Atletico-Coach Diego Simeone wartete aufgrund der hohen Bedeutung des Spiels - die Colchoneros hatten das Achtelfinalticket noch nicht sicher - mit der Bestbesetzung auf. Im Vergleich zum glücklichen 1:0-Erfolg beim FC Valencia rückten Joao Felix und Carrasco für Renan Lodi und Lemar (beide Bank) in die erste Elf. Suarez wurde kürzlich erneut positiv auf das Coronavirus getestet, stand deshalb nicht im Kader.
Bayern-Trainer Hansi Flick setzte im Hinblick auf das am Samstag anstehende Gipfeltreffen mit RB Leipzig (18.30 Uhr) Prioritäten, und schonte nahezu alle seiner Leistungsträger: Neuer, Lewandowski und Goretzka durften zur Regeneration in München bleiben, wohingegen Boateng, Pavard, Müller, Gnabry und Coman zunächst auf der Bank Platz nahmen. Hernandez, der bei Atletico ausgebildet wurde und dort zum Profi reifte, und Alaba waren die einzigen beiden Akteure, die ihren Startplatz nach dem 3:1 bei Aufsteiger Stuttgart behielten. Dafür bekamen Talente wie die 17-jährigen Musiala und Arrey-Mbi (Debüt für die Profis) sowie Spieler aus der zweiten Reihe wie Nübel und Choupo-Moting die Möglichkeit, sich auf der internationalen Bühne zu beweisen.
Joao Felix betreibt Eigenwerbung und bringt Atletico in Front
"Wir wollen das Spiel diktieren und ihnen weh tun", kündigte Atletico-Coach Simeone im Voraus an. Gesagt, getan. Die Colchoneros übernahmen zu Beginn das Kommando und stellten die neuformierte Bayern-Elf vor gewaltige Probleme. Schlussmann Nübel, der seine Champions-League-Premiere für die Bayern feierte, war in der Anfangsphase bereits zweimal gefragt, fing aber sowohl den abgefälschten Ball von Mitspieler Martinez (5.) als auch den Schuss von Correa (7.) ohne Probleme ab. In der 26. Minute musste sich der Neuer-Ersatz aber chancenlos geschlagen geben, als Aktivposten Joao Felix seinem Verteidiger Süle bei einem Flachpass von Llorente zuvorkam und das Spielgerät aus kurzer Distanz über die Linie drückte. Nach dem Führungstreffer schaltete die Simeone-Elf in den Verwaltungsmodus, zog sich weit in die eigene Hälfte zurück und verteidigte den Vorsprung gewohnt souverän.
Die Münchner wurden mit der Zeit zwar etwas mutiger, führten bewusst intensive Zweikämpfe und spielten nach gut zehn Minuten auf Augenhöhe, wussten aber nur selten für Gefahr zu sorgen - und wenn, dann über Einzelaktionen. Für die vielversprechendste Möglichkeit sorgte der 17-jährige Musiala, der nach schnellem Antritt, schönem Dribbling und pfeilschnellem Sprint aus 16 Metern knapp das Gehäuse verfehlte (31.).
Gruppe A, 5. Spieltag
Flick beweist goldenes Händchen, Müller Leaderqualitäten
Auch nach dem Seitenwechsel ließ Bayerns Offensivpower zu wünschen übrig, deshalb entschied sich Hansi Flick nach etwas mehr als einer Stunde für die ersten personellen Wechsel. Gnabry und Müller belebten den Angriff der Münchner sichtlich, in der entscheidenden Zone gelang aber nach wie vor eher wenig. Müller ging entschlossen vorneweg, pushte die Mannschaft verbal - und holte in der 85. Minute gegen Felipe einen Strafstoß heraus. Die erste wirkliche Möglichkeit auf den Ausgleich ließ sich der ehemalige deutsche Nationalspieler nicht entgehen, stellte mit einem platzierten wie wuchtigen Schuss vom Punkt auf 1:1 (86.) und verhinderte dadurch die erste Champions-League-Niederlage unter Hansi Flick (12/1/0).
Atletico Madrid hat es somit verpasst, vorzeitig das Ticket für die nächste Runde zu lösen. So muss die Simeone-Elf zum Abschluss der Champions-League-Gruppenphase im "Finale um Rang zwei" bei RB Salzburg mindestens ein Unentschieden schaffen (9. Dezember, 21 Uhr). In der Liga geht es für die Colchoneros am Samstagabend (18.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Real Valladolid weiter. Die Bayern haben zur gleichen Zeit im Topspiel RB Leipzig zu Gast.