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Chance und Risiko: ManUnited in Mourinhos Schatten

Premier-League-Vorschau, Teil 6: Manchester United

Chance und Risiko: ManUnited in Mourinhos Schatten

In Mourinhos Schatten: Manchester United will mit Pogba, Ibrahimovic, Mhitaryan und Rooney auch sportlich wieder zum Big Player werden.

In Mourinhos Schatten: Manchester United will mit Pogba, Ibrahimovic, Mhitaryan und Rooney auch sportlich wieder zum Big Player werden. imago

Das bereitet Zuversicht: José Mourinho. Mit drei Jahren Verspätung hat es "The Special One" doch zu United geschafft. Mit dem 53-Jährigen soll die Siegermentalität ins Old Trafford zurückkehren, die dem 20-maligen Meister seit dem Ferguson-Abgang so kolossal abhandengekommen ist. Mourinho kennt die Liga (ein nicht zu unterschätzender Vorteil), Mourinho weiß, wie man sie gewinnt.

Und dass das missglückte Vorjahr bei Chelsea der Strahlkraft des Portugiesen nichts anhaben konnte, zeigte sich bereits vor Saisonbeginn. Zuletzt hatte sich United auf dem Transfermarkt reihenweise blamiert. Absagen, Pannen, Panikkäufe - die Bilanz von Strippenzieher Ed Woodward war gruselig. Im Sommer 2016 hat United seine Geschäfte früh wie lange nicht mehr abgeschlossen. Mit Eric Bailly, Zlatan Ibrahimovic und Henrikh Mkhitaryan wurde der Kader in vielerlei Hinsicht sinnvoll verstärkt.

Trainersteckbrief Mourinho
Mourinho

Mourinho José

Spielersteckbrief Pogba
Pogba

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Spielersteckbrief Ibrahimovic
Ibrahimovic

Ibrahimovic Zlatan

Spielersteckbrief de Gea
de Gea

de Gea David

Spielersteckbrief Schweinsteiger
Schweinsteiger

Schweinsteiger Bastian

Spielersteckbrief Bailly
Bailly

Bailly Eric

Spielersteckbrief Mkhitaryan
Mkhitaryan

Mkhitaryan Henrikh

Ein starker Transfersommer - gekrönt von Pogba

Und der große Preis kam ja noch. Denn bei allen mitunter fragwürdigen Randerscheinungen der Rekord-Verpflichtung des "verlorenen Sohnes" Paul Pogba: Dass der teuerste Fußballer der Welt nicht zu Real Madrid oder dem FC Barcelona wechselt, sondern zu Europa-League-Teilnehmer Manchester United ist ein Statement. Und zwar kein kleines. Wäre der Franzose, mit seinen technischen Qualitäten und seiner physischen Präsenz bestens ausgestattet für die Premier League, zu United gewechselt, hätte der Trainer van Gaal (oder gar Moyes) geheißen? Unvorstellbar.

In der Offensive wird sich United noch finden müssen, um den zuletzt verlorenen Verve wiederzugewinnen. Um seine Defensive - die neben Bailly auch noch vom gefühlten Neuzugang Luke Shaw (nach Schien- und Wadenbeinbruch) verstärkt wird - muss sich Mourinho keine Sorgen machen. Denn auch wenn sich im Kopf ein anderes Bild festgesetzt haben mag: Schon letzte Saison hatte United mit nur 35 Gegentoren (gemeinsam mit Tottenham) die beste Abwehr der Liga. Das lag natürlich auch am erneut famosen Torhüter David de Gea, der seine Wechselpläne ad acta gelegt hat. Auch wegen Mourinho.

Ibrahimovic, Lingard, de Gea mit dem Community Shield

Der erste Titel ist schon gewonnen: Ibrahimovic, Lingard und de Gea nach dem Sieg im Community Shield. picture alliance

Das bereitet Sorgen: José Mourinho. Dass er seine Schattenseiten hat, weiß man auch in Manchester - deshalb zögerten die United-Granden wie Charlton und Ferguson auch lange, bis sie der Verpflichtung des Portugiesen ihren Segen gaben. Verzettelt sich Mourinho, dessen Behandlung von Bastian Schweinsteiger unnötig schroff war, wieder auf Nebenkriegsschauplätzen? Gegen Arsene Wenger und Jürgen Klopp teilte er bereits aus, ob der Frieden mit seinem früheren Intimfeind Pep Guardiola hält, bleibt abzuwarten. Bringt ausgerechnet er den Fans im Old Trafford den langersehnten Offensivfußball zurück? Die zuletzt lahmende Abteilung Attacke (nur 49 Ligatore) muss wieder zum Leben erweckt werden.

Die Suche nach der Formation - Problem Rooney?

Die Suche nach der besten Formation könnte sich dabei schwierig gestalten. Mourinho favorisiert das 4-2-3-1. Allerdings liegt seinem neuen Superstar dieses System nicht allzu sehr, das hat sich auch bei der EM wieder gezeigt. Pogba fühlt sich im 4-3-3 am wohlsten, dort kann er seine herausragenden Qualitäten am besten ausspielen. Flankiert von Mkhitaryan und einem zurückgezogenen Taktgeber (Carrick, Herrera) könnte das auch bei United funktionieren. Zumal auch ein Angriff mit Ibrahimovic, der seine Premier-League-Tauglichkeit mit 34 Jahren allerdings noch nachweisen muss, im Zentrum und schnellen Flügelstürmern (Martial, Rashford, Lingard, Depay) einiges verspricht.

Das (ewige) Problem, an dem sich nun schon diverse Vereins- und Nationaltrainer den Kopf zerbrachen: Wohin mit Wayne Rooney? Den Kapitän für das 4-3-3 opfern? Schwierig. Zlatan auf die Bank setzen? Noch schwieriger. Sollen beide spielen, müsste wohl doch das 4-2-3-1 her.

Klar ist: Mit diesem Kader (und erst Recht nach dem Pogba-Transfer) muss Mourinho in dieser Saison um die Meisterschaft mitspielen. Das ist sein (bereits ausreichend artikulierter) eigener Anspruch, daran wird er sich messen lassen müssen. Die Europa League dürfte der Portugiese dabei als lästigen Ballast schnell über Bord werfen. Den Enthusiasmus hat Mourinho bereits zurück ins Old Trafford gebracht. Meistertitel Nummer 21 könnte folgen - ein Totalschaden ist aber auch nicht auszuschließen. Der erste Härtetest (nach dem 2:1 im Community Shield gegen Meister Leicester) lässt nicht lange auf sich warten: Am vierten Spieltag (10. September) kommt Lokalrivale City samt Pep Guardiola zum ersten Stadtduell der neuen Zeitrechnung. Für Unterhaltung sollte in Manchester diese Saison auf jeden Fall gesorgt sein.

ski