Bundesliga

Als Fredi Bobic zweimal für 96 einnetzte

Geschichten zum Nordduell Bremen vs. Hannover - Teil 4

Als Fredi Bobic zweimal für 96 einnetzte

Gerangel um den Ball: Hannovers Fredi Bobic im Duell mit Frank Verlaat, Bremens Mladen Krstajic (re.) schaut zu.

Gerangel um den Ball: Hannovers Fredi Bobic im Duell mit Frank Verlaat, Bremens Mladen Krstajic (re.) schaut zu. imago

46.000 Zuschauer sahen in Hannover ein attraktives Fußballspiel, welches gleich rasant begann. Chancen auf beiden Seiten, Hannover verwertete die erste. Nach einem zu kurz geratenen Befreiungsschlag von Werder-Schlussmann Pascal Borel gelangte der Ball über Jaime zu Fredi Bobic. Der Stürmer schickte Nebojsa Krupnikovic steil, und der Serbe vollendete mit einem Tunnel durch Borels Beine zum 1:0 (6.).

Die Freude bei 96 währte allerdings nicht lange. Schon in der zehnten Minute sah Hannovers Innenverteidigung Linke/Zuraw nicht gut aus, und so konnte Frank Verlaat nach Flanke von Johan Micoud ungestört zum Ausgleich der Bremer einnicken. "Carsten Linke habe ich schon besser spielen sehen", kritisierte 96-Coach Ralf Rangnick den damals 37-Jährigen nach der Partie.

Bis zum Ende der ersten Halbzeit verlor das Spiel etwas an Unterhaltungswert, doch dann kam die 39. Minute. Nach erneutem Steilpass von Goalgetter Bobic war es Daniel Stendel, der es zunächst selbst versuchte. Borel konnte den Schuss abfälschen, jedoch war niemand bei Mo Idrissou, der locker abstaubte. "Es hat die Aggressivität gefehlt, schon vor der Pause", monierte Bremens Trainer Thomas Schaaf später - so ging die etwas aktivere Mannschaft aus Hannover auch nicht unverdient mit 2:1 in die Pause.

Doch in Hälfte zwei wendete sich das Blatt. Nachdem "Kugelblitz" Ailton der Ausgleich in der 52. Minute gelungen war, bröckelte die 96-Abwehr völlig. Auch die Außenverteidiger Steven Cherundolo und Danijel Stefulj hatten keinen guten Tag. Es folgten die Treffer von Angelos Charisteas (60.) und Micoud (67.). Die Grün-Weißen drehten den 1:2-Rückstand und lagen plötzlich mit 4:2 in Front!

Rangnick reagierte in der 70. Minute mit Jiri Stajner für Jaime und Julian de Guzman für Linke. Bremen wähnte sich auf der Siegerstraße, doch Hannover kam zurück. Nach einer Ecke von Krupnikovic war es wieder Bobic, der das Leder problemlos mit dem Kopf versenkte (81.) - Anschlusstreffer! Werder wankte und war zu keiner Gegenwehr mehr imstande.

"Es ist einfach schwer den Hebel wieder umzulegen, wenn sich eine bestimmte Haltung einschleicht", deutete Schaaf die letzten Minuten des Spiels. Und so kam es, dass der starke Bobic auch noch eine Flanke des eingewechselten Stajner zum 4:4 nutzte. Ja, Hannover war anschließend drauf und dran, sogar noch den Siegtreffer zu erzielen. "Für die Zuschauer ein Riesenspiel, aber insgesamt war es schwach von uns", meinte hinterher ein enttäuschter Schaaf. Im Rückspiel kam's noch dicker für seine Farben: Hannover fuhr seinen ersten und bisher einzigen Pflichtspielsieg im Weserstadion ein. Ein Doppelpack von Fredi Bobic, den 96-Präsident Martin Kind in jener Nacht als "unseren wichtigsten Mann" bezeichnete, besiegelte den historischen 2:1-Sieg.

Til Goldmann