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Die elf größten Kölner Europapokalduelle: Barça-Tumulte und der verrückte Münzwurf

Von 1964 bis 2017

Die elf größten Kölner Europapokalduelle: Barça-Tumulte und der verrückte Münzwurf

Große Duelle mit Real Madrid, dem FC Barcelona - und ein denkwürdiger Fanmarsch: Der 1. FC Köln hat in Europa schon für Aufsehen gesorgt.

Große Duelle mit Real Madrid, dem FC Barcelona - und ein denkwürdiger Fanmarsch: Der 1. FC Köln hat in Europa schon für Aufsehen gesorgt. imago images (2)/Getty Images

1964: Köln lässt die Roma bedröppelt gucken

Es war nie ganz einfach, italienische Mannschaften defensiv in Bedrängnis zu bringen. Gerade in den 1960er Jahren, als der "Catenaccio" seine größten Erfolge feierte. Umso bemerkenswerter der Auftritt des 1. FC Köln im Messepokal (dem Vorläufer des UEFA-Cup) 1963/64 gegen die AS Rom. Das Viertelfinal-Hinspiel ging in der italienischen Hauptstadt 1:3 verloren, die Chancen, dies im Rückspiel noch zu drehen, tendierten gegen null. Doch ein Hattrick von Mittelstürmer Christian Müller schraubte Benthaus' 1:0 nach der Pause auf 4:0. Die Römer schauten bedröppelt aus der Wäsche und beschimpften den Schiedsrichter - einer musste ja schuld sein.

1965: Erst der zweite Münzwurf entscheidet gegen Liverpool

Die drei Spiele gegen den FC Liverpool im Landesmeister-Pokal 1964/65 gehören in jede Erzählung über den 1. FC Köln. Zweimal stand nach Hin- und Rückspiel bei allen die Null, ein Entscheidungsspiel in Rotterdam musste die Sache klären. Nach 120 Minuten hieß es 2:2, St. John und Hunt hatten die Reds mit 2:0 in Führung gebracht, Thielen und Löhr glichen aus. Nationalspieler Wolfgang Weber spielte mit gebrochenem Wadenbein, erzielte fast noch einen Treffer. Am Ende entschied ein Münzwurf für Liverpool. Weil nach dem ersten Wurf die Scheibe senkrecht stecken bleibt, muss ein zweiter entscheiden - Rot landet oben, die "Reds" gewinnen.

Die elf großen Duelle in der Übersicht

1972: Rhein-Derby in Europa

Zum ersten Mal trafen im Dezember 1972 zwei Bundesliga-Klubs im internationalen Wettbewerb aufeinander, ausgerechnet die rheinischen Rivalen. Nach dem 0:0 im Hinspiel zeigten sich die Kölner trotz einer veritablen Krise verhalten optimistisch, den Mönchengladbachern am Bökelberg den Zahn zu ziehen. Es kam anders - nach 90 bitteren Minuten und Treffern von Kulik, Vogts, Rupp und zweimal Jensen stand es 5:0 für die Borussia, die in jener Saison die Endspiele gegen den FC Liverpool erreichte, diese allerdings im Gesamtergebnis mit 2:3 verloren.

1973: Köln gegen die Stars von "OM"

Skoblar, Magnusson, Tresor - Top-Stars des europäischen Fußballs spielten 1973 für Olympique Marseille. Und weil die Kölner das Hinspiel der zweiten Runde im UEFA-Cup sang- und klanglos mit 0:2 verloren hatten, standen die Chancen alles andere als günstig. Doch der "Effzeh" zeigte sich in Köln mal wieder von seiner Schokoladenseite. Mit sage und schreibe 6:0 jagten die Geißböcke den Gegner aus der Radrennbahn. Die Namen der Torschützen lesen sich wie ein "Who is who" des 1. FC Köln jener Tage: Flohe, Overath, Dieter Müller (2) und Löhr (2) trafen gegen die konsternierten Franzosen.

1976: Fast noch das "Wunder" gegen QPR

Der Traum vom Viertelfinale im UEFA-Cup 1976/77 schien bereits nach dem Hinspiel bei den Queens Park Rangers ausgeträumt. Das 3:0 für die Engländer um den überragenden Bowles ließ wenig Raum für Optimismus. Als es im Rückspiel vor 50.000 in Müngersdorf nach vier Minuten 1:0 für die Gäste stand, gab keiner mehr einen Pfifferling für die Kölner. Doch die verpassten das "Wunder" nur denkbar knapp. Schon nach 60 Minuten stand es nach Treffern von Dieter Müller (2), Weber und Löhr 4:1. Das Stadion glich dem berühmten Hexenkessel, doch am Ende folgte einmal mehr eine tragische Niederlage. QPR hielt das 1:4, kam aufgrund der Auswärtstor-Regel weiter.

