2. Bundesliga

Dardai: "Es war komplett gegen den Plan"

Hertha BSC bekommt von St. Pauli erneut die Grenzen aufgezeigt

Dardai: "Es war komplett gegen den Plan"

Pal Dardais Eingriffe an der Seitenlinie fruchteten nicht: Hertha stand am Millerntor auf verlorenem Posten.

Pal Dardais Eingriffe an der Seitenlinie fruchteten nicht: Hertha stand am Millerntor auf verlorenem Posten. IMAGO/Nordphoto

Als bestes Team der ersten Halbzeit waren die Berliner nach Hamburg gereist, zu sehen war in den ersten 45 Minuten dann das Gegenteil: Hertha BSC stand unter Dauerdruck - und kam bis zur Pause nicht raus aus St. Paulis auf Gegenpressing basierendem Schwitzkasten. Weil fast alle Bälle überaus schnell wieder weg waren, gab es im ersten Durchgang keine Entlastung - und keinen Berliner Schuss aufs Tor.

Wir hatten nicht mal eine Balleroberung, haben uns nicht rausgeschoben.

Pal Dardai

"In der ersten Halbzeit kam nach drei Pässen der Fehlpass, so kannst du auswärts nichts bewegen", sagte Trainer Pal Dardai bei "Sky" nach einem Nachmittag zum Vergessen. "Wir hatten nicht mal eine Balleroberung, haben uns nicht rausgeschoben. Es war komplett gegen den Plan, wir hatten einen ganz anderen Plan."

Letzte Konsequenz fehlt trotz Steigerung nach Wiederanpfiff

Erst nach dem Seitenwechsel, bei 0:2-Rückstand und mit drei frischen Kräften (Derry Scherhant, Ibrahim Maza, Marton Dardai), fand der Bundesliga-Absteiger die Eingangstür ins Spiel. "Die zweite Halbzeit war besser, wir haben viel geändert", befand Dardai. "Da sind wir mutig mit dem Ball umgegangen. Ich wollte sehen, dass die Mannschaft nach vorn verteidigt." Scherhant und Maza kamen zu Abschlüssen, ebenso Fabian Reese. Das Team zeigte kollektiv einen deutlich aktiveren Auftritt als in den 45 Minuten zuvor. Aber "die letzte Konsequenz, den richtigen Torschuss, die richtige Torchance" vermisste der Coach auch im zweiten Spielabschnitt, "der letzte Pass war nicht da", wieder nicht.

Vor allem in Sachen "Handlungs- und Reaktionsschnelligkeit" konstatierte Dardai nicht zum ersten Mal "ein Riesendefizit" bei seinem Team - und sieht den FC St. Pauli auch in diesem Bereich enteilt: "Das ist eine Top-Mannschaft, eine handlungsschnelle Mannschaft mit einer Top-Reaktionsschnelligkeit - nicht umsonst stehen sie da oben."

Kenny fehlt gegen Schalke - Tabakovic mit Knieproblemen

Wie schon im Hinspiel Ende September (1:2) war Hertha auch im Rückspiel am Sonntag zeitweise nur ein Sparringspartner für die dominant, strukturiert und zielstrebig auftretenden Hamburger. Für die Berliner, die durch die Niederlage auf Platz elf abrutschten, hatte der Arbeitstag schon vor dem Anpfiff unglücklich begonnen. Stammkeeper Tjark Ernst (muskuläre Probleme im Hüftbereich) verletzte sich beim Aufwärmen. Für ihn kam der im vergangenen Sommer vom Karlsruher SC zu Hertha zurückgekehrte Marius Gersbeck zu seiner Zweitliga-Premiere in dieser Saison, packte bei Flanken gut zu, sah aber beim 0:2 von Marcel Hartel nicht sonderlich glücklich aus (44.). Vorausgegangen war ein missglückter Aufbauversuch von Michal Karbownik, der mit seinem Zuspiel Pascal Klemens in die Bredouille brachte - folgenschwerer Ballverlust inklusive. Torjäger Haris Tabakovic war beim Aufwärmen bei einem Torschuss umgeknickt und hatte sich danach das rechte Knie gehalten. Bereits in den vergangenen Wochen hatte der bosnische Nationalspieler Knieprobleme. Der Angreifer biss auf die Zähne, aber nach 45 Minuten war für ihn Schluss.

Am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Schalke 04 muss Dardai zudem auf der Rechtsverteidiger-Position umstellen: Stammkraft Jonjoe Kenny kassierte gegen St. Pauli nach einem Foul gegen Elias Saad die 5. Gelbe Karte und muss gegen seinen Ex-Klub zuschauen.

Steffen Rohr