Champions League

Bellingham: "Das war die Reaktion, die wir zeigen wollten"

Kehl fordert Steigerung im Gipfel gegen Bayern

Bellingham: "Das war die Reaktion, die wir zeigen wollten"

Zwei  Torschützen in Sevilla: Karim Adeyemi und Jude Bellingham (li.).

Zwei  Torschützen in Sevilla: Karim Adeyemi und Jude Bellingham (li.). IMAGO/Eibner

Aus Sevilla berichtet Matthias Dersch

Es dauerte eine Weile, ehe sich am Mittwochabend die Fans von Borussia Dortmund in den Minuten nach dem Schlusspfiff des Champions-League-Spiels beim FC Sevilla auf sich aufmerksam machen konnten: Lauthals hatten zuvor die Anhänger der Heimmannschaft ihren Trainer Julen Lopetegui gefeiert, ihn beklatscht und besungen.

Und das nicht etwa, weil ihre Mannschaft das Duell gegen den BVB für sich entschieden hätte. Sondern weil sie wussten, dass ihr Erfolgstrainer der vergangenen Jahre nach der 1:4-Niederlage nur noch wenige Minute in Amt und Würden sein würde. Und so kam es dann auch: Um 23.23 Uhr war Lopetegui, dessen Entlassung laut spanischen Medien schon vor der Partie gegen den BVB festgestanden hatte, seinen Job los.

Kurioses Schauspiel

Es war ein kurioses Schauspiel, das sich im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan nach dem Spiel am Mittwochabend abspielte. Hier die Abschied-nehmenden Fans des FC Sevilla und der sichtlich gerührter Lopetegui. Dort die 1800 BVB-Fans, die ihre Mannschaft für die Wiedergutmachung der Köln-Niederlage (2:3) feiern wollten, aber mit ihren Stimmen nicht ankamen gegen die knapp 38.000 Sevilla-Anhänger. Sie blieben jedoch geduldig - und kamen dann doch noch zum Zug. Gemeinsam mit den BVB-Profis, die sichtlich erleichtert wirkten nach dem wichtigen Dreier in der Königsklasse, hüpften sie auf und ab, klatschten sich einander Applaus und stimmten schließlich am Ende der gemeinsamen Feierstunde - als kleinen Vorgeschmack auf das Topduell am Wochenende gegen den FC Bayern - den nimmermüden Klassiker "Zieht den Bayern die Lederhosen aus" an.

Bellingham lässt mal wieder sein Herz auf dem Platz

"Das war die Reaktion, die wir zeigen wollten", urteilte der zum wiederholten Male überragende Jude Bellingham später über die Leistung seines Teams, als er es samt der Trophäe für den Spieler des Spiels in die Katakomben geschafft hatte. Der junge Engländer, der in Abwesenheit der Routiniers Marco Reus und Mats Hummels erneut die Kapitänsbinde tragen durfte, hatte zuvor sein Herz auf dem Platz gelassen und dem Spiel nicht nur aufgrund seines herrlichen Tores zum 2:0 seinen Stempel aufgedrückt. Meter um Meter riss er ab, schloss Lücken, initiierte Angriffe: Bellingham war überall auf dem Feld zu finden und damit ein entscheidender Faktor für den Sieg - aber längst nicht der einzige.

BVB-Spiele

Denn ohne Alexander Meyer, der noch einmal den zumindest auf die Bank zurückgekehrten Stammkeeper Gregor Kobel vertreten durfte und sich dabei in Gala-Form zeigte, wäre die Partie vermutlich ebenso anders ausgegangen wie ohne Youssoufa Moukoko, der diesmal den Vorzug vor Anthony Modeste erhalten hatte. Während Meyer vor und nach der Pause zahlreiche Chancen Sevillas vereitelte, kämpfte Moukoko auf der anderen Seite des Platzes um Erfolgserlebnisse - und wurde belohnt. Zwar nicht in Form eines Tores, aber durch zwei Vorlagen, eine sehenswerter als die andere.

Moukoko zeigt das, was Terzic unter der Woche mit ihm übt

"Youssoufa hat heute ein richtig gutes Spiel gemacht", lobte BVB-Trainer Edin Terzic den jungen Stürmer, der erstmals in der Champions League zeigen konnte, welche Entwicklung er derzeit nimmt. Trotz deutlicher körperlicher Nachteile warf er sich in die Duelle mit den Innenverteidigern der Spanier, hielt Bälle, stahl sich weg und strahlte unentwegt Gefahr aus. Genau daran arbeite man unter der Woche, sagte ein zufriedener Terzic. "Ich bin sehr glücklich darüber, dass man das heute gesehen hat."

Moukokos Engagement und Fortune waren allerdings auch nötig an diesem Abend. Denn auch wenn der FC Sevilla derzeit massive Probleme hat und die Entlassung Lopeteguis wahrlich nicht aus heiterem Himmel kam, forderten die Andalusier dem BVB - wie von Terzic erwartet - einiges ab. Acht Chancen erspielten sich die Gastgeber im gesamten Spiel, nur eine weniger als der BVB, der vor allem in den ersten 15 Minuten nach der Pause gehörig ins Schwimmen geraten war und dabei unschöne Erinnerungen an die jüngste Niederlage in Köln wachrief.

Anders als am vergangenen Samstag allerdings war der Vorsprung diesmal komfortabler - und er sollte trotz des zwischenzeitlichen Anschlusstreffers der Spanier zum 1:3 nicht mehr in Gefahr geraten. Spätestens als Julian Brandt auf Vorlage Moukokos den vierten Dortmunder Treffer erzielte, war der Sieg in trockenen Tüchern.

Kehl: "Ergebnis und Ausgangsposition sind super"

Mit sechs Punkten aus den ersten drei Gruppenspielen kann der BVB nun einigermaßen beruhigt auf das Rückspiel gegen Sevilla am Dienstag schauen. Zuvor jedoch wartet die schwere Liga-Partie gegen den FC Bayern. "Das Ergebnis und die Ausgangsposition sind super", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl daher mit Blick auf die Champions League, ergänzte aber einen wichtigen Aspekt für das nahende Topspiel: "Es war heute trotzdem nicht alles rosig. An der einen oder anderen Stellen hatten wir etwas Glück und gute Torwartreaktionen. Wir müssen am Wochenende eine bessere Leistung zeigen, um den FC Bayern zu schlagen."

Zum Gelingen beitragen können dann neben Kobel vermutlich auch wieder die Anführer Reus und Hummels. Beide sollen am Freitag mit der Mannschaft trainieren und dann am Samstag dabei helfen, den in Sevilla mit Verspätung geäußerten Wunsch der Fans zu erfüllen.

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