WM

Anklage gegen Niersbach, Zwanziger und Schmidt erhoben

Wegen Verdacht der schweren Steuerhinterziehung

Anklage gegen Niersbach, Zwanziger und Schmidt erhoben

Bewertet die Anklageerhebung als "blinden Aktionismus": Dr. Theo Zwanziger.

Bewertet die Anklageerhebung als "blinden Aktionismus": Dr. Theo Zwanziger. imago

Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung über die Anklage-Erhebung berichtet. Die Frankfurter Behörde war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Zwanziger erklärte aber: "Diese Anklageerhebung ist blinder Aktionismus, um von eigenem Fehlverhalten abzulenken und die 'heiße Kartoffel Ermittlungsverfahren' möglichst schnell in die Verantwortung der Gerichte abzuschieben."

Auch Schmidt bestätigte die Anklage, die ihn persönlich verletze. "Die fast zweieinhalbjährigen Ermittlungen, die Durchsuchung meines Hauses und die ständige Berichterstattung über das Verfahren haben bei meiner Familie und mir Spuren hinterlassen", sagte er: "Für die von den Ermittlungsbehörden behauptete Steuerhinterziehung hätte ich kein Motiv gehabt, zumal ich von den verfahrensgegenständlichen Vorgängen in keiner Weise profitiert habe." Niersbach, damals Vizepräsident des WM-Organisationskomitees, erklärte auf SID-Nachfrage: "Es wird sich herausstellen, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe völlig haltlos sind."

Zahlung von 6,7 Millionen Euro steht im Fokus

Im Kern geht es in den Ermittlungen um jene 6,7 Millionen Euro, die der DFB ein Jahr vor der Heim-WM 2006 über die FIFA auf ein Konto des ehemaligen adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus gezahlt hatte. Drei Jahre zuvor war die gleiche Summe über ein kompliziertes Konstrukt, an dem der damalige WM-OK-Chef Franz Beckenbauer offenbar maßgeblich beteiligt war, an den ehemaligen Skandalfunktionär Mohamed Bin Hammam in Katar geflossen.

Nach Bild-Informationen gehen die Steuerfahnder davon aus, dass der DFB mit der Zahlung 2005 ein Privatdarlehen von Dreyfus an Beckenbauer ausgeglichen und später unrechtmäßig als Betriebsausgabe geltend gemacht habe. "Es gab kein Privatdarlehen an Herrn Beckenbauer", teilten Schmidts Anwälte mit: "Dies ist eine Erfindung der Steuerfahndung, um den von Anfang an unzutreffenden Vorwurf der Steuerhinterziehung um jeden Preis aufrechterhalten zu können. Vielmehr gewährte Herr Robert Louis-Dreyfus, wie Herr Beckenbauer ausdrücklich Herrn Schmidt und weiteren Personen bestätigte, ein Darlehen an das Organisationskomitee der WM 2006. Dieses Darlehen wurde verwendet, um die Voraussetzungen für die Gewährung eines Zuschusses der FIFA für die Durchführung der WM 2006 in Deutschland zu schaffen."

Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Veranlassung, den reichen DFB durch eine Steuerhinterziehung noch reicher zu machen.

Theo Zwanziger

Das Finanzamt Frankfurt/Main hatte bereits Ende Oktober 2017 entschieden, dass die 6,7 Millionen, die der DFB in seiner Steuererklärung für eine nie stattgefundene WM-Gala verbucht hatte, steuerlich "unzutreffend" behandelt worden seien - und verhängte eine Strafzahlung in Höhe von 19,2 Millionen Euro. Zwanziger erklärte: "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Veranlassung, den reichen DFB durch eine Steuerhinterziehung noch reicher zu machen. Der Zuschuss für die FIFA-Gala war unzweifelhaft eine Betriebsausgabe, wie auch die Wirtschaftsprüfer von DFB und FIFA, sowie die im Jahr 2009 durchgeführte Betriebsprüfung durch das Finanzamt Frankfurt festgestellt haben. Da habe ich mir nichts vorzuwerfen."

sid/las