Champions League

Champions-League-Reform: "Schweizer Modell" ist für Fans Schweizer Käse

Königsklasse künftig im Liga-Modus?

CL-Reform: "Schweizer Modell" ist für Fan-Organisationen Schweizer Käse

Protest-Banner: Ein klares Statement vom Bündnis "Südtribüne Dortmund" beim Champions-League-Spiel Borussia Dortmund gegen FC Sevilla.

Protest-Banner: Ein klares Statement vom Bündnis "Südtribüne Dortmund" beim Champions-League-Spiel Borussia Dortmund gegen FC Sevilla. kicker

Wieder einmal steht eine Reform der Champions League an. Erneut sind dabei Kompromisse gefragt. Aufs Neue müssen darüber Debatten geführt werden, bei denen sich auch Fan-Organisationen energisch zu Wort melden. Jetzt hat sich die deutsche Initiative "Unsere Kurve" klar positioniert. Ihre Kernaussage: Die Königsklasse darf nicht auf Kosten der nationalen Ligen neu formatiert werden. Die Sorge ist, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im neuen Wettbewerbszyklus ab 2024 den Spalt zwischen den immer gleichen reichen Klubs und der ärmeren Mehrheit vergrößern.

Eine "weitere Aufblähung" der Champions League lehnen auch die einflussreichsten Fanvereinigungen von Bayern München und Borussia Dortmund in einem gemeinsamen Schreiben ab.

Ein liga-ähnlicher Modus?

Der Hintergrund: Wie schon in der Vergangenheit bewegen sich vor der Drohkulisse einer Superliga die UEFA und die Klubvereinigung ECA (European Club Association) auf einen Kompromiss zu, der für die Champions League das "Schweizer Modell" vorsieht - mit einem liga-ähnlichen Modus (u. a gemeinsame Tabelle, Zwischenrunde) und mehr Begegnungen als derzeit (acht Gruppen und darauf folgende K.-o.-Spiele).

Die Interessengemeinschaft der nationalen Ligen hat, vereinfacht ausgedrückt, mit Blick auf die Attraktivität und Vermarktbarkeit der jeweils eigenen Wettbewerbe andere Vorstellungen. Sie dürfte aber einem Kompromiss zustimmen, wenn sie die Anzahl der zusätzlichen Europacup-Spiele auf ein erträgliches Maß herunterhandeln kann - bei entsprechender finanzieller Beteiligung hinsichtlich der Verteilung der europäischen Erlöse.

Die Reform darf nicht auf Kosten der nationalen Ligen gehen.

Fanbündnis "Unsere Kurve"

Es geht in den Verhandlungen vor allem um die Anzahl der Spiele im Europapokal, um kontinentale Spieltage an Wochenenden sowie um die Verteilung der Gelder, die in der Champions League, in der Europa League sowie in der neuen European Conference League eingenommen und verteilt werden.

Mindestens zehn Vorrundenspiele

Das "Schweizer Modell" sieht eine Aufstockung der Königsklasse von derzeit 32 auf 36 Teilnehmer vor. Jedes Team hätte mindestens zehn statt bisher sechs Spiele in der Vorrunde zu absolvieren.

"Unsere Kurve" sagt "klar und deutlich: Die Reform darf nicht auf Kosten der nationalen Ligen gehen".

Das Fanbündnis warnt davor, dass Startplätze für die Champions League nicht nur aufgrund des sportlichen Ergebnisses in der vorangegangenen Saison vergeben werden, sondern auch aufgrund von Erfolgen aus der Vergangenheit. Dies bevorteile große Klubs.

Im Gespräch bei der UEFA ist bei einem erweiterten Teilnehmerfeld die Startplatzvergabe über den Koeffizienten für Nationen (was Frankreich entgegenkäme), die Würdigung tatsächlicher Meister aus mittelgroßen Ligen ("Lex Ajax Amsterdam") sowie in der Tat die Berücksichtigung mittelfristig zurückliegender Erfolge (für die Arsenals des Kontinents).

Bayern verdiente fast so viel wie alle nicht qualifizierten Vereine Europas

"Unsere Kurve" rechnet vor: "Bisher wird in der Champions League (32 Klubs) das Vierfache der Europa League (48 Klubs) ausgeschüttet. Die nicht für Europa qualifizierten Vereine der nationalen Ligen erhalten bescheidene vier Prozent der Erlöse aus einem sogenannten Solidartopf. Die nicht für Europa qualifizierten Vereine der nationalen Ligen erhielten 2018/19 gemeinsam 130 Millionen Euro, während der FC Bayern München alleine 117 Millionen Euro für den Champions-League-Sieg einnahm."

Durch den CL-Sieg 2020 nahm der FC Bayern München alleine 117 Millionen Euro ein.

Durch den CL-Sieg 2020 nahm der FC Bayern München alleine 117 Millionen Euro ein. Getty Images

Das Fanbündnis fordert daher: "Die Chance einer gleichmäßigeren Einnahmen-Verteilung, die nationale Ligen stärkt statt schwächt und die internationalen Wettbewerbe gleichmäßiger berücksichtigt, muss jetzt ergriffen werden."

Konkret bedeute dies: "keine zusätzlichen Spieltage in den UEFA-Wettbewerben durch die geplante Reform; Vergabe etwaiger zusätzlicher Startplätze in der Champions League ausschließlich anhand der sportlichen Qualifikation in der Vorsaison; Plätze bevorrechtigt an die Meister der nationalen Ligen, niemals über den UEFA-Koeffizienten."

DFL und DFB: Stellungnahme erwartet

Die Initiative "Football Supporters Europe" (FSE) hat sich ebenso positioniert. Von DFL und DFB erwartet "Unsere Kurve" in dieser Debatte rasch eine klare Stellungnahme, wie es in einer Pressemitteilung weiter heißt.

Eine Entscheidung des UEFA-Exekutivkomitees über die Europapokal-Reformen wird für Anfang April erwartet.

Jörg Jakob