Werder-Trainer Ole Werner, der mit seinem Team zuletzt denkbar knapp und auch durchaus bitter mit 1:2 in Hoffenheim verloren hatte, baute seine Startelf für dieses schwierige Heimspiel gegen Champions-League-Kandidat Borussia Dortmund auf zwei Stellen um: So kehrte der sogar als Kapitän auflaufende Stark nach Beschwerden im Hüftbereich für Groß (Bank) zurück in die Innenverteidigung, während vorn der pfeilschnelle Njinmah für Woltemade (ebenfalls Bank) übernahm - und damit gegen seinen vormaligen Klub (Leihe zum BVB II plus Bundesliga-Debüt unter Terzic) begann.
BVB-Coach Edin Terzic reagierte auf den 2:0-Erfolg bei Union Berlin ebenfalls mit zwei Wechseln: Zunächst einmal rückte die zuverlässige Nummer 1 Kobel zurück in den Kasten, der 26-jährige Schweizer stand nach abermaligen muskulären Problemen wieder zwischen den Pfosten. Sein Vertreter Meyer musste somit wieder auf die Bank. Außerdem gehörte Malen nach seiner abgesessenen Gelbsperre wieder von Beginn an der Startelf an, dafür wich Adeyemi. Und: Neben routinierten Kräften wie Reus und Hummels oder offensiven Optionen wie Moukoko saß auch Felix Nmecha auf der Bank - nach viermonatiger Pause aufgrund von langwierigen Hüftproblemen.
Bremen passiv - und mit den ersten Aktionen
Die vielleicht größte Geschichte vorab zu diesem Spiel war aber sicherlich Füllkrug. Der Dortmunder Zielspieler war im vergangenen Sommer erst nach erfolgreichen Werder-Jahren samt Nationalmannschaftsnominierungen in den Ruhrpott gewechselt, kehrte an diesem 25. Spieltag an seine alte Wirkungsstätte zurück, wurde offiziell verabschiedet und konnte sich bei den SVW-Fans bedanken.
Was Füllkrug dafür nicht konnte: sich in der Anfangsphase zeigen. Denn gerade Stark hatte seinen ehemaligen Teamkollegen im Griff, wie die gesamte SVW-Abwehr im Übrigen die BVB-Offensivabteilung. Chancen waren in einer langen Abtastphase, in der passiv eingestellte Bremer den Dortmunder teils deutlich über 70 Prozent Ballbesitz überließen, absolute Mangelware.
Nach einer sehr guten Möglichkeit für Ducksch bei einem Konter, wo er allerdings auch im Abseits gestanden hatte und mit einem Heber ohnehin ein Keeper Kobel gescheitert war (8. Minute), wusste sich Weiser mit einem Volley anzumelden - Kobel war zur Stelle (15.).
Malen und Sancho treffen - Sabitzer fliegt
bundesliga, 25. spieltag
Mit fortschreitender Zeit wussten sich aber auch die Westfalen immer gefährlicher zu zeigen - angefangen mit Malen, der den Ball von der Grundlinie nicht mehr am aufmerksamen Zetterer vorbeibrachte (18.). Drei Minuten später gelang es dem Niederländer allerdings: Nach einem von Zetterer zu kurz abgewehrten Brandt-Distanzschuss behauptete sich Malen gegen mehrere Gegenspieler, nahm an und schloss mit einem halben Fallrückzieher durch die Beine des Bremer Torhüters zur 1:0-Führung ab.
Und während sich die Hanseaten über den gesamten ersten Abschnitt Vorwürfe gefallen lassen mussten, doch insgesamt wenig Eigeninitiative zu zeigen, und Njinmah nur das Außennetz traf (28.), klingelte es erneut. Nach feiner Hackeneinleitung von Füllkrug trieb Brandt an, nahm Sancho mit. Und der ManUnited-Rückkehrer ließ mit einem einfachen Trick den schlecht verteidigenden Malatini stehen, um aus spitzem Winkel ins leicht aufgegangene Torwarteck von Zetterer zu treffen (38.). Das war zugleich Sanchos erster Saisontreffer und erstes Tor für Schwarz-Gelb seit 2021.
Doch damit nicht genug, eine Aktion hatten die ersten 45 Minuten noch zu bieten: Sabitzer nämlich war unnötig und zu hart im Mittelfeld ins Duell mit Weiser gegangen und hatte den SVW-Profi in der Achillessehnengegend getroffen. Die Folge: glatt Rot (45.+1). Sabitzer akzeptierte die Strafe von Schiedsrichter Deniz Aytekin auch sofort, das Trefferbild war klar. Eine regelkonforme Entscheidung.
Ducksch und Weiser schießen zu ungenau
Zu wenig: Der Anschluss von Justin Njinmah genügte nicht für einen Punktgewinn beim Duell mit Dortmund. IMAGO/Nordphoto
Abschnitt zwei ging BVB-Coach Terzic dann mit mehr Offensivpower an und brachte neben die beiden Innenverteidiger Schlotterbeck und Süle auch noch Hummels für Torschütze Malen ins Spiel. Das sorgte für mehr Stabilität. Mit der Zeit wussten sich oft zu ungenau kombinierenden Werderaner aber in Tornähe zu manövrieren: Njinmah (53.), Ducksch via Volley (54.) und Weiser, der an Kobel scheiterte (58.), näherten sich dem 1:2-Anschlusstreffer an. Auf der anderen Seite verpasste Can (55.), während Füllkrug geblockt wurde (61.).
Die Zeit, sie lief knallhart gegen die Grün-Weißen, die schlicht zu wenig große Ideen entwickelten - und doch zum 1:2 kamen. Nach einem feinen Steilpass von Ducksch grätschte Hummels vorbei, ehe Schmid überlegt für den einschiebenden Njinmah querlegen konnte (70.). Und auch wenn es am letzten Zug vielleicht gehapert hatte und Borussen-Joker Adeyemi das 3:1 verpasst hatte (72.), gab es noch zwei nennenswerte Möglichkeiten, um doch noch zum 2:2 zu kommen. Doch einerseits verzog Weiser aus sehr guter Lage (79.), ehe Ducksch die Kugel bei einem äußerst aussichtsreichen Freistoß in die Mauer bugsierte (90.+3).
Am Ende des Tages brachten die Dortmunder demzufolge nach langer Unterzahl und mit reichlich Aufwand im Abwehrverbund das 2:1 über die Zeit - und hielten dadurch Bundesliga-Platz 4 vor Verfolger RB Leipzig. Weiter geht's nun europäisch: Dortmund trifft am Mittwoch im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinales zuhause auf die PSV Eindhoven (21 Uhr) - das Hinspiel war mit 1:1 geendet. In der Liga wartet dann am nächsten Sonntag (17.30 Uhr) das Duell mit Frankfurt, die Bremer gastieren einen Tag vorher (15.30 Uhr) bei Union Berlin.