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Capellos Abgang und die Folgen

England: Erst Pearce - dann Redknapp?

Capellos Abgang und die Folgen

Kein Grund für Schwarzseherei: Die FA versuchte am Donnerstag, optimistisch zu wirken.

Kein Grund für Schwarzseherei: Die FA versuchte am Donnerstag, optimistisch zu wirken. picture alliance

"Wir wollen nichts überstürzen", erklärte Verbandspräsident David Bernstein am Donnerstag, ein Nachfolger für Capello soll aber "so schnell wie möglich" an Land gezogen werden. Durch die nicht unerwartete Interimslösung Pearce ("Er kennt die Spieler sehr gut") hat die FA ein wenig Zeit gewonnen - auch wenn die EURO in weniger als vier Monaten beginnt.

Nichtsdestotrotz kommt Pearce' Engagement einer Verpflichtung von Tottenham-Coach Harry Redknapp entgegen, der so zumindest bis Saisonende die Geschicke der Spurs leiten könnte, um dann in der heißen Vorbereitungsphase als Nationaltrainer einzusteigen. Redknapp ist jedenfalls der klare Favorit auf den Job. Zumal Bernstein nicht ausschloss, einem Trainer zunächst eine Doppelfunktion - sprich Klub- und Nationalcoach in Personalunion - zuzugestehen: "Wir sind für alles offen."

Trainersteckbrief Capello
Capello

Capello Fabio

Trainersteckbrief Pearce
Pearce

Pearce Stuart

Trainersteckbrief Redknapp
Redknapp

Redknapp Harry

England - Vereinsdaten
England

Gründungsdatum

01.01.1863

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Es wäre nicht korrekt, sich auf irgendetwas anderes als Tottenham zu konzentrieren.

Harry Redknapp

Redknapp äußerte sich am Donnerstag erst einmal zurückhaltend. "Es wäre nicht korrekt, sich auf irgendetwas anderes als Tottenham zu konzentrieren. Darauf liegt mein Fokus", so der 64-Jährige. Capellos Rücktritt habe ihn "geschockt" und "überrascht". "Wir wussten, dass er im Sommer gehen würde, aber ich habe es nicht jetzt erwartet." Über das Amt des Nationaltrainers, fügte Redknapp allen Ernstes an, habe er "noch nie nachgedacht". Nicht sehr wahrscheinlich, war doch Redknapp bereits Favorit auf die Capello-Nachfolge nach der EM.

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Capello hatte seinen Rücktritt erklärt, nachdem er in den vergangenen Tagen mit dem Verband aneinandergeraten war. Knackpunkt war das Vorgehen der FA im Fall John Terry. Gegen den Chelsea-Verteidiger und England-Kapitän hatte die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eingeleitet, weil er während des Premier-League-Spiels am 23. Oktober 2011 gegen die Queens Park Rangers seinen dunkelhäutigen Gegenspieler Anton Ferdinand rassistisch beleidigt haben soll.

Weil die Hauptverhandlung allerdings auf einen Zeitpunkt nach der EURO vertagt worden war, kam die FA zu der Entscheidung, Terry schon vor einem Urteil von seinen Aufgaben als Kapitän der Nationalelf zu entbinden - wegen "der hohen moralischen Verpflichtung des Amtes". Das allerdings gefiel Capello nicht, der daraufhin im italienischen Fernsehen auf Konfrontationskurs mit der FA ging . Damit sei laut Bernstein eine "unbefriedigende Situation" entstanden.

Es war voll und ganz seine Entscheidung.

FA-Präsident Bernstein über Capellos Rücktritt

Der Verband bestellte Capello zu einem Gespräch - das Bernstein am Donnerstag als "aufrichtig" klassifizierte -, an dessen Ende der Italiener sein Amt zur Verfügung stellte. Die FA nahm das Rücktrittsangebot an. Bernstein betont: "Es war voll und ganz seine Entscheidung." Ob er Capello andernfalls entlassen hätte, wollte der Verbandspräsident auf der Pressekonferenz nicht verraten: "Diese Frage stellt sich nicht."

Kein Handshake mit Capello? Die FA widerspricht

Gerüchten, wonach sich beide Seiten nach der Sitzung nicht die Hand gegeben hätten und Capello sogar aus dem Raum gestürmt war, trat Bernstein entschieden entgegen.

Und auch sonst bemühte er sich sichtlich, die Wogen zu glätten. "Der Kader kommt nicht vor Mai zusammen", versuchte Bernstein Optimismus zu verbreiten. "Es ist also reichlich Zeit für den neuen Mann, sich einzurichten und die nötigen Schritte zu unternehmen. Deshalb stehen wir eigentlich viel besser da, als es scheint." Ohne Kapitän und ohne Trainer - sagen dagegen die Fakten.