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Anti-Rassismus-Gesten zum Start in die NFL-Saison

Buh-Rufe von den Rängen in Kansas City

Anti-Rassismus-Gesten zum Start in die NFL-Saison

Spieler der Kansas City Chiefs lauschen der US-Hymne, einige haken ein - und Alex Okafor kniet mit erhobener Faust.

Spieler der Kansas City Chiefs lauschen der US-Hymne, einige haken ein - und Alex Okafor kniet mit erhobener Faust. imago images

Beide Mannschaften trafen sich vor dem Beginn der Partie zwischen dem Titelverteidiger Kansas City Chiefs und den Houston Texans am Donnerstag (Ortszeit) in der Mitte des Spielfelds, hakten sich unter und schwiegen gemeinsam. Auf der Anzeigetafel des Arrowhead Stadium in Kansas City waren währenddessen sieben Sätze zu lesen, darunter "Wir müssen Rassismus beenden" und "Wir müssen Polizeigewalt beenden".

Einige der etwa 16.000 Zuschauer in dem wegen der Coronavirus-Pandemie nur zu 22 Prozent gefüllten Stadion buhten. US-Medien teilten in den sozialen Netzwerken im Verlauf der Partie Videos der Szene. Dabei ist ein Ruf zu hören, der wie "Trump 2020" klingt. Unmittelbar danach starten die Buh-Rufe. Ob in Reaktion auf den Ausruf oder die Geste der Footballer auf dem Feld, blieb unklar.

Okafor kniet und hebt die Faust

Die Spieler der Houston Texans waren während der US-Nationalhymne zuvor geschlossen in der Kabine geblieben. Als sie das Stadion betraten, waren ebenfalls Buh-Rufe zu hören. Die Footballer der Chiefs um Superstar-Quarterback Patrick Mahomes standen dagegen mit einer Ausnahme. Alex Okafor (Defensive End) kniete und reckte eine Faust. Beim Lied "Lift ev'ry voice and sing", das als Hymne von Afroamerikanern gilt und in dieser Saison vor jeder Partie gespielt werden soll, waren die Texans ebenfalls in der Kabine geblieben. Die Spieler Kansas Citys hatten währenddessen untergehakt auf dem Spielfeld gestanden.

Nach monatelangen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA und klaren Aussagen aus anderen Ligen wie der NBA oder der NHL war das Verhalten der Profis in der National Football League mit Spannung erwartet worden. Colin Kaepernick hatte 2016 als damaliger Quarterback der San Francisco 49ers mit dem Protest während der Hymne begonnen.

Familie von George Floyd im Stadion

Die Familie des bei einem brutalen Polizeieinsatz getöteten US-Amerikaners George Floyd wird unterdessen beim ersten Saisonspiel der Minnesota Vikings im Stadion sein. Das teilte das Franchise aus Minneapolis am Freitag mit. Vor dem Spiel gegen die Green Bay Packers am Sonntag (19 Uhr MESZ) wird die Familie gewürdigt, zuvor wird wie über die gesamte Saison geplant ebenfalls die inoffizielle Hymne der Schwarzen gespielt.

Der Schwarze Floyd war im Mai bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen, nachdem ein Beamter mehrere Minuten auf dem Hals des 46-Jährigen gekniet hatte. Er ließ auch dann nicht von Floyd ab, als dieser schon sichtlich um Bewusstsein ringend erklärte, nicht atmen zu können. Der Todesfall hatte in den gesamten USA zu Protesten geführt und maßgeblich zur Entstehung der "Black Lives Matter"-Bewegung beigetragen.

"End Racism" & "It takes all of us"

Die NFL unter Commissioner Roger Goodell hatte in den Monaten danach ihre konservative Haltung abgelegt und sich klar gegen Rassismus und Polizeigewalt positioniert. Spielern ist es vor den Partien nun gestattet, bei der Nationalhymne aufs Knie zu gehen oder gar in der Kabine zu bleiben. Zudem werden verschiedene Botschaften wie "End Racism" oder "It takes all of us" ("Es braucht uns alle") über diverse Wege - etwa in den Endzonen der Spielfelder oder auf Spielerhelmen - verbreitet.

dpa/sid

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