Bundesliga

Dass Tönnies sein eigenes Urteil fällt, ist peinlich

Kommentar von Toni Lieto

Dass Tönnies sein eigenes Urteil fällt, ist peinlich

Clemens Tönnies

Clemens Tönnies picture alliance

Mit seinem Vorschlag, sein Aufsichtsratsamt und damit natürlich auch den Posten als Vorsitzender dieses Gremiums für drei Monate ruhen zu lassen, zeigt Clemens Tönnies weitere Einsicht: Er hat einen gewaltigen Fehler gemacht, den er bedauert.

Absolut lächerlich ist allerdings, wie die Strafe zustande gekommen ist. Jeder hat erwartet, dass der Ehrenrat des FC Schalke klare Kante zeigt und dem mächtigen Macher für seine rassistischen Äußerungen gegenüber Afrikanern einen gehörigen Denkzettel verpasst. Stattdessen wirkt es nun so, als sei das fünfköpfige Gremium eine Karikatur seiner selbst. Tönnies erklärt, drei Monate auszusetzen, und die Ehrenratsmitglieder, darunter Volljuristen, nicken artig ab. Das ist schwach!

Auch die Begründung des Vereins klingt widersprüchlich

Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob das Urteil gerecht ist. Für die einen war nichts anderes als eine Amtsenthebung akzeptabel, die anderen plädierten dafür, Milde walten zu lassen. Wie sich der Ehrenrat nun aus der Affäre gezogen hat, ist allerdings Wischiwaschi. Zumal die Begründung in der Mitteilung des Vereins widersprüchlich klingt: Ein Rassismusvorwurf sei unbegründet, ein Verstoß gegen das in der Vereinssatzung und im Leitbild verankerte Diskriminierungsverbot sei Tönnies aber vorzuwerfen. Aha.

Mal sehen, wie die DFB-Ethikkommission in ihrer Sitzung am 15. August über den Fehltritt des bisherigen und Bald-wieder-Aufsichtsratsvorsitzenden denkt. Die Angelegenheit ist für Tönnies nämlich noch nicht ausgestanden. Ohnehin werden ihn die Ereignisse der vergangenen Tage ein Lebtag verfolgen. Der Imageschaden, den der Unternehmer durch seine törichten Worte davongetragen hat, ist immens.

Die Reaktionen der Öffentlichkeit sind ein starkes Zeichen

Auch deshalb, weil die breite Öffentlichkeit sehr deutlich untermauert hat, was sie von den Äußerungen des 63-Jährigen hält - gar nichts. Der Aufschrei war und ist groß, nicht nur aus der Welt des Sports, sondern auch aus der Politik. Die Reaktionen sind ein starkes Zeichen der Allgemeinheit gegen Rassismus. Diese Erkenntnis ist das einzig Positive an der unsäglichen und auch für den gesamten FC Schalke 04 hochnotpeinlichen Farce.

Toni Lieto