Von der Nationalelf berichten Matthias Dersch, Oliver Hartmann, Karlheinz Wild und Sebastian Wolff
Bayern-Verteidiger Niklas Süle ist jener Profi, der trotz doppelter Impfung positiv getestet worden war. Gemeinsam mit Süle waren acht weitere Spieler am Montag angereist, vier von ihnen müssen sich in Quarantäne begeben: Das Bayern-Trio Kimmich, Serge Gnabry und Jamal Musiala sowie Salzburgs Karim Adeyemi, während vier weitere Mitreisende im Kreise des Teams bleiben dürfen, allerdings weitgehend isoliert und weiterhin getestet werden. Dass es sich bei den quarantänisierten Spielern um Ungeimpfte handelt, wollten im Rahmen der offiziellen Pressekonferenz in Wolfsburg am Dienstag weder Nationalmannschaftsdirektor Bierhoff noch Professor Dr. Tim Meyer bestätigen.
Der DFB-Arzt verwies einerseits auf seine Schweigepflicht und andererseits auf die jeweiligen Zuständigkeiten. Entscheidend seien in diesem Fall nicht die Bestimmungen des Gesundheitsamtes am Spielort, also in Niedersachsen, sondern das des Wohnorts der betreffenden Personen. "Den Taktstock hat das Gesundheitsamt München Land in der Hand", sagt Meyer, "und das hat auch auf Basis der Analyse, wie intensiv welche Personen Kontakt miteinander hatten, entschieden."
Die Quarantänepflicht (...) gilt nicht für enge Kontaktpersonen, die vollständig gegen COVID-19 geimpft sind.
Aus dem Infektionsschutzgesetz in Bayern
Eine Aussage, die den Eindruck erweckt, der Impfstatus sei nicht das alles entscheidende Kriterium für die getroffenen Quarantäne-Maßnahmen. Im Infektionsschutzgesetz des zuständigen Gesundheitsamtes aber heißt es unter Punkt 2.1.1.2: "Die Quarantänepflicht nach Nr. 2.1.1.1 gilt nicht für enge Kontaktpersonen, die vollständig gegen COVID-19 geimpft sind." Dass die verbliebenen, aber vom DFB nicht offiziell benannten Mitreisenden aus der Münchner Reisegruppe bleiben durften, Kimmich, Musiala, Gnabry und Adeyemi aber nicht, legt den Verdacht nahe, dass eben nicht nur die Intensität des Kontaktes maßgeblich für deren Quarantäne war.
Bierhoff: "Daran haben sicher auch einige Spieler zu knabbern"
Meyer nutzte den öffentlichen Auftritt, um nochmals den Schutz durch Impfungen herauszustreichen; Bierhoff hingegen wollte die dadurch wieder an Fahrt gewinnende Kimmich-Debatte nicht neu befeuern. Und auch keine Impfpflicht für Nationalspieler ausrufen: "Natürlich ist es mental eine schwierige Geschichte, daran haben sicher auch einige Spieler zu knabbern. Aber das ist eben etwas, womit wir leben müssen."
Auch mit dem Umstand, dass Nicht-Geimpfte potenzielle Gefahrenherde sind? Bierhoff vermied eine Botschaft, er registrierte lediglich, "dass sich der eine oder andere Spieler natürlich Gedanken macht, jeder will gesund bleiben. Aber insgesamt ist die Atmosphäre entspannt."