3. Liga

Bürger und die Lehrzeit

Jena: Neue Spitze, neuer Kader

Bürger und die Lehrzeit

Henning Bürger

Hat in der letzten Saison schon Höhen und Tiefen mitgemacht: Coach Henning Bürger. imago

In Jena ist nach turbulenten Wochen zum Saisonausklang 2007/08 Ruhe eingekehrt. Die Führungsspitze ist neu, die Mannschaft sowieso. 20 Spieler gingen, 15 kamen. Dieser Weg soll zurück in die 2. Liga führen.

Die Fluktuation nach dem Abstieg war groß. Sportchef Carsten Linke gelang es, mit Sebastian Hähnge und Ralf Schmidt zwei erstliga-erfahrene Akteure zurückzuholen. Was fehlt, ist der typische Zehner, wie ihn Jan Simak verkörperte. Als Leistungsträger ist auch Carsten Sträßer aus Aue geholt worden. Ob Torwart Carsten Nulle, der aus Paderborn kam, das Duell mit Daniel Kraus gewinnen kann, ist fraglich. Er pausiert mit einer Hüftverletzung seit zehn Tagen.

Jena überraschte mit einem 2:1 über den georgischen Meister Dynamo Tiflis. Gegen Siad Most, tschechischer Erstligaabsteiger, gelang ein 1:1. In diesen beiden Spielen zeigte Carl Zeiss schon eine ordentliche Frühform.

Defensiv sind die Jenaer ordentlich aufgestellt. Die kopfballstarken Innenverteidiger Müller und Bochud werden sich bald eingespielt haben, ein Durchkommen wird für jeden Gegner schwer. Auch im Angriff ist Jena mit Hähnge, Schembri und Amirante top besetzt - doch gibt es keinen Ideengeber dahinter. Auch die Außenbahnen sind mit jungen Wilden aus dem eigenen Nachwuchs (Amrhein, Kolitsch) belegt. Fraglich ist, ob deren Vermögen schon für die neue 3. Liga reicht. Der starke Japaner Naoya Kikuchi wird so zu einer Alternative auf der rechten Seite.

Trainer Henning Bürger studierte drei Systeme ein. Sehr defensiv ist die Variante mit zwei Sechsern und nur einer Spitze, während Schembri dahinter im zentralen Mittelfeld spielen könnte. Etwas offensiver ist das 4-4-2 mit Raute, die dritte Variante sind zwei Sechser ohne Spielmacher. Dann würden die Außenbahnspieler mehr Offensiv- aufgaben übernehmen.

Henning Bürger ist neu im Geschäft, hat aber im abgelaufenen Spieljahr schon Höhen und Tiefen mitgemacht. Der neue Präsident Peter Schreiber wird ihm zusammen mit Sportchef Carsten Linke auch in den ersten kritischen Situationen den Rücken stärken.

Oben mitspielen möchte Jena, das ist auch die Erwartungshaltung der Fans. Positiv ist man überrascht von der Qualität der Neuzugänge. Der Dauerkartenverkauf läuft ähnlich wie zu Zweitliga-Zeiten.

Die Mannschaft hat das Rüstzeug, um den Aufstieg mitzuspielen. Allerdings ist fraglich, wie schnell das vorhandene Potenzial zu einer schlagkräftigen Einheit geformt werden kann; vor allem, weil Bürger wochentags seinen Fußballlehrer-Schein in Köln macht. Jena landet am Ende zwischen Platz zwei und sieben.

Michael Ulbrich