2. Bundesliga

Kenny trifft und strahlt - Leistner räumt "dämlichen" Fehler ein

Herthas Rechtsverteidiger mit seinem ersten Tor seit Juni 2020

Kenny trifft und strahlt - Leistner räumt "dämlichen" Fehler ein

Torschütze, tatsächlich: Jonjoe Kenny nach Herthas Sieg gegen Paderborn.

Torschütze, tatsächlich: Jonjoe Kenny nach Herthas Sieg gegen Paderborn. IMAGO/Contrast

Viele Worte machte er nicht, für seine Botschaft reichte ein kompaktes Fazit. "Ich bin sehr glücklich. Die gesamte Mannschaft war richtig gut", sagte Jonjoe Kenny in den Katakomben des Berliner Olympiastadions. "Wir haben immer wieder wichtige Zweikämpfe gewonnen und uns so die drei Punkte verdient. Es war ein guter Arbeitstag."

Ein Arbeitssieg an einem Arbeitstag - und er, Kenny, der die Kunst auf dem Platz immer schon anderen überlässt und sich aufs Arbeiten konzentriert, war am Samstag bei Herthas 3:1-Sieg gegen den SC Paderborn einer der Protagonisten. Mit seinem Tor zum 2:0 unmittelbar vor der Halbzeitpause stellte der Engländer die Weichen auf Heimsieg. Bei seinem Sprint in die Tiefe erhielt er von Marten Winkler, den er perfekt hinterlief, im richtigen Moment den Ball. Gegenspieler Florent Muslija folgte Kenny nicht, sondern ließ ihn ziehen - mit bitteren Folgen für die Westfalen. Der Berliner Rechtsverteidiger drosch den Ball aus vergleichsweise spitzem Winkel ins lange Eck des Paderborner Tores.

Für Kenny, 2022 vom FC Everton zu Hertha BSC gewechselt, war es ein Glücksgefühl, das er selten erlebt. Fast 41 Monate war der U-20-Weltmeister von 2017 ohne Pflichtspieltor, sein letzter Treffer datierte aus dem Juni 2020, als er in Schalker Diensten bei Union Berlin (1:1) getroffen hatte. Nach schwacher Sommer-Vorbereitung und Wechselplänen, die platzten, hat sich Kenny beim Bundesliga-Absteiger zurück ins Team gearbeitet. "Am Mittwoch", sagte er nach dem Sieg gegen Paderborn, "geht es für uns weiter."

Leistner: "Die erste Gelbe Karte war sehr dämlich von mir"

Dann gastiert Bundesliga-Schlusslicht Mainz 05 in der 2. Runde des DFB-Pokals in der Hauptstadt. "Wir treffen auf einen angeschlagenen Erstligisten", sagte Kapitän Toni Leistner. "Die Verunsicherung, die Mainz gerade zeigt, wollen wir ausnutzen." Er selbst will mithelfen; ist aber im folgenden Liga-Spiel am Sonntag in Rostock nach der gegen Paderborn kassierten Gelb-Roten Karte gesperrt. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hatte der Innenverteidiger den davoneilenden SCP-Angreifer Sirlord Conteh zu Fall gebracht, mehrere Paderborner Akteure forderten Rot wegen einer vermeintlichen Notbremse.

"Die erste Gelbe Karte war sehr dämlich von mir. Da war ich kurz unkonzentriert", sagte Leistner über seine technische Unsauberkeit, die dem Foul vorausging, später. Bedenken, er könnte glatt Rot sehen, hatte er nach eigenen Angaben nicht: "Ich hab' mich direkt umgeblickt und gesehen, dass Boucha und Marton (seine Mitspieler Andreas Bouchalakis und Marton Dardai, Anm. d. Red.) noch auf dem Sprung waren. Und der Ball ging Richtung Eckfahne." In der Tat waren das zwei Parameter, die Referee Tom Bauer dazu bewogen, es in dieser Situation bei Gelb zu belassen: der eher nach außen gehende Ball auf Conteh - und die Positionierung von Dardai. Auch die noch recht große Distanz zum Hertha-Tor spielte bei der Bewertung der kniffligen Szene eine Rolle.

Leistner erlebte den Abpfiff des Spiels dennoch nicht auf dem Rasen, sondern von draußen. Sein Einsteigen gegen Paderborns Joker Felix Platte nach 86 Minuten ahndete der Mainzer Schiedsrichter mit Gelb, was gleichbedeutend mit Gelb-Rot war. Eine ziemlich harte Entscheidung - nicht nur in den Augen Leistners. "Die zweite Verwarnung war nie im Leben eine Gelbe Karte", befand der Hertha-Abwehrspieler. "Es war mein zweites Foul. Es war ein junger Schiedsrichter, der hat sich ein bisschen beeinflussen lassen von der Schauspielerei meines Gegenspielers." Bei den Sieges-Feierlichkeiten vor den Anhängern in der Ostkurve, die die Spieler bereits auf Mittwochabend einstimmten, war Leistner dann wieder mittendrin: "Die Fans haben gesungen, dass sie den Traum von der 3. Runde haben." Er hat ihn auch.

Steffen Rohr

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