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Cristiano Ronaldo, die Preisspirale und eine neue DNS - Juventus im Check: Gejagt von allen - Spielen Weltmeister Sami Khedira und Emre Can bei der Alten Dame eine Rolle?

Juventus im Check: Gejagt von allen - Konkurrenz für Khedira und Can

Cristiano Ronaldo, die Preisspirale und eine neue DNS

Aushängeschild von Juventus: Cristiano Ronaldo.

Aushängeschild von Juventus: Cristiano Ronaldo. imago images

Auf dem Transfermarkt explodieren die Preise, das steht seit Jahren außer Frage. Etwas zu sagen dazu hatte kürzlich Cristiano Ronaldo. Vom portugiesischen TV-Sender "TVI" darauf angesprochen, teilte der 34-Jährige mit: "Es ist schwer zu sagen, wie viel ich heutzutage wert wäre - schließlich kostet heute nahezu jeder Spieler 100 Millionen Euro - auch wenn er noch gar nichts gezeigt hat. Joao Felix (Landsmann von CR7, 19 Jahre, für 126 Millionen Euro von Benfica zu Atletico gewechselt; Anm.d.Red.) ist da vielleicht eine Ausnahme, ansonsten aber zahlt man ja bereits für Abwehrspieler und Torhüter 70, 80 Millionen Euro. Damit bin ich nicht einverstanden, aber so sieht der Markt in diesen Zeiten nun einmal aus. Ich selbst wäre heute vielleicht drei- oder viermal so viel wert wie damals."

Sicher ist: Das Geld, das in Cristiano Ronaldo investiert worden ist, hat sich immer ausgezahlt. Für etwa 20 Millionen Euro kam der Stürmer 2003 von Sporting Lissabon zu Manchester United, für 94 Millionen Euro schließlich 2009 zu Real Madrid und für 117 Millionen Euro vergangenes Jahr zu Juventus. Seine Zahlen dabei lesen sich famos: Mit 126 Treffern in 162 Spielen ist CR7 Rekordtorschütze der Königsklasse, hat außerdem in den nationalen Ligen für seine Klubs überaus eifrig vollendet (311 Tore in 292 La-Liga-Partien, 80 Tore in 167 Premier-League-Partien, 21 Tore in 31 Serie-A-Partien).

CR7: "Mein Unterbewusstsein arbeitet"

Genug hat der fünfmalige Champions-League-Sieger und amtierende italienische Meister aber nicht, will im zweiten Jahr mit Juve hoch hinaus: "Ich will alles gewinnen!" An Motivation mangelt es dabei nicht, wenngleich der 34-jährige andeutet: "Vielleicht beende ich im nächsten Jahr meine Laufbahn. Aber ich kann auch noch spielen, bis ich 40 oder 41 bin. Ich will einfach den Moment genießen. Mein Unterbewusstsein arbeitet, ich gebe oft vielleicht nur noch 75 Prozent und nicht mehr die vollen 100 Prozent. Dennoch bin ich weiterhin so motiviert wie am ersten Tag." Das möchte der Europameister von 2016 auch von Spieltag 1 an zeigen, er geht dabei als fixer Ankerpunkt im Turiner System an den Start.

Der neue Mann am Juve-Ruder

Maurizio Sarri

Raucht gern - und denkt viel an Fußball: Coach Maurizio Sarri. imago images

Seinen ersten Tag erlebt dagegen Turins neuer Trainer Maurizio Sarri am kommenden Samstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker.de und live wie auf Abruf bei DAZN - hier geht's zur Anmeldung inklusive Gratismonat!), wenn es zum Auftakt der neuen Serie-A-Spielzeit nach Parma geht.

Der zuletzt an einer Lungenentzündung erkrankte 60-jährige Coach, der als amtierender Europa-League-Champion vom FC Chelsea gekommen ist und zuvor lange Jahre erfolgreich bei Juve-Konkurrent Napoli (2015-2018) gearbeitet hat, ist bei der Alten Dame auf Massimiliano Allegri gefolgt - und wird in den ersten beiden Saisonspielen (Parma, Napoli) nicht aktiv teilnehmen können, wie der Klub am Donnerstag mitgeteilt hat. Ruhe ist geboten.

Sarris allgemeine Aufgaben sind allerdings klar: Er muss den nationalen Erfolg seines Vorgängers (vier Doubles in Folge, zuletzt nur die Meisterschaft) bestätigen, den italienischen Rekordmeister (35 Titel) zum achten Scudetto in Serie führen - und die Champions League zum wiederholten Male ins Visier nehmen. Auf den Henkelpott warten die Bosse schließlich sehnlich, zu lange sind die alten Erfolge in diesem Wettbewerb schon her (1984/85, 1995/96).

Doch nicht nur das! Sarri ist auch geholt worden, um den effektiven Turiner Fußball auf ein ansehnlicheres Level zu heben - um so neben den standardmäßig einkalkulierten Titeln besseres Image sowie mehr Fans weltweit zu gewinnen. Der Kettenraucher gilt schließlich als Meister seines Fachs, steht für genussvollen, trickreichen Offensivfußball.

