Nationalelf

"Das Standing, um problematische Dinge anzusprechen"

André Schürrle über die Nationalelf und Chelsea

"Das Standing, um problematische Dinge anzusprechen"

In voller Fahrt: André Schürrle.

In voller Fahrt: André Schürrle. imago

Immer wieder tauchen bei Schürrle Gedankenblitze auf von jener magischen Nacht am 13. Juli in Rio de Janeiro, als die deutsche Nationalmannschaft nach 24-jähriger Durststrecke wieder den WM-Pokal holte. "Götzes Tor im Finale, meine Flanke, später der Abpfiff. Das vergisst man nie", erinnert er sich immer wieder gerne. Diese 120 Minuten im Maracana haben nicht nur das Leben des früheren Bundesliga-Profis (Mainz, Leverkusen) verändert. "Man wird anders wahrgenommen in der Öffentlichkeit, ob hier beim Nationalteam, ob im Verein oder in London. Die Leute sehen mich jetzt mit etwas anderen Augen."

Die Fußball-Welt hat Schürrle in Brasilien vor allem als genialen Einwechselspieler kennengelernt. Alle seine sechs WM-Spiele begannen auf der Bank und doch stehen in seiner Bilanz drei WM-Tore und drei weitere Assists - die Geburt des "Super-Jokers". "Letztlich hat mir die Rolle nicht geschadet, weil ich meine Spiele gemacht und auch meine Qualitäten gezeigt habe", sagt er. Sein Ziel ist es freilich, in der DFB-Elf diese "Rolle abzustreifen", wiewohl er weiß, dass "wir auf meiner Position hochkarätig besetzt sind".

Die Rolle hat mir nicht geschadet.

André Schürrle über sein Joker-Dasein bei der WM

In der Nationalelf hat sich Schürrle etabliert (40 Partien, 17 Tore), durch die Rücktritte von Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker wird sich die Hierarchie in der Löw-Elf verschieben. Stellt sich die Frage, ob er mit seinen 23 Lenzen nun nach mehr Verantwortung strebe? "So etwas zeigt sich eher bei Spielen auf dem Platz als durch Äußerungen in der Öffentlichkeit. Wir haben sicher genügend starke Charaktere im Team, für unser Innenleben wird das kein großes Problem sein."

Der größte aller Titel half dem pfeilschnellen Offensivmann natürlich auch beim FC Chelsea, die Saison 2013/14 brachte bei den Blues den großen Karriereschritt. Schürrle ist sich im Klaren darüber, dass er sich auf den vergangenen Lorbeeren nicht ausruhen kann, sagt aber auch: "Es war schon ein Durchbruch für mich, auch international im Ansehen. Denn ich habe mich in einem Verein, der praktisch nur aus Weltstars besteht, durchgesetzt, immer wieder gespielt, meine Tore gemacht." Und nach der WM war der Empfang beim Mourinho-Klub absolut "unglaublich. Alle haben sich mit mir gefreut, alle wollten die Medaille sehen. Und alle waren der Ansicht: Die beste Mannschaft ist Weltmeister geworden." Unter dem Strich steht: "Die Brust ist breiter geworden. Jetzt habe ich das Standing, um selbst auch mal problematische Dinge anzusprechen."

Mourinho nimmt Schürrle gleich in die Pflicht

Apropos ansprechen. Sein Trainer Jose Mourinho nahm Schürrle gleich am ersten Arbeitstag nach dem verlängerten Urlaub zur Seite. "Er hat mir gesagt, dass er mit mir plant und ich zum ersten Punktspiel fit sein muss. Ich bin direkt aus dem Urlaub ins Mannschaftstraining, habe in meiner ersten Woche drei Testspiele gemacht. Da tat gleich wieder alles weh. Aber die Rechnung ging auf. Ich habe mich im ersten Spiel sehr gut gefühlt, sofort ein Tor erzielt. Das baut auf."

Bei Chelsea etabliert: André Schürrle, hier gegen Dean Hammond von Leicester.

Bei Chelsea etabliert: André Schürrle, hier gegen Dean Hammond von Leicester. imago

Dabei erlebte er an der Stamford Bridge einen Seitenwechsel. Zuletzt beackerte Schürrle bei Chelsea regelmäßig die linke Seite, nun plant der portugiesische Coach ihn eher auf dem rechten Flügel ein. Für den gebürtigen Ludwigshafener kein Problem. "Sieht so aus, dass dies meine Position wird. Ich werde nicht mehr so in die Mitte ziehen können, aber ich fühle mich auch da wohl. Ich habe meine Aktionen, kann mit Läufen in die Tiefe meine Chancen suchen."

Vorfreude auf Schalke

Unter anderem in den beiden Champions-League-Spielen gegen den FC Schalke, wobei er sich schon besonders auf das Auswärtsspiel im Pott freut. "Natürlich wünscht man sich manchmal, wieder in seinem Heimatland zu sein. Im Moment bin ich unheimlich glücklich bei Chelsea, aber meine Karriere ist ja noch lang. Und die Bundesliga ist immer reizvoll", so der Wahl-Londoner.

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