2. Bundesliga

Azzouzi: "Wir haben keine Zeit mehr"

Der FC St. Pauli stellt alle Spieler auf den Prüfstand

Azzouzi: "Wir haben keine Zeit mehr"

Gerät - wie Coach Thomas Meggle - immer mehr in den Fokus der Kritiker: Sportchef Rachid Azzouzi.

Gerät - wie Coach Thomas Meggle - immer mehr in den Fokus der Kritiker: Sportchef Rachid Azzouzi. imago

Bereits am Samstag musste sich der Sportchef "Azzouzi raus"-Rufe anhören und die Mannschaft Hohn und Spott über sich ergehen lassen. Während der Partie gegen Heidenheim war es in der Schlussphase ungewohnt still am Millerntor. Dies zeigt: Auch bei den wohl geduldigsten Fans des Landes ist die Schonfrist abgelaufen. Azzouzi kann die Reaktion von ihnen verstehen. "Vielleicht haben wir an der einen oder anderen Stelle nicht hart genug mit den Spielern gesprochen", erklärte der Ex-Fürther und stellte klar: "Der Schutz ist jetzt vorbei." Und die Zeit des Schönredens immerhin auch. "Wir haben versucht, uns immer vor alle zu stellen", erklärte Azzouzi, "aber ich habe nicht immer den Eindruck, dass jeder alles gibt. Deshalb müssen wir jeden Stein umdrehen. Es geht jetzt nicht darum, auf die Mannschaft einzuschlagen, aber es geht darum, nicht alles hinzunehmen." Und darum, den Ernst der Lage zu erkennen. "Wir können nicht sagen, es seien noch genug Spiele. Wir haben keine Zeit mehr."

Trainerwechsel zu Meggle bereits verpufft

Mittlerweile ist auch der vollzogene Trainerwechsel von Roland Vrabec zu Meggle komplett verpufft. Nach dem Fehlstart - lediglich vier Punkte aus sechs Spielen - und einem kurzem Zwischenhoch - sieben Punkte aus drei Partien - ließ sich St. Pauli unter Meggle nun zum zweiten Mal nacheinander daheim gehen. Gegen den Karlsruher SC gab es ein 0:4 vor heimischer Kulisse. Auflösungserscheinungen, die es unter dem viel kritisierten Vorgänger in der Form nicht gegeben hatte. Dennoch betonte der Sportchef: "Meggie macht richtig gute Arbeit." Allein an Resultaten ist diese nicht ablesbar: Vrabec musste nach vier Punkten aus vier Partien gehen, unter Meggle gab es acht Zähler in neun Spielen.

2. Bundesliga - 13. Spieltag
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2. Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
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2
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3
SV Darmstadt 98 SV Darmstadt 98
23
Trainersteckbrief Meggle
Meggle

Meggle Thomas

Meggle kündigt eine härtere Gangart an

Der Kuschelkurs beim Vorletzten der 2. Bundesliga ist nun vorbei. Meggle kündigte bereits eine härtere Gangart an: "Wir schauen uns in der Länderspielpause jetzt ganz genau an, wer die Kohlen aus dem Feuer holen kann, wer Tugenden wie Leidenschaft, Kampfgeist und Herzblut aufweist." Die Zeit, in der er sein Personal mit Zuspruch in die Spur verhelfen wollte, ist vorbei. "Das Defensiv-Denken ist nicht vorhanden, der unbedingte Wille, das eigene Tor zu verteidigen, fehlt. Alles kommt auf den Prüfstand." Er will in zwei Wochen ein anderes St. Pauli sehen. "Dabei ist es egal, wie erfahren und alt die Jungs sind. Wenn ein 19-Jähriger das umsetzt, dann spielt eben der 19-Jährige", so der Übungsleiter weiter.

Ein oft gesehenes Bild auf St. Pauli: Sebastian Maier, Lennart Thy und John Verhoek (von links) nach einer der zahlreichen Pleiten.

Ein oft gesehenes Bild auf St. Pauli: Sebastian Maier, Lennart Thy und John Verhoek (von links) nach einer der zahlreichen Pleiten.

Der anhaltende Absturz gibt auch Zweifel an der Zusammenstellung des Personals auf. Millionen-Einkauf Ante Budimir erzielte in der gesamten Saison noch keinen einzigen Treffer; Enis Alushi zeigte seine fußballerischen Qualitäten bislang nur spärlich. Alushi taucht genauso ab wie eigentlich alle, die schon vor dieser Spielzeit geholt wurden und derzeit den Ruf als Fehleinkäufe zementieren. Bernd Nehrig, John Verhoek und Co. werden deshalb auch zu Belastungsmaterial für Azzouzi, der kommende Woche mit Oke Göttlich einen neuen Präsidenten bekommt. Und dem offenbar selbst Zweifel am von ihm zu weiten Teilen zusammengestellten Personal kommen. Die Frage nach Neulingen im Winter jedenfalls beantwortet Azzouzi offen wie nie: "Natürlich müssen wir uns darüber Gedanken machen."