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Ausschreitungen in der Ligue 1: Eine Chronologie des Chaos

Sechs besonders drastische Fälle

Ausschreitungen in der Ligue 1: Eine Chronologie des Chaos

Der erste Vorfall: Beim Spiel zwischen Nizza und Marseille kommt es zu Handgreiflichkeiten auf dem Feld.

Der erste Vorfall: Beim Spiel zwischen Nizza und Marseille kommt es zu Handgreiflichkeiten auf dem Feld. imago images/PanoramiC

OGC Nizza gegen Olympique Marseille (Spiel abgebrochen), 22.8.2021

Immer wieder fliegen Gegenstände auf das Spielfeld, eine Viertelstunde vor dem Ende des Spiels eskaliert die Situation. Marseilles Dimitri Payet wird von einer Flasche getroffen und wirft sie zurück in den Nizza-Block. Es folgt ein Platzsturm, bei dem es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Spielern und Fans kommt. Marseille verweigert die Fortsetzung des Derbys, obwohl die Liga die Fortsetzung anordnet. Das Wiederholungsspiel auf neutralem Platz in Troyes endet 1:1. Nizza darf für zwei Heimspiele keine Zuschauer einlassen. Zwei Punkte werden OGC abgezogen, davon einer auf Bewährung.

RC Lens gegen Lille OSC (1:0), 18.9.2021

Platzsturm bei Lens gegen Lille mit mehreren Verletzten. Zur Pause fliegen Gegenstände aus dem Block der Lille-Anhänger in den benachbarten Abschnitt, worauf rund einhundert Lens-Ultras das Feld stürmen, um in den Gästeblock zu gelangen. Erst hinzugerufenen Polizeikräften gelingt es, die Personen zurück auf die Tribüne zu drängen. Das Nordderby wird mit einer halben Stunde Verspätung fortgesetzt. Laut Behörden gibt es sechs Leichtverletzte und zwei Festnahmen von Fans, die mit Stadionsitzen geworfen hatten.

Montpellier HSC gegen Girondins Bordeaux (3:3), 22.9.2021

Vor der Partie wird ein Bus mit Gästefans in einem Kreisverkehr abgefangen. Zwischen den Beteiligten entbrennt eine wilde Schlägerei, Rauchbomben und Eisenstangen inklusive. 16 Leichtverletzte gibt es zu verzeichnen.

Angers SCO gegen Olympique Marseille (0:0), 22.9.2021 

Am selben Tag kommt es auch in Angers zu Ausschreitungen. Dutzende OM-Fans verlassen die Gästetribüne und beginnen zu randalieren, Ordner können sie letztlich zurückdrängen. Von Marseille-Seite heißt es, es seien Feuerwerkskörper in den OM-Block geworfen worden.

Olympique Marseille gegen Paris St. Germain (0:0), 24.10.2021

PSG-Star Neymar will eine Ecke ausführen. Etliche Gegenstände fliegen in die Richtung des Brasilianers, er muss von Ordnern mit Schutzschildern abgeschirmt werden. Nach geschlagenen drei Minuten führt Neymar die Ecke aus, halb geduckt, weil er kaum Platz vor lauter Securitys hat. PSG-Fans war es wegen der häufigen Unruhen bei diesen Duellen ohnehin nicht gestattet, das Stadion zu besuchen. 21 Personen werden verhaftet und 17 in Gewahrsam genommen. Olympique bekommt ein Geisterspiel aufgebrummt.

Olympique Lyon gegen Olympique Marseille (Spiel abgebrochen), 21.11.2021

Wieder eine Ecke, wieder wird Dimitri Payet mit allerhand Gegenständen aus dem Lyon-Block beworfen. Er wartet, bis sich die Situation scheinbar beruhigt hat und bekommt dann eine volle Wasserplastikflasche an die Schläfe. Das Spiel wird abgebrochen, Payet hat inzwischen Strafanzeige gestellt, am Montag trainierte er nicht mit. Er habe sich laut "RMC Sport" "auf körperliche und psychische Folgen der Attacke hin medizinisch untersuchen lassen". Der Flaschenwerfer wird bereits im Stadion ausfindig gemacht und muss sich bereits zwei Tage nach den Vorfällen in einem Schnellverfahren vor Gericht verantworten. Beantragt werden sechs Monate Haft.

Der Verband verhängte am Montag schon mal eine vorläufige Sperre gegen Lyon. Bis zur endgültigen Entscheidung finden die Heimspiele ohne Zuschauer statt, das nächste ist die Partie gegen Reims am 1. Dezember. Am 8. Dezember soll eine endgültige Entscheidung fallen, auch über die Wertung des Spiels.

Französischer Innenminister kündigt Maßnahmen an

Inzwischen hat sich der französische Innenminister Gerald Darmanin in die Debatte eingeschaltet und Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit in Stadion angekündigt. Diese sollen in 15 Tagen vorgeschlagen werden, hieß es am Dienstag. "Wir haben uns auf eine Zusammenarbeit in vier Bereichen verständigt", betonte Darmanin. Dazu gehören das Thema Stadionverbote und Reaktionen auf solche Vorfälle, die Stadionsicherung sowie Fragen rund um den Entscheidungsprozess bezüglich eines Spielabbruchs.

Darmanin hatte zu dem Treffen neben Verantwortlichen des französischen Fußballs auch Justizminister Eric Dupont-Moretti und Sportministerin Roxana Maracineanu empfangen.

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