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Coup Pepé und Özils Signale - Arsenal im Check

Premier-League-Vorschau, Teil 1

Coup Pepé und Özils Signale - Arsenal im Check

Arsenals Rekordeinkauf: Nicolas Pepé.

Arsenals Rekordeinkauf: Nicolas Pepé. Arsenal FC

Vielleicht fragt Unai Emery sich in ein paar Tagen, wenn die Gruppenphase der Europa League ausgelost wird, warum die Kugel mit "Arsenal FC" nicht schon am Abend zuvor gezogen wurde. Vielleicht denkt er dann nochmal an Crystal Palace, Christian Benteke, Wilfried Zaha und Shkodran Mustafi. An dieses 2:3 im Mai, das Arsenal im Ligaendspurt die Champions League gekostet haben dürfte; in dem Mustafi für zwei Gegentore und kurz danach für ein zehnminütiges "This is why Mustafi must leave"-Video auf Youtube verantwortlich war. Ein Video mit 1,6 Millionen Aufrufen. Oder Emery denkt an das anschließende 0:3 in Leicester oder das 1:1 gegen Brighton. An verschenkte Punkte und Millionen.

Es könnte in diesem Jahr, trotz Fan-Protesten und Spielerstreiks, so viel entspannter sein im roten Sektor Nordlondons. Aber weil Arsenal später auch im Europa-League-Endspiel den Kürzeren zog (1:4 gegen Chelsea), findet die Champions-League-Saison zum dritten Mal in Folge ohne die Gunners statt.

Inzwischen leiht Arsenal Real-Spieler aus, um ihnen Spielpraxis zu verschaffen

Wie auch im letzten Sommer muss die gerade neu aufgestellte Leitung mit Sportdirektor Edu alles dafür tun, nicht komplett den Anschluss zu verlieren. ManCity und Liverpool spielen sehr wahrscheinlich auch in der kommenden Saison in einer anderen Liga als Arsenal, das inzwischen so weit ist, Spieler von Real Madrid ohne Kaufoption auszuleihen, damit diese (Dani Ceballos) sich für "höhere" Aufgaben empfehlen können.

Der Umbruch darf 2019/20 keine Ausrede mehr sein, auch nicht für Emery. Der Trainer steht spätestens ab jetzt unter Erfolgsdruck, Arsenal will und muss zurück in die Top 4. Aber wurde dafür auch genug am Kader getan?

Für Angreifer Pepé gibt Arsenal viel Geld aus, aber die Abwehr...

Rekordeinkauf Nicolas Pepé (24, für 80 Millionen Euro aus Lille gekommen) ist ein Coup, mit dem vorher nicht unbedingt zu rechnen war, vor allem da die Klubbosse um den von Fans angefeindeten Mehrheitseigner Stan Kroenke angeblich nur ein 50-Millionen-Budget in Aussicht gestellt hatten. Pepé wird mit Pierre-Emerick Aubameyang (30) und Alexandre Lacazette (28) garantiert eine fulminante Offensivreihe bilden.

Alexandre Lacazette und Pierre-Emerick Aubameyang

Freuen sich auf einen neuen Kollegen: Alexandre Lacazette und Pierre-Emerick Aubameyang. Getty Images

Auf der anderen Seite hat ein Team, das in der vergangenen Spielzeit mehr Gegentore hinnehmen musste (51) als Kellerkind Newcastle (48), so viel Geld wie noch nie in die Hand genommen, um den Angriff nochmal zu erweitern - anstatt die Defensive zu stärken (was sich bis Donnerstag allerdings noch ändern könnte).

Während Kapitän Laurent Koscielny (33) sich erfolgreich zu einer Rückkehr in die Ligue 1 streikte, scheint die restliche Innenverteidigung mit Sokratis (31), Mustafi (27), Rob Holding (23), Calum Chambers (24) und Konstantinos Mavropanos (21) alles andere als hochklassig besetzt zu sein - auch wenn am "Deadline Day" noch David Luiz (32) von Arsenal kam. Bei Leipzigs Dayot Upamecano (20) war Arsenal mit einem Angebot weit über 60 Millionen Euro abgeblitzt. Neuverpflichtung William Saliba (18, für 30 Millionen Euro) könnte wohl weiterhelfen, musste als Bedingung des Deals aber noch ein Jahr an Saint-Etienne verliehen werden.

Immerhin dürfte Rechtsverteidiger Hector Bellerin (24) nach auskuriertem Kreuzbandriss im Laufe des Saisonbeginns zurückkehren. Und während Sead Kolasinac (26) für seine Heldentat gegen zwei Messerangreifer (zu Recht) gefeiert wird, schnappte sich Arsenal nach zähen Verhandlungen mit Celtic Linksverteidiger Kieran Tierney (22).

Liverpool und ManCity haben gezeigt, dass sich Investitionen in die Abwehr bezahlt machen.

Özil hat das Signal vernommen - findet er doch noch seinen Platz?

Davor ist die Leihe von Dani Ceballos (22) im zentralen Mittelfeld ein Signal für Mesut Özil (30), das der ehemalige Nationalspieler offenbar vernommen hat. Der inzwischen nicht mehr blondierte Zehner, den Arsenal gerne von der Gehaltsliste streichen würde, hat während der Vorbereitung der Gunners (u.a. 2:1-Sieg gegen Bayern) einen guten Eindruck hinterlassen.

Mesut Özil

Zweite Chance? Mesut Özil zeigt sich in der Vorbereitung. Getty Images

Özil scheint gewillt, in Emerys wechselndem System doch noch seinen Platz zu finden. Granit Xhaka (26) und Lucas Torreira (23) dürften im Zentrum gesetzt sein, davor oder daneben (Emery tauscht immer mal von 3-4-2-1 und 4-4-2 auf 4-2-3-1) drängen Youngster wie Matteo Guendouzi (20) und Joe Willock (19) auf Einsätze. Henrikh Mkhitaryan (30) hat in seiner bisherigen Zeit in England noch keinen allzu positiven Eindruck hinterlassen und wird es schwerhaben.

An Quantität mangelt es Emery auf keiner Position, an Qualität allerdings vor allem in der Abwehr. Trotzdem ist es die Aufgabe des spanischen Trainers, das schwankende Schiff wieder in Fahrt zu bringen. Und der Kurs lautet ohne Wenn und Aber Königsklasse.

Arsenal 2019/2020: Wer kam, wer ging

Platzierung in der letzten Saison: 5.

Neuzugänge: Nicolas Pepé (24, Angriff, OSC Lille), William Saliba (18, Abwehr, AS Saint-Etienne, direkte Weiterleihe), Gabriel Martinelli (18, Angriff, Ituano), Dani Ceballos (22, Mittelfeld, Real Madrid, Leihe), David Luiz (32, Abwehr, Chelsea), Kieran Tierney (22, Abwehr, Celtic)

Abgänge: Aaron Ramsey (28, Mittelfeld, Juventus), Petr Cech (37, Torwart, Karriereende), Stephan Lichtsteiner (35, Abwehr, unbekannt), Danny Welbeck (28, Angriff, unbekannt), Krystian Bielik (21, Abwehr, Derby County), David Ospina (30, Torwart, SSC Neapel), Takuma Asano (24, Angriff, Partizan Belgrad), Alex Iwobi (23, Mittelfeld, Everton), Eddie Nketiah (20, Angriff, Leeds, Leihe)

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mkr