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Bayern-Torjäger Ranos: Mal Realist, mal Träumer

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Bayern-Torjäger Ranos: Mal Realist, mal Träumer

Grant-Leon Ranos ist bei den FC Bayern Amateuren in bestechender Form.

Grant-Leon Ranos ist bei den FC Bayern Amateuren in bestechender Form. IMAGO/foto2press

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Seit Holger Seitz im Spätherbst die Reserve des FC Bayern übernahm, ist die Mannschaft nicht wiederzuerkennen. Der Aufstieg ist zwar längst verspielt, im neuen Jahr gehören die Bayern-Amateure aber zu den formstärksten Teams der Liga. Die ersten acht Partien blieb der Bayern-Nachwuchs ungeschlagen, erst am vergangenen Wochenende setzte es beim 0:1 gegen den TSV Rain/Lech die erste Niederlage in 2023. Einer, der maßgeblich vom Trainerwechsel profitiert, ist der 19-jährige Grant-Leon Ranos. Er erzielte in den neun Spielen seit der Winterpause acht Treffer und steht damit in der bundesweiten Torjägerliste dicht hinter seinen Liga-Kollegen Patrick Hobsch (SpVgg Unterhaching, 23 Tore) und Leonardo Vonic (1. FC Nürnberg II, 21 Tore).

Und nicht nur das. Ranos scheint in dieser Spielzeit gleich mehrere Entwicklungsschritte vollzogen zu haben. Während er in der Vorsaison erst gegen Ende regelmäßig zum Einsatz kam, ist er mittlerweile zum absoluten Leistungsträger avanciert. Seit dem 3. Spieltag kam er in jeder Partie zum Einsatz, insbesondere seit der Winterpause ist er aus der Startelf nicht mehr wegzudenken.

Vertrag läuft aus

Dieser steile Aufstieg weckt Begehrlichkeiten. Im Sommer läuft sein Vertrag aus. Dass er inzwischen reif ist für höhere Aufgaben, hat der Stürmer unlängst auf internationalem Parkett bewiesen. Bei seinem Debüt für die armenische Nationalmannschaft gelangen Ranos Ende März im Freundschaftsspiel gegen Zypern (2:2) direkt beide Treffer. "Dieses Spiel war ein besonderer Moment für mich", erklärt der formstarke Angreifer und fügt an: "Das waren viele Emotionen, und ich habe viel mitgenommen." Die Entscheidung, für das Heimatland seiner Eltern aufzulaufen, sei dabei keineswegs ein Schnellschuss gewesen - ganz im Gegenteil. "Je älter ich wurde", berichtet er, "desto mehr Gedanken habe ich mir gemacht, und irgendwann war klar, dass ich für Armenien spielen möchte."

Geboren im niedersächsischen Gehrden wurde Ranos bei Hannover 96 (2012 bis 2017), Borussia Dortmund (2017/18) und dem FC Bayern ausgebildet. Dennoch betont er, "ein stolzer Armenier" zu sein. Anfang 2022 änderte er seinen Nachnamen von Mamedov, dem Namen seiner Mutter (Mamedova), zu Ranos. Armeniens größter Fußballer, der Ex-Dortmunder Henrikh Mkhitaryan, ist mittlerweile 34 Jahre alt, mit Ranos wächst die nächste Generation heran.

Traum: Die EM in Deutschland

Und diese möchte, wie er selbst betont, anders als ihre Vorgänger endlich mit der Nationalmannschaft zu einem großen Turnier reisen. Bereits die Teilnahme an der EM 2024 in Deutschland betitelt Ranos als "großen Traum". Dass ihm große Schritte wahrlich wenig Schwierigkeiten bereiten, konnte er längst unter Beweis stellen. Trotzdem ist Ranos, trotz des aktuellen Höhenflugs, fest auf dem Boden verankert. Seit 2017 wohnt er am Campus des Rekordmeisters, nach seinem Realschulabschluss absolviert er derzeit noch eine kaufmännische Ausbildung. Selbst ein fußballerisches Traumziel bedarf mehrerer Nachfragen, bevor er sich entlocken lässt, dass ihn als Kind Real Madrid inspiriert habe. Keine Frage: Große Träume zu haben und dabei in der Realität den Herausforderungen sachlich zu begegnen, passt zu seinem Charakter. So äußert er sich auch bezüglich seiner Zukunft zurückhaltend. "Die Gespräche laufen", betont er.

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Dass der Rekordmeister gerne verlängern und Ranos dann zunächst verleihen würde, ist wahrlich kein Geheimnis. Wenngleich sein Limit noch nicht zu erkennen ist, gibt sich sein Trainer gemäßigt. "Eine gute Entwicklung" bescheinigt ihm Seitz, zudem sei er neben seiner Abschlussqualität "auch als Vorbereiter sehr wertvoll für das Team."

Sein Fokus dürfte in den letzten Saisonwochen dennoch auf dem eigenen Abschluss liegen. Denn Torschützenkönig der Regionalliga würde er gerne werden. "Die Mannschaft ist von den Ergebnissen her gut dabei", bilanziert er und fügt schmunzelnd an: "Und ich bin auch ganz gut dabei." So kann man das auch sehen: Ranos ist im Moment "ganz gut dabei". Sollte seine Entwicklung so weitergehen, dürften auch Turniere mit Armenien nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Matthias Horner