"Mister 33": "Ich darf mich glücklich schätzen"

Wie vernarrt Sarri dabei in seine Arbeit ist, verraten ein paar Anekdoten. In Neapel geboren und in der Toskana aufgewachsen, begann er seine Trainerarbeit bei niederklassigen Vereinen - wie zum Beispiel Sansovino. Dort sagte er gleich mal, dass er seine komplette Laufbahn direkt wieder beenden würde, wenn er nicht Erster werden würde. Er wurde Erster. Etliche Stationen später kam er schließlich beim FC Empoli (2012-2015) unter, führte den toskanischen Verein mit 55 Jahren in die erste Liga und zum Klassenerhalt. Einmal von einem Journalisten angesprochen, der schlechtbezahlteste Trainer der Serie A zu sein, sagte der Mann, der früher Wirtschaft studiert und als Bankangestellter gearbeitet hatte: "Hören wir auf mit den Witzen. Ich werde für etwas bezahlt, das ich umsonst nach der Arbeit machen würde. Ich darf mich glücklich schätzen."

Anstrengend ist es, um sechs Uhr aufzustehen und in die Fabrik zu gehen.

Maurizio Sarri

Sarri trägt außerdem den Spitznamen "Mister 33", weil er in seiner Zeit bei Sansovino angeblich 33 Standardsituationen einstudieren ließ. Der Coach ist überzeugt, dass man jedes Detail überdenken müsse, um einem Gegner überlegen zu sein. Ob das vielleicht zu anstrengend für seine Spieler sei? "Anstrengend ist es, um sechs Uhr aufzustehen und in die Fabrik zu gehen."

Akribisch wie eh und je arbeitet er nun beim italienischen Rekordmeister, Sarri ist bei der größten Adresse des Serie-A-Fußballs angekommen - und muss mit den höchsten Ansprüchen sowie unter dem medialen Brennglas leben. Schließlich gilt er nicht nur als Mastermind, sondern auch als unbequemer Typ: Chelsea-Fans verunglimpften ihn zum Beispiel als Scharlatan, obwohl während seiner Londoner Zeit der Europa-League-Titel und die Champions-League-Rückkehr zu Buche stand.

Ein großer, großer Kader

Juventus

Gonzalo Higuain, Sami Khedira, Cristiano Ronaldo, Miralem Pjanic & Co.: Der Kader von Juventus hat es in sich. imago images

Um seinen Auftrag vom Triple aus Scudetto, Coppa Italia und Henkelpott bestmöglich ausführen zu können, stellen ihm die Bosse einen extrem breiten wie hochwertigen Kader zur Seite. Während in der Abwehr neben den Recken Giorgio Chiellini, Leonardo Bonucci mit Matthijs de Ligt (kam von Ajax Amsterdam) ein Coup gelungen ist und im Sturm neben den Akteuren Cristiano Ronaldo, Federico Bernardeschi, Douglas Costa, Juan Cuadrado auch noch die auf dem Transfermarkt gehandelten Mario Mandzukic, Gonzalo Higuain sowie Paulo Dybala vorhanden sind,...

...hat es das Mittelfeld erst recht in sich. Dort finden sich neben den beiden ablösefrei an Land gezogenen Akteuren Adrien Rabiot (PSG) und Aaron Ramsey (Arsenal) auch noch Rodrigo Bentancur, Blaise Matuidi, Standardspezialist Miralem Pjanic sowie die Deutschen Emre Can und Sami Khedira. Außerdem wäre da noch die Rückkehr von Vereinslegende Gianluigi Buffon (zuletzt PSG), dessen Comeback besonders gefeiert wurde.

Erstaunliche Liste: Diese Spieler holte Juventus alle ablösefrei

Dass solch ein Kader auch zu Problemen führen kann, hat Sarri bereits vorsorglich angedeutet - und nochmals Bewegung auf dem Transfermarkt nicht ausgeschlossen: "Wir müssen noch sechs Spieler streichen, was mich in eine schwierige Lage bringt. Die letzten Tage des Transferfensters werden schwer für uns. Es ist eine äußerst unangenehme Situation, weil wir es derzeit riskieren, eigentlich starke Akteure außen vor lassen zu müssen. Ich würde natürlich alle gern behalten, doch das geht nicht. Wir können zum Beispiel für die Champions League nur 22 Spieler mit drei Torhütern melden."

Eine volle Trumpfhand - mit einem Zusatz-Ass

Solche Probleme hätte die Juve-Konkurrenz um Vize-Meister Napoli, Inter Mailand, Überraschungsmannschaft Atalanta Bergamo, die Roma oder Lazio sicherlich gern. Und deswegen führt kein Weg vorbei, auch in diesem Jahr - wen wundert's - Juventus als haushohen Meisterschaftsfavoriten auszuwählen. Der Trainer wirkt vielverprechend, der Kader trotz Dreifach-Belastung brachial stark und die Spieler sind zudem immens erfahren.

Allianz Stadium

Das besondere Ass im Juve-Ärmel: das Allianz Stadium. imago images

Obendrein verfügt Juventus mit dem Allianz Stadium auch vor dieser 88. Serie-A-Saison über die modernste und stets vollbesetzte Arena. Laut einer Studie des Verbandes (FIGC) führten in den oberen drei Ligen versäumte Modernisierungen in den letzten Jahren zu verpassten Einnahmen in Höhe von 300 Millionen Euro jährlich. Juve dagegen schloss als führendes Beispiel die letzte Saison im Stadio delle Alpi noch mit Einnahmen über elf Millionen Euro ab, das vergangene Jahr im neuen Tempel dagegen mit stolzen 60,4 Millionen Euro. Ach so: Seit der Einweihung des Stadions sind die Bianconeri immer Meister geworden - achtmal in Folge! Auch 2020?

mag

35 und acht: Juve verankert sich auf dem Thron