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Chaos pur! Klopp geht mit Liverpool in Watford unter

17. Spieltag: Ighalo schießt die Reds ab

Chaos pur! Klopp geht mit Liverpool in Watford unter

Chaos in der Defensive: Liverpools Ersatztorwart Adam Bogdan und Teamkollege Adam Lallana.

Chaos in der Defensive: Liverpools Ersatztorwart Adam Bogdan und Teamkollege Adam Lallana. imago

"Gebt Klopp ein Trikot!" Auch wenn Jamie Carragher Jürgen Klopp mutmaßlich nie hat spielen sehen, vollkommen unverständlich war der Twitter-Hilferuf der Liverpool-Legende am Sonntagnachmittag nicht: "Seine" Reds lieferten im Ligaspiel bei Aufsteiger Watford eine teilweise hanebüchene Defensivleistung ab und verloren hochverdient mit 0:3. Es ist der nächste Rückschlag für Klopp, der jetzt genauso viele Punkte geholt hat wie Vorgänger Brendan Rodgers an den ersten acht Spieltagen (3/3/2) - bei einem Spiel mehr (3/3/3).

Schon in der ersten Hälfte sorgte Watford, der mit Abstand stärkste Aufsteiger der Saison, mit einfachen Mitteln für klare Verhältnisse. Mit leidenschaftlicher Zweikampfführung und eiskalter Chancenverwertung nutzten die "Hornissen" die Liverpooler Fehler gnadenlos aus. Beim 0:1 ließ Bogdan, der für Stammkeeper Mignolet (muskuläre Probleme) im Gäste-Tor stand, eine Ecke im eigenen Fünfmeterraum fallen. Zwar packte der Ungar im Nachfassen zu, ließ sich den Ball jedoch von Aké aus der Hand spitzeln - ein dicker Patzer, aber auch ein umstrittenes Tor (3.). Beim 0:2 störte Skrtel Ighalo nicht, der aus spitzem Winkel sein elftes Saisontor markierte (15.).

Reds-Schreck Ighalo hat jetzt zwölf der 21 Watford-Tore erzielt

Was Liverpool defensiv bot, war abenteuerlich: Bogdan wackelte immer wieder, Sakho, der nach langer Verletzungspause sein Comeback feierte, verlor nahezu jeden Zweikampf, und der sprintschwache Skrtel musste mit einer Rückenblessur auch noch vorzeitig ausgewechselt werden (42.). Besonders besorgniserregend für Klopp aber: Auch die sonst zuverlässige Offensive um Coutinho und Firmino brachte kaum einen zwingenden Angriff zustande.

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Nach dem Seitenwechsel hatten die Reds gar Glück, nicht schnell das 0:3 hinnehmen zu müssen: Nach einem Sakho-Ausrutscher hatte Ighalo freie Bahn, scheiterte aber an Bogdans starker Reaktion (63.). Vorne fing sich Liverpool zwar einigermaßen - Gomes parierte gegen Henderson (66.) und Can (72.) -, am Spielausgang änderte sich aber nichts mehr - weil sich hinten nichts änderte: Ighalo nutzte den nächsten Chaos-Moment in der Gäste-Hintermannschaft per Kopf zum Endstand (85.). Der Nigerianer hat damit zwölf der 21 Saisontore seines Klubs erzielt. Watford darf nun sogar an den Europapokalplätzen schnuppern, Liverpool hat fünf Punkte Rückstand auf Platz vier und fünf - und Klopp ein kapitales Abwehrproblem.

Klopp frustriert: "Wir haben den Kopf verloren"

Klopp ärgerte sich vor allem über die "sehr schlechte" Reaktion seiner Elf auf den frühen Rückstand. "Wir haben den Kopf verloren, haben aufgehört, Fußball zu spielen", sagte er beim englischen TV-Sender "Sky Sports". "Das erste Gegentor ist Adam Bogdans Fehler, aber danach hat er beide Hände am Ball, das ist normalerweise ein Foul. Ich glaube, der Referee hat es nicht gesehen. Es war eine falsche Entscheidung, aber wir haben mehr davon gemacht."

Seit dem 6:1-Ausrufezeichen im Ligapokal in Southampton, dem bislang letzten Pflichtspielsieg, sei viel passiert, deutete Klopp gegenüber der "BBC" an. "Es ist nicht so leicht, all diese Dinge kurz zu benennen. Wir müssen besser spielen und unsere Fähigkeiten besser nutzen." Die nächste Aufgabe wird allerdings nicht angenehmer: Am "Boxing Day" kommt Tabellenführer Leicester an die Anfield Road.

jpe