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Allardyce nennt Klopp "verweichlichten Deutschen"

Verbalduell an der Seitenlinie provoziert Polizeieinsatz

Allardyce nennt Klopp "verweichlichten Deutschen"

Nach einem wüsten Foul kochten die Emotionen hoch - auch bei Liverpools Trainer Jürgen Klopp.

Nach einem wüsten Foul kochten die Emotionen hoch - auch bei Liverpools Trainer Jürgen Klopp. imago

Es hätte ein normaler 1:0-Arbeitssieg beim Tabellenvorletzten werden können, doch ganz normal geht es eben nie zu, wenn der selbsternannte "Normal One" seine Finger im Spiel hat: Jürgen Klopp musste nach Liverpools Auswärtsspiel in Sunderland am Mittwochabend den nächsten Seitenlinien-Zwist erklären - und sich vom gegnerischen Trainer beleidigen lassen.

Als Sunderlands Jeremain Lens in der 86. Minute rücksichtslos von vorne in Liverpools Abwehrchef Mamadou Sakho hineingegrätscht und dafür lediglich mit der Gelbe Karte bedacht worden war, begann das Schauspiel vor den Trainerbänken: Klopp und andere aufgebrachte Klubangestellte lieferten sich so heftige Wortgefechte mit Sunderland-Coach Sam Allardyce und dessen Stab, dass sogar Polizisten beide Parteien beruhigen mussten.

"Es tut mir nicht allzu sehr leid", erklärte Klopp hinterher. "Bitte, es war ein Foul, natürlich war ich wütend. Wenn man so reingeht, kann alles passieren. Für mich ist das eine Rote Karte, fertig." Allardyce' Konter: "Wenn er denkt, dass das Rot ist, ist er ein verweichlichter Deutscher. Das ist eine Gelbe Karte." Der erfahrene Trainer, seinerseits nie um einen Kommentar verlegen, berichtete von "unflätigen und beleidigenden" Kommentaren der Gegenseite. "Aber wir haben uns danach die Hand gegeben, so sollte es sein."

Schauen Sie auf Ihr Ticket - so was gehört auch dazu. Wenn nichts auf dem Platz passiert, können Sie zur Bank gucken und dann passiert da was.

Jürgen Klopp

Auch Klopp spielte den Vorfall gewohnt launig herunter: "Mein Stab war emotional, der Stab von Sunderland war emotional. Schauen Sie auf Ihr Ticket - so was gehört auch dazu", sagte er zu den lachenden Medienvertretern: "Wenn nichts auf dem Platz passiert, können Sie zur Bank gucken und dann passiert da was. Wenn ich das mal vergessen sollte, übernehmen das eben meine Mitarbeiter." Beim Witzeln half, dass Sakho bei der wüsten Attacke unverletzt blieb.

Klopp: "Wir werden jetzt den ganzen Weg bis zum Flugzeug feiern"

Während Allardyce, den mit Sunderland nun schon sieben Punkte vom ersten Nichtabstiegsplatz trennen, den Dezember mit einem einzigen Wort - "Scheiße" - beschrieb, freute sich Klopp über einen "verdienten Sieg" und ein "erzwungenes Tor" (Benteke, 46.) gegen einen Gegner, der sich mit vielen langen Bällen Pressingsituationen weitgehend entzogen hatte. Die Reds sind jetzt Siebter, haben genauso viele Zähler wie Manchester United. "30 Punkte fühlen sich besser an als 27 - und zwar um mehr als drei Punkte besser", teilte Klopp mit und rechnete vor, dass die besten Teams der Liga nur neun Zähler entfernt seien.

Ist Liverpool also ein seriöser Champions-League-Kandidat oder gar mehr? "Wir werden jetzt den ganzen Weg bis zum Flugzeug feiern", entgegnete Klopp ironisch derlei Fragen. "Dann fliegen wir nach Hause, gehen ins Bett und bereiten uns auf West Ham vor." Die Hammers empfangen Liverpool zwar erst nach Neujahr, doch das ist ja auch schon in zwei Tagen.

jpe