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Alle außer Nike - das Ausrüsterduell bei der Handball-EM

Hummel und Joma haben die meisten Mandate

Alle außer Nike: Das große Ausrüsterduell um den Titel bei der Handball-EM

Materialprobe: Das Duell zwischen Deutschland und der Schweiz war auch eines zwischen Puma und Hummel.

Materialprobe: Das Duell zwischen Deutschland und der Schweiz war auch eines zwischen Puma und Hummel. IMAGO/eu-images

Nike (47 Milliarden Euro), Adidas (21,1 Milliarden Euro) und Puma (8,47 Milliarden Euro) sind gemessen am Umsatz nach wie vor die großen Drei im globalen Wettbewerb der Sportartikelhersteller. Und: Das Trio investiert seit Jahren massiv in Partnerschaften mit Profisportklubs- und Verbänden.

Bei der Handball-EM in Deutschland spielen jedoch ausgerechnet der US-amerikanische Weltmarktführer Nike und sein fränkischer Verfolger Adidas nur eine untergeordnete Rolle. Nike stattet gar kein Team aus, Adidas hat zwei der 24 teilnehmenden Nationalmannschaften unter Vertrag. Puma rüstet bei der EHF EURO derweil drei Nationalmannschaften aus. Dazu gehören aber mit dem amtierenden Weltmeister Dänemark und Gastgeber Deutschland immerhin gleich zwei absolute Top-Mandate.

Hummel und Joma führen EM-Ausrüsterranking an

In der Spitze ist Puma mit seinen Partnerschaften gut aufgestellt, in der Breite jedoch reicht es im Ausrüsterranking bei der Handball-EM nur zum vierten Platz. Hier thronen die klassischen Handballmarken Hummel (fünf) und Kempa (vier), die zusammen auf neun Mandate kommen (siehe Tabelle unten). Daneben hat sich allen voran Joma im Handballmarkt positioniert, um die Dominanz der etablierten Player zu durchbrechen. Die spanische Marke stattet gleich fünf Nationalmannschaften aus - darunter mit Spanien sogar einen der Turnierfavoriten sowie die traditionell starken Handballnationen Kroatien, Polen und Slowenien.

Ein Blick auf den Favoritenkreis um den Titel zeigt, dass fast alle namhaften Ausrüster eine Trumpfkarte in ihren Händen halten: Adidas (Frankreich), Craft (Schweden), Hummel (Norwegen), Joma (Spanien) und Puma (Dänemark) schicken allesamt aussichtsreiche Kandidaten ins Rennen. Im hinteren Feld tummeln sich bei der EM viele mitunter kleine Ausrüstermarken mit jeweils einem Mandat. Dazu zählen Mizuno (Griechenland), Select (Färöer), Stanno (Niederlande) und XGB3 (Bosnien-Herzegowina).

Die Ausrüster bei der EHF EURO 2024

Marke Anz. Teams
Hummel 5 Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Schweiz, Serbien
Joma 5 Georgien, Kroatien, Polen, Slowenien, Spanien
Kempa 4 Island, Österreich, Portugal, Rumänien
Puma 3 Dänemark, Deutschland, Tschechien
Adidas 2 Frankreich, Ungarn
Craft 1 Schweden
Mizuno 1 Griechenland
Select 1 Färöer
Stanno 1 Niederlande
XGB3 1 Bosnien-Herzegowina

Adidas und Nike dominieren UEFA EURO 2024

Insgesamt sind bei der Handball-EM zehn verschiedene Sportartikelmarken am Start. Zum Vergleich: Die 18 Teams der Handball-Bundesliga laufen in Trikots von neun verschiedenen Ausrüstern auf. Nach Anzahl der Mandate haben Hummel, Kempa und Puma mit jeweils drei Vereinen gemeinsam die Nase vorn. Sie kommen zusammen auf die Hälfte aller 18 Klubs (siehe Tabelle unten). Bei der Wertigkeit der Mandate fällt allerdings Kempa deutlich gegenüber Hummel (unter anderem SC Magdeburg und SG Flensburg-Handewitt) und Puma (Füchse Berlin und THW Kiel) ab. 

Ein Vergleich zur diesjährigen UEFA EURO 2024 im Fußball zeigt dagegen, dass sich die ganz großen Player noch deutlich intensiver als im Handball um die Mandate bemühen. Nike (acht), Adidas (sechs) und Puma (vier) statten gemeinsam 18 der bisher 21 feststehenden Nationalmannschaften aus. Daneben sind auch Hummel (Dänemark), Joma (Rumänien) und Macron (Albanien) mit Mandaten bei der Endrunde in Deutschland dabei.

