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Bulut-Abschied bei Favoritenschreck Fernwald rückt näher

Steuernagel wird neuer FSV-Coach

Bulut-Abschied bei Favoritenschreck Fernwald rückt näher

Auch Tabellenführer Gießen stellte Fernwald ein Bein. Hier behauptet Danny Fischer den Ball gegen Connor Filsinger.

Auch Tabellenführer Gießen stellte Fernwald ein Bein. Hier behauptet Danny Fischer den Ball gegen Connor Filsinger. IMAGO/Oliver Vogler

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Das nennt man einen Favoritenschreck: Geht es gegen die Top-Teams der Hessenliga, trumpft der FSV Fernwald auf. Weder Bayern Alzenau (0:1) noch Tabellenführer FC Gießen (0:1) konnten in der Rückrunde gegen die Mittelhessen punkten, die am Wochenende für die wohl größte Überraschung des Spieltags sorgten. Mit 3:0 fertigten sie Baunatal ab - für den KSV war es ein herber Rückschlag im Aufstiegsrennen.

Nicolas Strack, Erdinc Solak und David Siebert sorgten mit ihren Treffern für den Sieg einer Fernwalder Elf, die sich durch die Vorsaison einen "gewissen Ruf" erarbeitet hat, wie Trainer Daniyel Bulut erklärt. Auf einem starken 4. Platz landete der FSV seinerzeit. Die Folge: "Viele Mannschaften stehen gegen uns hinten drin. Das Problem ist, dass wir bei unseren Chancen dann nicht kaltschnäuzig genug vor dem Tor sind." In schlechter Erinnerung hat der 43-Jährige etwa die 0:1-Niederlagen gegen den SC Waldgirmes und Eintracht Stadtallendorf - als Beispiele für Spiele, "die der Grund sind, warum wir nicht weiter oben stehen".

Mit dem nahenden Saisonende rückt auch der Abschied des Trainers näher. "Wir hatten sehr gute Gespräche, der Verein hat sich sehr um mich bemüht", betont Bulut. Neben gesundheitlichen Gründen - er verpasste die ersten sechs Ligaspiele - spielt aber auch seine nun mehrjährige Tätigkeit eine Rolle: "Den Spielern tut etwas Frisches gut. Und ich möchte Abstand gewinnen und Kraft tanken." Seit 2020 steht Bulut in der Verantwortung, längst fühle er sich an der Oppenröder Straße "wie zuhause". Vor den Spielen gegen Friedberg, Steinbach und Hanau 93 sagt er: "Eigentlich möchte ich gar nicht verabschiedet werden. Es ist ein 'Auf Wiedersehen' und kein 'Tschüss'."

Erste Personalentscheidungen stehen fest

Voll des Lobes über den scheidenden Trainer ist Marko Semlitsch: "Daniyel hat uns damals in einer schwierigen Lage übernommen und in ruhiges Fahrwasser gebracht. Wir hatten eine sehr gute Zeit mit ihm." Künftig wird der Sportliche Leiter mit Daniel Steuernagel zusammenarbeiten. Der Klub präsentierte den 44-Jährigen, der unter anderem schon bei Kickers Offenbach und dem KFC Uerdingen auf der Trainerbank saß, unlängst als Nachfolger Buluts. Viel erhofft man sich in Fernwald vom UEFA-Pro-Lizenz-Inhaber, den Semlitsch als "sehr ehrgeizig, akribisch und gut vernetzt" beschreibt.

Daniel Steuernagel übernimmt zur neuen Saison. imago images/Oliver Vogler

Mit Mika Oberheim, Felix Hahn, Arian Dervishi (alle TSG Wieseck) und Axel Furkert (FC Karben) sind die ersten Neuzugänge publik, weitere sollen folgen. Demgegenüber stehen Kevin Kaguah und Mica Hendrich (beide VfB Marburg) als bislang bekannte Abgänge; Semlitsch rechnet zudem mit dem Wechsel von Angreifer Maik Diede und spricht von "einem größeren Umbruch".

Im vergangenen Sommer hatte der Verein die Verluste von Tom Woiwod und Pierre Kleinheider zu kompensieren; beide Leistungsträger zog es seinerzeit nach Stadtallendorf. "Nach diesen Abgängen wollten wir uns fangen und einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Wir sind also auf einem guten Weg", sagt Bulut. Auf Platz acht liegt sein Team im gesicherten Mittelfeld - daher ordnet auch Semlitsch das Jahr als "überwiegend positiv ein". Denn: "Die Hessenliga ist sehr eng. Man sieht an anderen Mannschaften, wie schnell man unten reinrutschen kann."

Dies kann in dieser Spielzeit nicht mehr passieren. Vielmehr könnten die Mittelhessen aber mit einem erneuten Coup das Rennen um die Meisterschaft beeinflussen. Schließlich geht es am nächsten Spieltag wieder gegen eine Spitzenmannschaft. Schon am Freitag (19.30 Uhr) gastiert der FSV bei Türk Gücü Friedberg, das als Zweiter zwei Punkte hinter Gießen liegt, aber schon eine Partie mehr absolviert hat. Noch gut in Erinnerung dürfte allen Beteiligten das erste Aufeinandertreffen in dieser Saison sein, war das Hinspiel doch eine der spektakulärsten Hessenliga-Partien überhaupt. Zur Halbzeit führte Fernwald noch mit 4:1, ehe sich Friedberg nach einer furiosen Aufholjagd mit 6:4 durchsetzte.

Steffen Schneider

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