Das 2:0 gegen Österreich beendete gleich zwei lange Durststrecken der Ungarn: Das Spiel überhaupt war der erste Auftritt bei einer EM seit dem Turnier 1972 in Belgien. Der Sieg schließlich war das erste EM-Erfolgserlebnis seit 52 Jahren (1964)!
"Das ist grandios", erfreute sich Nationaltrainer und Sportdirektor Storck über den Dreier zum Auftakt und legte zugleich frohlockt nach: "Ein Traum geht in Erfüllung!"
Das größte Lob verteilte der 53-jährige Deutsche, der während seiner aktiven Fußballerkarriere für den VfL Bochum und Borussia Dortmund spielte sowie in Berlin, Wolfsburg oder beim BVB Erfahrungen im Trainerbereich sammelte, an seine Spieler: "Meine Mannschaft hat sich belohnt für drei Wochen harte Arbeit. Jeder meiner Spieler ist über sich hinausgewachsen, es war toll, grandios. Das kann man nicht besser spielen als wir in der zweiten Halbzeit. Bravo!"
Spieler 1: Laszlo Kleinheisler
In der Tat überraschten die gegen Österreich als klarer Außenseiter ins Rennen gegangenen Magyaren: Die Defensive stand weitestgehend (David Alaba traf früh den Pfosten) sicher, vorne wirbelte derweil vor allem Laszlo Kleinheisler. Der 22-jährige Bremer, der an der Weser eine unterdurchschnittliche Rückrunde als Winterneuzugang von Videoton FC Szekesfehervar erlebt hatte (sechs Ligaspiele), drehte förmlich auf. Seine beste Szene nach etlichen Dribblings und Vorstößen: Die Vorarbeit zum 1:0 von Adam Szalai, als er nach einem vorangegangenen Doppelpass das Leder perfekt für den Stürmer durchsteckte.
Gruppe F - 1. Spieltag
"Er ist ein Riesentalent", sang Ungarns Trainer Storck auch hier ein Loblied. Zudem sei er sich sicher, dass Kleinheisler, der von der UEFA zum Spieler des Spiels gekürt wurde, "seinen Weg in der Bundesliga gehen wird. So oder so."
Spieler 2: Adam Szalai
Apropos Bundesliga, apropos Szalai: Der Angreifer der TSG 1899 Hoffenheim, zuletzt ausgeliehen an Absteiger Hannover 96 (zwölf Ligaspiele und ein Tor 2016), stieg mit seinem Abschluss zum Nationalhelden auf. "Ein Riesenkompliment" sprach auch hier Coach Storck hinterher aus: "Er hat gezeigt, dass er ein wichtiger Spieler für uns ist."
Spieler 3: Zoltan Stieber
Lupfer ins Glück: Zoltan Stieber überwindet Robert Almer. Getty Images
So wie der dritte Bundesliga-Legionär im Bunde: Zoltan Stieber. Der zuletzt beim 1. FC Nürnberg aktive Offensivdribbler (ausgeliehen vom Hamburger SV), der sich im Frankenland nicht wie gewünscht zur offensiven Verstärkung aufgeschwungen hatte (sechs Spiele, ein Tor), brachte mit seinem finalen 2:0 den Sieg gegen die Alpenrepublik Österreich unter Dach und Fach. Dabei setzte der 27-Jährige nach einem tollen Steilpass zum eleganten und perfekten Lupfer über Torwart Robert Almer hinweg an. "Er hat nie aufgegeben", so Storck. "Ich habe ihm immer wieder gesagt: Junge, ich brauch' dich. Das Vertrauen hat er heute zurückgezahlt."
Kiraly - der Älteste
Ein wichtiger Spieler, genauer gesagt ein wichtiger Rückhalt für die Ungarn ist derweil Stammtorwart Gabor Kiraly. Genau der Kiraly, der schon zwischen 1997 und 2004 bei Hertha BSC in der Bundesliga auftauchte und die graue Jogginghose "salonfähig" machte.
40 Jahren und 74 Tage alt - und immer noch freudig unterwegs: Gabor Kiraly. Getty Images
Mit seinem Einsatz stieg der hocherfahrene Torwart und Ex-Spieler von Crystal Palace, Burnley, 1860 München und Fulham zugleich zum ältesten EM-Akteur aller Zeiten auf. Der Methusalem verdrängte mit seinen 40 Jahren und 74 Tagen den bisher führenden Lothar Matthäus (39 Jahre und 91 Tage) und viele weitere Ü-35er .