Football

NFL, Deutschland: Bucs-Star Tom Brady triumphiert in München

Erstes NFL-Spiel in Deutschland

Brady triumphiert in München: Bucs schlagen Seahawks trotz skurrilem Trick Play

Warf zwei Touchdown-Pässe in München: Tom Brady.

Warf zwei Touchdown-Pässe in München: Tom Brady. IMAGO/USA TODAY Network

Für ihr Premierenspiel in Deutschland hatte die NFL groß aufgefahren: Hofbräuhäuser in der Münchner Innenstadt waren in NFL-Pubs verwandelt worden, vor Spielbeginn trat Rapper Cro im Mittelkreis der mit 69.811 Zuschauern ausverkauften Allianz-Arena auf - und danach stand das NFL-Flaggschiff schlechthin auf dem Feld.

Mit einem herausragenden 29-Yard-Pass auf Mike Evans sorgte Star-Quarterback Tom Brady - siebenmaliger Super-Bowl-Champion - auch für das erste in der Arena lautstark bejubelte Highlight der Partie. In Punkte ummünzen konnte sein Team diesen aber nicht, weil Kicker Ryan Succop den folgenden Field-Goal-Versuch vollkommen versiebte.

Weil sich beide Defensiven sehr aufmerksam zeigten, dauerte es bis ins zweite Viertel, ehe die Besucher den ersten NFL-Touchdown auf deutschem Boden zu sehen bekamen. Den steuerten dann aber gleich zwei ganz große Namen bei: Brady fand seine erfahrene Receiver-Ikone Julio Jones, der von der Seahawks-Defense sträflich vernachlässigt worden war und sich aus 31 Yards in die Endzone kämpfte. 

Seattle, eine der positiven Überraschungen der Saison, konnte vor allem offensiv überhaupt nicht an die starken Auftritte der letzten Wochen anknüpfen. Stattdessen fand Brady immer besser in seinen Rhythmus, einen präzise vorgetragenen Drive schloss Running Back Leonard Fournette aus einem Yard zum 14:0 ab.

Julio Jones erzielt Touchdown

Erster Touchdown in Deutschland: Julio Jones wirft sich in die Endzone. IMAGO/Eibner

Sein Seahawks-Pendant Kenneth Walker kam in der gesamten ersten Hälfte bei sieben Versuchen auf gerade mal acht Yards, wurde von Tampas starker D-Line regelrecht verschluckt - Seattle ging ohne Punkt in die Halbzeit.

Das änderte sich kurz nach Wiederbeginn. Seattles Quarterback Geno Smith brachte sein Team mit einigen Pässen in Position für ein Field Goal von Kicker Jason Myers - und damit zu den ersten Punkte für Seattle.

Brady rutscht aus: Trick-Play-Debakel bei den Bucs

Abseits des Sportlichen brachte die NFL das typisch US-amerikanische Entertainment nach München. Neben Musik, Einspielern und "Dance Cams" in den Spielunterbrechungen wurden unter anderem anwesende Prominente wie Thomas Müller oder Alexander Zverev auf der Videoleinwand gezeigt.

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Auch sie wurden damit Zeuge eines völlig skurrilen Spielzugs: Der 45 Jahre alte Brady stellte sich bei einem vielversprechenden Bucs-Drive plötzlich als Wide Receiver auf und wurde vom "fachfremden" Running Back Fournette tatsächlich angeworfen. Der Trickspielzug ging aber völlig nach hinten los: Brady rutschte aus, sein 22 Jahre jüngerer Gegenspieler Tariq Woolen fing die Interception.

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Es roch ein wenig nach einer Kehrtwende, die Seahawks spielten sich im Gegenzug bis kurz vor die Endzone - konnten aber kein Kapital daraus schlagen. Buccaneers-Linebacker Devin White schlug Smith den Ball aus den Händen - Fumble, Ball wieder bei Tampa Bay. Besonders bemerkenswert: White, der zuvor bereits mit einem Sack geglänzt hatte, hatte unter der Woche seinen Vater im Alter von nur 45 Jahren verloren.

Es roch nun stark nach Vorentscheidung, denn Brady und seine Offense spielten nun konzentriert, der 45-jährige Oldie stellte mit einem 4-Yard-Touchdown auf Chris Godwin auf 21:3. Doch die Zuschauer in München kamen noch in den Genuss der für diesen Sport so typischen Wendungen: Anfang des vierten Viertels gelang Smith mit einem 21-Yard-Touchdown-Pass auf Tyler Lockett der erste Seahawks-Touchdown, direkt im Anschluss leistete sich Brady eine verheerende Interception auf Seahawks-Linebacker Cody Barton.

Brady kniet dreimal - und nimmt den Sieg mit nach Florida

Seattle bedankte sich auf spektakuläre Art und Weise: Bei 4th&1 gelang Receiver Marquise Goodwin ein sensationeller 19-Yard-Catch in der linken Ecke der Endzone - nur noch 21:16. Das Spiel schien plötzlich wieder offen. Der finale Showdown blieb aber aus. Brady und die Bucs-Offense spielten die letzten knapp drei Minuten souverän herunter, "TB12" kniete dreimal nieder, Seattle kam nicht mehr ran.

Die Buccaneers führen die NFC South damit souverän mit ihrer aufgehübschten 5:5-Bilanz an und liegen nach schwachem Saisonstart wieder klar auf Play-off-Kurs. Brady gewann indes bereits sein viertes Spiel außerhalb der USA und ist damit der einzige Spieler der NFL-Geschichte, der eine solche Bilanz in internationalen Spielen aufweisen kann. Die Hawks (6:4) mussten derweil mit leeren Händen heim.

Michael Bächle

Tom Brady - Der mit sieben Ringen erfolgreichste Quarterback der NFL-Geschichte