2. Bundesliga

Antisemitischer Tweet: FC Ingolstadt und Union Berlin schalten Polizei ein

Cohen meldet sich zu Wort

Antisemitischer Tweet: FCI und Union schalten Polizei ein

Sah in Berlin die Rote Karte: FCI-Profi Almog Cohen.

Sah in Berlin die Rote Karte: FCI-Profi Almog Cohen. imago

"Auch nach der schmerzlichsten Niederlage gibt es manchmal Wichtigeres", kommentierte der FC Ingolstadt am späten Freitagabend seinen eigenen Beitrag auf Twitter. In diesem hatten die Schanzer den antisemitischen Kommentar eines vermeintlichen Union-Anhängers geteilt, der den israelischen FCI-Profi Almog Cohen nach dessen Platzverweis schlimm beschimpfte.

Gegner Union Berlin, der das aufwühlende Spiel samt acht Gelber, einer Gelb-Roten und einer Roten Karte zuvor mit 2:0 gewonnen hatte, reagierte umgehend und schaltete die Polizei ein. Der FCI bedankte sich und erklärte noch einmal, dass "Ermittlungen eingeleitet" und "der Staatsschutz aktiv" sei.

Ich bin sehr stolz auf meine Abstammung und darauf, mein Land in der 2. Bundesliga zu repräsentieren und den FC Ingolstadt 04 als Kapitän anzuführen.

Almog Cohen

Sogar der DFB meldete sich am Samstagmittag in Person von Vizepräsident Rainer Koch zu Wort: "Diesen widerlichen, antisemitischen Tweet verurteilen wir in aller Schärfe und fordern, dass dem konsequent nachgegangen wird." Der DFB-Kontrollausschuss, heißt es, werde entsprechende Ermittlungen aufnehmen.

Cohen schrieb am Abend auf Twitter: "Als jüdischer Fußball-Profi in Deutschland möchte ich nur sagen: Ich bin sehr stolz auf meine Abstammung und darauf, mein Land in der 2. Bundesliga zu repräsentieren und den FC Ingolstadt 04 als Kapitän anzuführen. Und das in einem Land, in dem ich seit neun Jahren lebe und das ich für seine Offenheit schätze. Vielen Dank für den großen Zuspruch in den vergangenen Stunden sowie die damit verbundene Unterstützung von allen Seiten."

Präsident Zingler "schämt" sich: "Union steht für Menschlichkeit!"

Union veröffentlichte eine lange Stellungnahme, in der Präsident Dirk Zingler den Vorfall scharf verurteilte. "Ich schäme mich für solche Unioner", wird er zitiert. "Wir werden alles daransetzen, sie zu isolieren und strafrechtlich verfolgen zu lassen. Union steht für humanistische und demokratische Werte. Wer diese nicht teilt, hat in unserem Verein und in unserem Stadion nichts verloren. Wir müssen den Kampf gegen die Verrohung unserer Gesellschaft entschlossen aufnehmen und ihn konsequent führen, auch in unseren Reihen."

Zudem gebe es "immer wieder Berichte über Fälle von rassistischen Übergriffen auf den Rängen im Stadion An der Alten Försterei", "die jedoch nur selten beim Ordnungsdienst gemeldet und zur Anzeige gebracht werden". Abschließend heißt es: "Der 1. FC Union Berlin bittet alle Unioner um Unterstützung im Kampf gegen jegliche Art von Diskriminierung. Union steht für Mitmenschlichkeit und Toleranz!"

mkr