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"Sind verarscht worden": Leganes' Ärger wegen Braithwaite

Kritik an Ausnahmeregelung für Barcelona

"Sind verarscht worden": Leganes' Ärger wegen Braithwaite

Des einen Freud', des anderen Leid: Martin Braithwaite bei der Vorstellung in Barcelona, rechts Leganes-Coach Javier Aguirre.

Des einen Freud', des anderen Leid: Martin Braithwaite bei der Vorstellung in Barcelona, rechts Leganes-Coach Javier Aguirre. imago images (2)

Inzwischen kam die Absage. Der spanische Verband informierte Leganes darüber, dass der Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung nicht erteilt wird, sprich: Leganes darf keinen Spieler mehr nachträglich verpflichten. Genau das war dem FC Barcelona dank des umstrittenen Artikels 124.3 genehmigt worden, und die Katalanen bedienten sich ausgerechnet bei einem Klub, der akut abstiegsgefährdet ist. Die "Pepineros" sind Vorletzter, punktgleich mit Schlusslicht Espanyol. Nun verlieren sie mit Braithwaite auch noch ihren treffsichersten Stürmer der laufenden Saison. Eine Ausstiegsklausel in dessen Vertrag machte es möglich.

Dass der Verband gegen Leganes entschieden hat, ist nicht weiter überraschend. Schließlich drohte eine Kettenreaktion. Was wäre gewesen, wenn Leganes nun einen Spieler mit Ausstiegsklausel bei Levante gefunden hätte? Hätte Levante dann auch wieder eine Ausnahmegenehmigung bekommen? Und sich dann einen Spieler von, zum Beispiel, Espanyol gesichert? Ein wahnwitziger Kreislauf wäre in Gang gesetzt worden.

Nicht nur Leganes zitterte während der Barça-Jagd

Letztlich wurde die Sonderregelung nicht konsequent zu Ende gedacht. In Spanien sind Ausstiegsklauseln in den Verträgen aus arbeitsrechtlichen Gründen Pflicht, so waren viele Klubs quasi wehrlos, als Barça die Stürmer-Jagdfreigabe erhielt. Letztlich erwischte es Leganes, auch bei anderen Klubs hatte das große Zittern eingesetzt, im Sinne von: Hoffentlich klopft Barcelona nicht bei unserem Spieler an.

Dabei ist Leganes schon gebeutelt genug. Erst Mitte Januar hatte das Team aus dem Madrider Vorort Youssef En-Nesry verloren. Der FC Sevilla war bereit, die festgeschriebene Ablösesumme von 20 Millionen Euro zu bezahlen, allerdings erst Mitte Januar. In den wenigen Tagen bis zum Schluss des Transferfensters gelang es Leganes nicht mehr, einen Ersatz zu finden.

Der Fall mit Braithwaite liegt natürlich anders, brachte das Fass aber dennoch zum Überlaufen. "Wir sind verarscht worden", sagte Aguirre am Freitag in aller Deutlichkeit. Im Hinblick auf En-Nesry meinte er: "Wir sind in der Tabelle ganz unten und die großen Klubs haben uns zwei Spieler weggenommen. Aber die Sonne ist heute aufgegangen, und solange uns die FIFA mit elf Spielern auflaufen lässt, bin ich zufrieden mit dem, was ich habe." Sportdirektor Martin Ortega sprach in der Causa Braithwaite von einem "erheblichen und ernsthaften Schaden" und äußerte seinen Unmut über die aktuelle Regelung. "Wir betrachten sie als unfair, Barcelona hat davon profitiert. Und den Schaden hat Leganes."

Barcelonas Fahrlässigkeit wird nicht bestraft

Bleibt die Frage: Hat der FC Barcelona unmoralisch gehandelt? Viele werden sagen, er hat nur seine Möglichkeiten ausgeschöpft. Die Katalanen agierten aber in der Kaderplanung auch ein Stück weit fahrlässig. Dass Luis Suarez lange ausfällt, war längst bekannt, und dass der verletzungsanfällige Ousmane Dembelé einen Rückschlag erleiden könnte, hätte man durchaus ins Kalkül ziehen können. Dazu wurden mit Carles Perez and Abel Ruiz auch noch zwei Offensivspieler im Winter abgegeben. Die Blaugrana können ihre Versäumnisse nun nachholen wegen einer Regelung, die den finanzstarken Klubs in Spanien (noch) mehr Möglichkeiten bietet. Dabei ist das Gefälle in La Liga ohnehin schon stark genug.

Und die Frage muss erlaubt sein, wie sehr Braithwaite, ein 28-jähriger Angreifer ohne jede Erfahrung bei einem großen Klub und noch ohne großen Titel im Gepäck, den Katalanen wirklich weiterhelfen kann. International schon mal nicht in dieser Saison: Für die Champions League ist Braithwaite gar nicht spielberechtigt.

Christoph Laskowski