1979: Vertane Chance aufs Finale in München

Gerade 20 Minuten waren in Nottingham im Jahr 1979 gespielt, da führte der 1. FC Köln gegen den englischen Meister im Halbfinale des Landesmeister-Cups 2:0. Am Ende stand es 3:3 und jeder in Köln wähnte sich mit mehr als einem Bein im Finale, das in München stattfinden sollte. Zwei Wochen später beim Rückspiel gegen Forest überfluteten Tränen der Enttäuschung das Stadion in Müngersdorf. Bowyer traf zum 1:0 für die Gäste, deren Abwehr-Bollwerk auch deshalb hielt, weil Dieter Müller nach 40 Minuten verletzt ausgewechselt werden musste. Vertan war die riesige Chance, im Finale gegen Malmö FF Europas wichtigsten Titel zu holen.

1980: Herausgerissene Sitzschalen in Barcelona

Dass man große Gegner nicht zu fürchten braucht, bewiesen die Kölner am 5. November 1980. Nach dem 0:1 im Hinspiel der Zweitrunden-Begegnung galt der FC im Camp Nou als chancenlos, daran änderte auch die Tatsache, dass Ex-Barcelona-Coach Rinus Michels die Kölner trainierte, nichts. Am Ende stand es 4:0 für den FC - die erste deutsche Mannschaft, die beim FC Barcelona siegte. Und wie! Strack, Dieter Müller und die beiden Youngster Engels und Littbarski trafen für die Domstädter, deren Sieg Tumulte im Stadion heraufbeschwörte - sogar herausgerissene Sitzschalen donnerten gegen die Trainerbank des "Effzeh".

1981: Ipswich macht Schumacher und Müller zu Streithähnen

Wieder ein Halbfinale, wieder ein englischer Gegner - und wieder eine Kölner Niederlage. Dieses Mal im Jahr 1981. Gegen Ipswich Town setzte es im Hinspiel ein 0:1. Nichts, was nicht aufgeholt werden kann. Doch die Kölner enttäuschten ihre Fans einmal mehr. Ein Kopfball von Butcher riss die "Geißböcke" aus allen Träumen, auch das Rückspiel endete 0:1. Das Ausscheiden sorgte für "Endzeitstimmung" dieser Spieler-Generation. Torhüter Schumacher und Mittelstürmer Dieter Müller gerieten sich heftig in die Haare, Müller verließ den FC am Ende der Saison in Richtung Stuttgart.

1986: Finale gegen Real Madrid - und ein folgenschwerer Umzug

Augustin reicht Uwe Bein die Hand.

Köln gegen Real im Finale: Madrids Torwart Augustin reicht hier dem FC-Spieler Uwe Bein die Hand. imago/Kicker/Eissner, Liedel

1986 war es so weit. Zum ersten Mal erreichte der 1. FC Köln ein europäisches Finale, der Gegner hieß Real Madrid und das Hinspiel im Estadio Santiago Bernabeu endete trotz einer Führung durch Klaus Allofs mit einem niederschmetternden 1:5 bei den Königlichen. Zu allem Unglück fand das Rückspiel wegen Fan-Ausschreitungen im Halbfinale im belgischen Kortrijk und nicht in Müngersdorf statt. Der FC musste nach Berlin umziehen und siegte in einem spärlich besetzten Olympiastadion "nur" mit 2:0. Viele Fans beschwören bis heute, in Köln hätte man Real auseinandergenommen und den UEFA-Cup gewonnen. Ein Traum, der bleibt.

1989: Belgrader und Kölner Fans im Clinch

Das Achtelfinale der Saison 1989/90 bescherte dem UEFA-Cup eines seiner dramatischsten Spiele. Mit 0:2 hatte der 1. FC Köln das Hinspiel bei Roter Stern Belgrad verloren und gegen die kommenden Weltstars wie Savicevic, Prosinecki oder Stojkovic schien dies als zu schwere Hypothek. Doch die Geißböcke bissen zurück. Und in einem Rückspiel, das von Minute zu Minute an Dramatik zunahm, hieß es am Ende 3:0, Falko Götz traf zweimal, und als alles mit einer Verlängerung rechnete, traf Ordenewitz per Hacke. Die gegnerischen Fan-Lager beschossen sich mit Leuchtraketen, Schlägereien auf dem Rasen folgten und sorgten für zwei Platzverweise. Es dauerte, bis sich die Gemüter einigermaßen beruhigt hatten.

1992: Abschied für ein Vierteljahrhundert

Am 30. September 1992 verabschiedete sich der 1. FC Köln nicht nur mit einem 0:3 bei Celtic Glasgow aus dem UEFA-Cup-Wettbewerb dieser Saison. Er verabschiedete sich - sieht man von einem UI-Cup-Spiel ab - für volle 25 Jahre von der europäischen Bühne. Die Rückkehr erfolgte am 14. September 2017 mit einem Spiel beim FC Arsenal. Der UEFA-Cup hieß längst Europa League, der FC startete mit einem 1:3 in die Gruppenphase, die er nicht überstand. Dennoch hinterließ man Eindruck. Tausende Fans begleiteten ihren FC zu den Auswärtsspielen, besonders der Stadion-Marsch in London sorgte für Aufsehen und Anerkennung.

Frank Lußem