Nationalelf

Ballack: "An Scheinheiligkeit nicht zu überbieten"

Ex-Kapitän lehnt Abschiedsspiel am 10. August ab

Ballack: "An Scheinheiligkeit nicht zu überbieten"

Es bleibt bei 98 Länderspielen: Michael Ballack ist im März gegen Argentinien (r. Higuain) wohl zum letzten Mal im DFB-Trikot aufgelaufen.

Es bleibt bei 98 Länderspielen: Michael Ballack ist im März gegen Argentinien (r. Higuain) wohl zum letzten Mal im DFB-Trikot aufgelaufen. imago

"Form und Inhalt der Nachricht überraschen und enttäuschen mich zugleich, weil sie die vom Bundestrainer mir gegenüber gemachten Aussagen in keinster Weise widerspiegeln", heißt es in der von Ballacks Berater Michael Becker über eine Hamburger Kanzlei verbreiteten Erklärung. Dies sei "leider bezeichnend dafür, wie sich der Bundestrainer mir gegenüber seit meiner schweren Verletzung im Sommer letzten Jahres verhalten hat." Wenn so getan werde, als sei man mit ihm jederzeit offen und ehrlich umgegangen, "ist das an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten", griff Ballack den Bundestrainer scharf an.

"Ein längst vereinbartes Freundschaftsspiel jetzt als Abschied zu deklarieren, ist aus meiner Sicht eine Farce. Ich weiß, dass ich meinen Fans dieses Spiel eigentlich schuldig bin, aber ich kann dieses Angebot nicht annehmen", so der 34-Jährige.

Spielersteckbrief Ballack
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Ballack Michael

Niersbach äußert Bedauern über Ballacks Reaktion

Eine erste Reaktion des DFB ließ nicht lange auf sich warten: "Es ist schade, dass Michael so reagiert", sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach: "Seit Ende März stand der Bundestrainer ständig mit ihm in Kontakt und hat in aller Offenheit mit ihm über seine sportliche Situation geredet, weil er das verdient hat." Das Angebot eines Abschiedsspiel hätten "alle, besonders Joachim Löw, total ehrlich gemeint".

Am Donnerstag hatte Bundestrainer Joachim Löw auf dfb.de bekanntgegeben, dass er in Zukunft nicht mehr mit seinem langjährigen Kapitän plant . Löw begründete die Entscheidung damit, dass viele junge Spieler in den Blickpunkt gerückt seien und gute Perspektiven besäßen. Ballack habe in einem Gespräch im März aber "durchaus Verständnis" für die Sichtweise der Nationalmannschaftsführung gezeigt. Dieser Aussage widersprach Ballack einen Tag später komplett.

Nach DFB-Darstellung kannte Ballack aber seit dem Gespräch am 30. März Löws Meinung über seine sportliche Zukunft. Es seien damals Stillschweigen und nach einer Bedenkzeit ein neues Gespräch vereinbart worden. Dieses sei nach den letzten Länderspielen nicht in die Tat umgesetzt worden, weil der Kontakt nicht zustande gekommen sei.

Michael Ballacks Erklärung im Wortlaut

"Ich habe gestern im Urlaub durch eine Pressemitteilung des DFB erfahren, dass der Bundestrainer nicht mehr mit mir plant. Form und Inhalt der Nachricht überraschen und enttäuschen mich zugleich, weil sie die vom Bundestrainer mir gegenüber gemachten Aussagen in keinster Weise widerspiegeln.

Form und Inhalt der Mitteilung sind leider bezeichnend dafür, wie sich der Bundestrainer mir gegenüber seit meiner schweren Verletzung im Sommer letzten Jahres verhalten hat. Wenn jetzt so getan wird, als sei man mit mir und meiner Rolle als Kapitän der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft jederzeit offen und ehrlich umgegangen, ist das an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten.

Und ein längst vereinbartes Freundschaftsspiel jetzt als Abschied zu deklarieren, ist aus meiner Sicht eine Farce. Ich weiß, dass ich meinen Fans dieses Spiel eigentlich schuldig bin, aber ich kann dieses "Angebot" nicht annehmen."