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Alles machbar

Kommentar

Alles machbar

Österreich fährt zu EURO 2024 nach Deutschland

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Textet Ralf Rangnick jetzt auch schon die Slogans auf unseren Jubel-Shirts? "Alles machbar beim Nachbar", war die Botschaft von Marcel Sabitzer & Co. nach dem Schlusspfiff in Baku so selbstbewusst wie noch nie.

EM-Qualifikation

Dass er bei "seiner Heim-EM" mit Österreich für Furore sorgen will, das hat Rangnick schon bei seinem Amtsantritt im Mai 2022 keck herausgesagt. Mit den Spielen in der Nations League gegen Frankreich und Kroatien (und auch mit seinen Interviews danach) hat er seiner Überzeugung gleich richtig Nachdruck vermittelt. Die einst fodagebremsten Spieler haben sie verinnerlicht und dies erst am vergangenen Freitag trotz 2:3-Niederlage mit einem begeisternden Spiel gegen Belgien unter Beweis gestellt. Selbst ohne David Alaba, ohne Marko Arnautovic.

Die Österreich-Noten zum Sieg in Aserbaidschan

In Rangnick they trust. Die Spielidee des Teamchefs, die Qualität unserer in den besten Ligen erprobten Spieler, das passt. Wenn ein Konrad Laimer, ein Xaver Schlager, ein Nicolas Seiwald auf ihren angestammten Positionen Dampf machen, dann haben auch die großen Kaliber Europas Mühe, dagegenzuhalten. Sind alle an Bord, gelingt es der Mannschaft sogar, dem Spiel den Stempel aufzudrücken.

Österreichs Achillesferse

Aber ist wirklich alles machbar? Auch die Antwort auf diese Frage hat Belgien mit dem Auftritt in Wien gegeben. Ohne geeignetes Personal auf den Außenverteidigerpositionen wird's gegen Raketen wie Jeremy Doku nicht gehen. Da kann Ralf Rangnick noch so mutige Ideen erspinnen, noch so unorthodoxe Lösungen finden. Aus Max Wöber wird kein Außenverteidiger, Seiwald ist im Zentrum besser aufgehoben und auch bei Alexander Prass folgten auf 20 richtig starke Belgien-Minuten 45 Minuten Baku.

    Österreich fährt zur EM

    Dass diese Positionen die Achillesferse des Teams darstellen, war dem Teamchef schon bei Amtsantritt klar. 16 Monate später ist er - so ehrlich muss man bei aller Hochachtung davor, was er sonst alles weitergebracht hat, sein - kaum einen Schritt weiter. Im Gegenteil. Anfangs hatte er noch einen Stefan Lainer, als Backup einen Christopher Trimmel und auf Links notfalls den alten Andreas Ulmer. Im aktuellen Kader hatte er nach den Ausfällen von Philipp Mwene und des Semi-AV Stefan Posch gar keinen gelernten Außenverteidiger mehr dabei. Jonas Auer und David Schnegg, über den Rangnick sich nach dem 1:1 gegen die Republik Moldau so ärgerte, hat er gewogen und offenbar für zu leicht gefunden.

    Für den einen oder anderen wird er sich entscheiden müssen, um ihn in den verbleibenden acht Monaten womöglich noch auf das nötige Niveau zu bringen. Vielleicht schaut er sich noch Nikolas Veratschnig aus dem U-21-Team an. Oder er kann Valentino Lazaro doch daran erinnern, dass er einmal Fußballer war. Oder er versucht gar noch einmal einen Vorstoß bei Robert Ljubicic, der von den Kroaten noch immer links (hinten) liegen gelassen wurde.

    Alles machbar für Herrn Nachbar.

    Horst Hötsch

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