Bundesliga

Bobics Denkzettel für Dadashov

Frankfurt: Abflug ins Trainingslager

Bobics Denkzettel für Dadashov

Nicht einverstanden mit dem Verhalten von Renat Dadashov: Fredi Bobic.

Nicht einverstanden mit dem Verhalten von Renat Dadashov: Fredi Bobic. kicker

Aus Frankfurts Trainingslager in Alicante berichtet Julian Franzke

Es war noch stockfinster an der Commerzbank-Arena, als der Reisetross von Eintracht Frankfurt am frühen Dienstagmorgen ins sechstägige Trainingslager nach Alicante aufbrach. Mit Bussen wurden Mannschaft, Trainerteam, Funktionäre, Betreuer und Journalisten vom Stadion zum Business-Terminal GAT an den Frankfurter Flughafen gebracht, wo der Charter nach einem quälend langen Abfertigungsprozess mit einiger Verspätung gegen 10.30 Uhr abhob und rund zwei Stunden später am kleinen Flughafen Murcia-San Javier landete.

Spielersteckbrief Re. Dadashov
Re. Dadashov

Dadashov Renat

Spielersteckbrief Medojevic
Medojevic

Medojevic Slobodan

Um kurz vor 17 Uhr versammelte Trainer Niko Kovac seine Truppe auf einem der an Felswänden gelegenen Trainingsplätze im Mannschaftsquartier, dem Golf-Resort "Lomas de Campoamor". Auf eine kurze Ansprache folgte eine knapp zweistündige Einheit - dabei lag der Fokus auf dem Einstudieren von Spielzügen und Spielen auf engem Raum.

"Das sind schöne Bedingungen hier, der Platz ist toll, wie ein putting green", stellte Fredi Bobic am Rande des Trainings zufrieden fest. Die Sonne lachte dem Sportvorstand ins Gesicht, als er erklärte: "Es ist wichtig, dass die Jungs schon vor Silvester vier Einheiten in den Knochen hatten, damit sie nicht kalt durchstarten müssen. Hier wird es sehr viel um taktische Dinge gehen, auch wenn es sicherlich ein paar Läufe geben wird."

Eintracht mit 30 Spielern in Spanien am Start

Trainieren unter spanischer Sonne: Eintracht Frankfurt.

Trainieren unter spanischer Sonne: Eintracht Frankfurt. kicker

Mit insgesamt 30 Spielern und einem noch größeren Staff ist die Eintracht nach Spanien gereist, wobei die angeschlagenen David Abraham (Hämatom in der Wade) und Ante Rebic (Sprunggelenkprobleme) nur auf dem Fahrradergometer radeln konnten. Während der erst 17-jährige Sahverdi Cetin einmal mehr bei den Profis reinschnuppern darf, musste ein Quintett in Frankfurt bleiben: Die verletzten Kapitän Alex Meier und Jonathan de Guzman absolvieren dort ihr Reha-Programm, Regäsel und Medojevic stehen sportlich auf dem Abstellgleis, Youngster Dadashov musste aus disziplinarischen Gründen in der Heimat bleiben. Da Rechtsverteidiger Regäsel schon seit geraumer Zeit nicht mehr mit den Profis trainiert und den Verein möglichst in der Winterpause verlassen soll, ist sein Fehlen keine Überraschung.

Nicht unbedingt zu erwarten war dagegen, dass auch Medojevic nicht mit ins Trainingslager darf. Der Mittelfeldspieler hatte nach seinem Einsatz im Pokalfinale gegen Dortmund - verletzungsbedingt sein einziger in der Saison 2016/17 - eher unverhofft einen neuen, stark leistungsbezogenen Einjahresvertrag erhalten. In der Hinrunde kam er jedoch nur je einmal als Joker im Pokal und in der Liga zum Zug - nun soll er den Klub möglichst in der Winterpause verlassen.

"Medo hatte die Vertragsverlängerung verdient. Er stand im Pokalfinale seinen Mann - ohne ein Jahr gespielt zu haben. Wir haben gesagt: Komm, schauen wir mal, wie es weiterläuft und machen einen leistungsbezogenen Vertrag. Reicht es vielleicht noch für einen Sprung, wenn er gesund ist? Er macht es ordentlich, aber der Konkurrenzkampf ist eben groß, und er fällt hinten ein bisschen runter", erläutert Bobic.

Gegen den Vorwurf der Ausbootung wehrt er sich: "Wir stoßen keinen heraus, wir gehen offen und ehrlich mit ihm um. Das wird dann so ausgelegt, wie wenn wir einen verbannen würden. Ich wäre manchmal froh gewesen, wenn man im Fußball offen und ehrlich zu mir gewesen wäre, und nicht hinten herum." Ob man einen völlig integren Spieler wie Medojevic aus dem Kader für das Trainingslager streichen muss, steht dennoch auf einem anderen Blatt. Zumal Bobic auch sagt: "Ich halte ihn für einen hervorragenden Spieler, der das Trainingsniveau hochgehalten hat." Der Konkurrenzkampf sei für den Sechser jedoch nicht zu gewinnen.

Bobic moniert bei Dadashov fehlenden "Hunger"

SGE-Trainingslager: Kurze Ansprache, dann geht's los.

SGE-Trainingslager: Kurze Ansprache, dann geht's los. kicker

Während sich Medojevic einen Ruf als tadelloser Sportsmann erarbeitet hat, muss Dadashov noch jede Menge lernen, will er eines Tages in der Bundesliga Duftmarken hinterlassen. Der 18-Jährige gilt schon länger als schwieriger Typ, der das eine oder andere Kilo zu viel mit sich herumschleppt und bei der U 19 auch mal über die Stränge schlägt. Doch nun hat er es offenbar zu weit getrieben.

"Renat kriegt schon noch ein bisschen was zu hören, was Professionalität bedeutet. Ein Profivertrag ist schön und gut, aber dazu gehört auch, dass man dementsprechend als Profi auftritt. Er kam in einem Zustand zurück zum ersten Training, da hat Niko zu mir gesagt, das geht gar nicht. Das ist etwas, was auch nicht geht: Wenn du Trainingspläne hast, wenn du fit sein sollst, dann können wir keinen durchschleppen, vor allem keinen von den Jungen. Die müssen 100-prozentig klar sein", wählt Bobic deutliche Worte. Er vermisst bei dem Stürmer "körperliche Fitness, Griffigkeit und den Hunger, es wirklich zu wollen; seinen eigenen Schweinehund zu überwinden".

Der Sportvorstand bekräftigt: "Wenn du diesen Hunger nicht hast, wirst du nicht weit kommen. Dann hast du vielleicht viel Talent, aber dann kommen die ohne Talent weiter, als die mit Talent."