Die Ausrüster bei der UEFA EURO 2024

Marke Anz. Teams (Erst 21 von 24 stehen fest)
Nike 8 England, Frankreich, Kroatien, Niederlande, Portugal, Slowakei, Slowenien, Türkei
Adidas 6 Belgien, Deutschland, Italien, Schottland, Spanien, Ungarn
Puma 4 Österreich, Schweiz, Serbien, Tschechien
Hummel 1 Dänemark
Joma 1 Rumänien
Macron 1 Albanien

Etwas Abwechslung könnten die noch anstehenden Play-offs bringen. Die zwölf Kontrahenten werden von sieben verschiedenen Sportartikelherstellern ausgestattet - Adidas (Wales), Errea (Kasachstan, Luxemburg), Joma (Ukraine), Kelme (Bosnien-Herzegowina), Macron (Georgien), Puma (Island, Israel) und Nike. Der letztgenannte Marktführer aus den USA dominiert auch hier mit vier Mandaten (Estland, Finnland, Griechenland, Polen).

Dass sich Nike im Teamsport schwerpunktmäßig nur auf den Fußball konzentriert, war übrigens nicht immer so: Sogar die deutsche Handball-Nationalmannschaft trug Ende der 90er Trikots der Marke mit dem "Swoosh" und holte in Nike-Jerseys bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney den fünften Platz. Die prestigeträchtigen Top-Mandate FC Barcelona und Paris Saint-Germain auf Klubebene sind für Nike aber derzeit die absoluten Ausnahmen im Handball. Die entsprechenden Partnerschaften fußen vor allem auf übergeordneten Verträgen mit den Fußballabteilungen der beiden internationalen Spitzenvereine.

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Puma und die Erinnerungen an Olympia 1984

Puma arbeitet sich derweil seit mittlerweile über fünf Jahren wieder aktiv in Teamsportarten abseits des Fußballs ein. Im Rahmen dieser Strategie hat die Marke aus Herzogenaurach Handball ganz klar als Teamsportart Nummer zwei auserkoren, nachdem Puma in den Jahren zuvor einige Marktanteile hergeschenkt hatte. Startschuss der Handball-Offensive war die Europameisterschaft 2016. Seitdem nämlich ist der Ex-Profi und heutige Sportvorstand der Füchse Berlin, Stefan Kretzschmar, Markenbotschafter der Herzogenauracher.

In der Folge investierte Puma auch in Klub-Partnerschaften. Zur Saison 2017/18 wurde mit dem SC DHfK Leipzig ein erster Bundesligist unter Vertrag genommen, in der Spielzeit 2019/20 folgten die Rhein-Neckar Löwen. 2020 löste Puma schließlich Kempa als Ausrüster des Deutschen Handballbunds (DHB) ab. "Wir freuen uns, dass wir (…) gemeinsam mit Puma (…) den Weg in Richtung weiterer Großereignisse, vor allem der Heim-EM 2024, gehen werden", sagte der DHB-Vorstandsvorsitzende Mark Schober beim Vertragsschluss. Nun ist die besagte Heim-EM in vollem Gange und für Puma schließt sich im Handball gewissermaßen auch ein erster kleiner Kreis.

Die Ausrüster in der Liqui Moly HBL

Marke Anz. Teams
Hummel 3 SC Mgadeburg, SG Flensburg-Handewitt, TVB Stuttgart
Kempa 3 Frisch Auf Göppingen, HBW Balingen-Weilstetten, ThSV Eisenach
Puma 3 Füchse Berlin, HSV Hamburg, THW Kiel
Adidas 2 HC Erlangen, TSV Hannover-Burgdorf
Craft 2 Bergischer HC, SC DHfK Leipzig
Erima 2 MT Melsungen, Rhein-Neckar Löwen
Joma 1 TBV Lemgo
Mizuno 1 HSG Wetzlar
Capelli Sport 1 VfL Gummersbach

Ob die EHF EURO 2024 für die deutsche Nationalmannschaft und damit auch für Puma ähnlich erfolgreich laufen wird wie das Turnier vor acht Jahren, als die Marke Stefan Kretzschmar unter Vertrag nahm, bleibt abzuwarten. Damals wurde die DHB-Auswahl bekanntlich auf sensationelle Art und Weise Europameister.

Über eine Silbermedaille wie bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles, die die DHB-Auswahl vor 40 Jahren ebenfalls in Puma-Trikots erringen konnte, würde sich weder beim Ausrüster noch beim Verband aber ganz sicher auch niemand beschweren.

Henning Eberhardt

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