an und spielte den Gastgeber am eigenen Strafraum fest. Schobert parierte zunächst noch einen Kopfball aus kurzer Distanz von Irvine glänzend (16.), musste sich kurz darauf aber beim Freistoß von Smith geschlagen geben (24.).
Auch nach der Führung blieben die Gäste vor allem auf Spielkontrolle bedacht, ließen wenig zu und zeigten sich geduldig im Ballbesitz. Die letzte Überzeugung fehlte allerdings und so blieb das Spiel zur Pause offen.
Burchert rettet die Führung
Wie schnell so eine vermeintlich sichere Führung verschwinden kann, das zeigte sich kurz nach dem Wiederbeginn. Nach einer Ecke von St. Pauli reichte dem SV Atlas ein langer Ball. Saliakas patzte und verlängerte die Kugel mit dem Oberschenkel, sodass Mansaray frei auf Burchert zulief. Der Keeper blieb im Eins-gegen-eins allerdings Sieger und hielt die Führung fest (47.).
Delmenhorst wurde mutiger - und beinahe dafür bestraft. Nach einem Fehler im Aufbau hatte St. Pauli plötzlich viel Platz, Hartel vergab jedoch frei vor dem Tor (57.). Die Vorentscheidung lieferte Delmenhorst dann aber quasi im Alleingang. Ein zu kurz geratener Rückpass von Fensky brachte Schobert in Bedrängnis. Gegen Albers ging der Keeper im eigenen Strafraum ins Dribbling, Innenverteidiger Sari eilte zur Hilfe, schoss seinen eigenen Torwart beim Klärungsversuch aber so unglücklich an, dass der Ball ins Tor sprang (59.).
Sari sieht Gelb-Rot, Basha verpasst den Ehrentreffer
Dennoch hielt sich Atlas weiter gut - bis zur 68. Minute. Nach einem schönen Solo verwandelte Saad zum 3:0. Wenige Augenblicke später kam Sari im Strafraum zu spät gegen Hartel, verursachte einen Strafstoß und sah zusätzlich Gelb-Rot. Hartel trat selbst an und verwandelte (71.).
Fortan war das Tempo ein wenig raus. Die große Chance auf den Ehrentreffer sollte es aber auch trotz Unterzahl noch geben. Gegen hoch aufgerückte FCSP-Verteidiger machte sich Basha auf den Weg und war plötzlich frei durch. Nach seinem Lauf über den halben Platz fehlte am Ende aber die Kraft, um das Duell mit Burchert zu gewinnen (80.).
Einen Treffer gab es für die Zuschauer in Delmenhorst aber doch noch zu sehen - allerdings auf der Gegenseite. Nachdem der eingewechselte Eggestein noch verpasste, war mit Afolayan ein weiterer Joker zur Stelle und besorgte das letztlich standesgemäße 5:0.
Für beide Teams geht es am kommenden Samstag (19. August) weiter. Atlas Delmenhorst empfängt um 15 Uhr den TuS Bersenbrück, der FC St. Pauli ist ab 13 Uhr zu Gast bei der SpVgg Greuther Fürth.