Bundesliga

Bobic nach Trikot-Eklat bei Hertha: "Linie überschritten"

Nach Trikot-Eklat im Derby

Bobic wird deutlich: "Linie überschritten"

Hertha-Anhänger forderten nach dem Derby Erklärungen - und die Spieler zum Ausziehen der Trikots auf.

Hertha-Anhänger forderten nach dem Derby Erklärungen - und die Spieler zum Ausziehen der Trikots auf. picture alliance/dpa

Vom "großen Tag für Berlin", für den das Derby zwischen Hertha BSC und Union im ausverkauften Olympiastadion eigentlich stehen sollte, war am Tag danach fast nur noch ein Moment übrig: die Trikot-Demütigung für die Hertha-Profis vor dem eigenen Fanblock.

Dass die Spieler nach der 1:4-Niederlage vom eigenen Anhang aufgefordert worden waren, ihre Jerseys auszuziehen und abzulegen, verurteilte Fredi Bobic am Sonntag deutlich. "Die nehmen sich schon einiges raus", sagte Herthas Geschäftsführer im "Sport1-Doppelpass". Mit der Aufforderung ("Die sind es ungefähr nicht wert, dieses Trikot zu tragen"), wurde für ihn "eine Linie überschritten, die nicht okay ist". Und das mache auch etwas mit den Spielern, und zwar "nichts Positives".

Bobic nimmt Lotka & Co. in Schutz

"Die Spieler gehen bei Siegen in die Kurve, aber auch bei Niederlagen. Das ist vom Verein auch so gewünscht", betonte Bobic. "Das ist erst mal, um Respekt zu zeigen: Wir bedanken uns bei euch, dass ihr uns supportet hat." Dabei ließen sie sich wie am Samstag "natürlich auch auspfeifen oder beschimpfen. Das ist okay. Aber trotzdem gibt es gewisse Punkte, die du nicht überschreiten darfst."

Auch wenn er selbst sein Trikot nicht ausgezogen hätte: Die Spieler, die auf die Forderung eingingen, etwa der 18-jährige Linus Gechter oder der 20-jährige Marcel Lotka, nahm Bobic in Schutz. "Ich kann sie nicht verurteilen", sie seien davon beeindruckt gewesen.

Bei Hertha ist es nicht der erste Auftritt einiger Fans, der für Diskussionen sorgt. Erst im Januar war eine Gruppierung mit Drohungen beim nicht-öffentlichen Abschlusstraining vor dem Spiel gegen den FC Bayern aufgetaucht. "Das war kein Trainingsbesuch, das war ein Aufmarsch. Das geht halt nicht!", so Bobic am Sonntag. Trotzdem will er auch jetzt wieder "versuchen, einen offenen Dialog zu führen".

Und er appelliert daran, bei allen Abstiegsängsten und Derby-Emotionen den Blick fürs Wesentliche zu behalten: "Insgesamt müssen wir schon aufpassen, wo die Grenze ist. Wir reden über Sport. Eine Flugstunde weiter haben wir einen Krieg, wir haben zwei Jahre Pandemie hinter uns und wir haben uns eigentlich gestern gefreut auf das Derby. Es gab einen verdienten Sieger, das müssen wir akzeptieren, aber das ist nicht alles im Leben."

jpe