Bundesliga

Baumann stellt Werder-Trainer Kohfeldt erneut infrage

Sportchef will sich beraten

Baumann stellt Werder-Trainer Kohfeldt erneut infrage

Hat die Kurve in Augsburg nicht bekommen: Werder-Trainer Florian Kohfeldt.

Hat die Kurve in Augsburg nicht bekommen: Werder-Trainer Florian Kohfeldt. imago images

Am Ende waren die Bremer mit den eigenen Mitteln geschlagen worden bei der 0:2-Auswärtsniederlage, die den vorzeitigen Klassenverbleib für den FC Augsburg bedeutete, und für den SV Werder die schlechteste Tabellenplatzierung seit dem ersten Spieltag - ausgerechnet jetzt, so kurz vor Saisonende. Nun erscheint es sogar möglich, dass der Klub noch mal mit einem anderen Trainer in den 34. Spieltag geht. Sportchef Frank Baumann vermied jedenfalls ein Bekenntnis zu Florian Kohfeldt.

Erst einmal wolle er sich mit seinen Geschäftsführerkollegen Klaus Filbry, Dr. Hubertus Hess-Grunewald und dem Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Marco Bode abstimmen, ließ Baumann im "Aktuellen Sportstudio" wissen und bat um Verständnis, dass er "keine ganz klaren Aussagen" treffen wolle: "Grundsätzlich haben wir gesagt, dass wir davon überzeugt sind, dass wir mit Florian die Liga halten können. Aber wir müssen auch sehen, dass wir heute eine große Chance verpasst haben."

Baumann nimmt die Mannschaft in die Pflicht

Es liege nun in der Verantwortung der Bosse, zu bewerten, "was war in der Vergangenheit, wie ist die aktuelle Situation und was benötigen wir, um den Klassenerhalt zu erreichen", erklärte der 45-Jährige und nahm einmal mehr die Bremer Mannschaft in die Pflicht: "Die muss am nächsten Wochenende ein anderes Gesicht zeigen, um mit einem Sieg entweder direkt oder über die Relegation in der Liga zu bleiben."

Das klang alles sehr ähnlich zu Baumanns Aussagen vor etwa drei Wochen, als Trainer Kohfeldt schon einmal nach der 1:3-Niederlage gegen Union Berlin für rund 48 Stunden in Frage gestellt wurde. Am Ende rangen sich die Verantwortlichen dazu durch, ihm ein Ultimatum im DFB-Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig auszusprechen, das Kohfeldt trotz des Ausscheidens in der Verlängerung für sich zu nutzen wusste.

Vertrauen in den Cheftrainer scheint aufgebraucht

Durch das 0:0 am vergangenen Wochenende gegen Bayer Leverkusen und der damit beendeten sieben Spiele andauernden Niederlagenserie hatte man sich bei Werder zudem optimistisch gezeigt, den Klassenverbleib mit Kohfeldt sichern zu können. Doch obwohl im Saisonfinale vom direkten Abstieg bis zur Rettung noch alles möglich ist, scheint nach dem schwachen Auftritt in Augsburg und dem neunten Ligaspiel ohne Sieg das Vertrauen in den Cheftrainer endgültig aufgebraucht zu sein.

Zwar flogen die Bälle am Samstagnachmittag, wie von Kohfeldt befohlen, oftmals im hohen Bogen in den Augsburger Strafraum, ob nach Ecken, Freistößen oder Flanken - doch ein Tor sprang dabei mal wieder nicht heraus, auch nicht durch die eigentlich als kopfballafin geltenden Angreifer Davie Selke und Niclas Füllkrug. Die seit Wochen schon notorisch harmlose Werder-Offensive kam nicht mal wirklich in die Gänge, als der Gegner seit der 13. Minute nach einer Roten Karte für Ruben Vargas nur noch zu zehnt spielte. "Wir haben es danach nicht geschafft, uns nach vorne zu spielen", räumte auch Kohfeldt ein.

In der zweiten Halbzeit gab Werder dann erst die Überzahl aus der Hand, weil Christian Groß sich durch die "dümmste Gelbe Karte" (Kohfeldt) seine zweite und damit eine Verwarnung zu viel abgeholt hatte. Und keine zehn Minuten später war dann auch das Spielergebnis gekippt, weil Augsburg - im Gegensatz zu Werder - nach einer Ecke zur Stelle war. "Augsburg hat den zweiten Ball nach dem Standard und drückt ihn rein", haderte Kohfeldt gewissermaßen mit dem 0:1, "das ist auch die Geschichte dieses Spiels", sagte er, nachdem der Coach zuvor auf einen Distanzschuss von Bremens Leonardo Bittencourt hingewiesen hatte, "der momentan vom Innenpfosten rausspringt".

Werder hat es weiter selbst in der Hand

Für Werder gibt es aktuell "viele Umstände, die ärgerlich und nicht einfach zu akzeptieren sind", erklärte Kohfeldt noch am Samstagabend, und dass "uns das Ergebnis hart trifft". Mut hatte der Coach da noch immer aus der vergleichsweise besseren tabellarischen Situation zur Vorsaison geschöpft, als Werder als Tabellen-17. ins Saisonfinale gegangen war. Nun hat es der Klub zumindest noch selbst in der Hand, den Relegationsplatz am 34. Spieltag im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach zu verteidigen - um den Abstieg in den zwei zusätzlichen Spielen, wie vor einem Jahr schon, doch noch irgendwie abzuwenden. Ob Kohfeldt dann noch Werder-Trainer sein wird, liegt hingegen erneut nicht mehr in seiner Hand.

Tim Lüddecke

Bilder zur Partie FC Augsburg - Werder Bremen