Bundesliga

Vogt tritt als Hoffenheims Kapitän zurück

"Vertrauensverhältnis gestört" - Hübner wird Nachfolger

Vogt tritt als Hoffenheims Kapitän zurück

Trägt künftig bei der TSG Hoffenheim nicht mehr die Binde: Kevin Vogt.

Trägt künftig bei der TSG Hoffenheim nicht mehr die Binde: Kevin Vogt. imago images

"Frohe Weihnachten, Männer!" Scheinbar locker und entspannt marschierte Kevin Vogt durch die Sinsheimer Medienzone und entschwand in die Winterpause. Äußern mochte sich der 28-Jährige freilich nicht mehr nach der für ihn unangenehmen Woche. Zweimal hatte die TSG gewonnen, zweimal ohne ihren Kapitän, der am vergangenen Dienstag beim 2:0-Sieg bei Union Berlin nicht mal in den Spieltagskader berufen worden war. Am Freitagabend beim 2:1-Erfolg gegen Borussia Dortmund saß Vogt immerhin wieder auf der Bank. Ein Signal der Entspannung? Von wegen.

Denn gesprochen hatte Vogt zuvor sehr wohl, ehe er sich in den Urlaub verabschiedete. Und zwar zunächst zum Trainerteam und dann zur Mannschaft. Die versammelten Kollegen ließ der Innenverteidiger wissen, dass er mit sofortiger Wirkung sein Amt als Mannschaftsführer niederlegt. Hintergrund: Der neue Cheftrainer Alfred Schreuder hatte im Sommer Vogt zum alten und neuen Kapitän bestimmt. Doch das zunächst enge Verhältnis der beiden hat in den letzten Wochen offenkundig arg gelitten.

Das für das Amt nötige und wichtige Vertrauensverhältnis zwischen Cheftrainer und mir ist gestört, die Entscheidungen und mir gegenüber gemachten Aussagen sind für mich inhaltlich nicht nachvollziehbar.

Kevin Vogt

"Das für das Amt nötige und wichtige Vertrauensverhältnis zwischen Cheftrainer und mir ist gestört, die Entscheidungen und mir gegenüber gemachten Aussagen sind für mich inhaltlich nicht nachvollziehbar", erklärt Vogt, der deshalb derzeit keine Basis erkennt, das Amt weiter auszufüllen.

Schreuder äußerte sich am Abend in einem kurzen Statement auf der TSG-Website: "Wir respektieren seine Entscheidung. Es ist eine Entwicklung, die wir bedauern, in einem Mannschaftssport aber immer wieder vorkommt. Kevin und ich hatten offene Gespräche. Sein schnelles und konsequentes Handeln schafft nun Klarheit und Ruhe." Der bisherige Stellvertreter Hübner ist der neue Kapitän der TSG.

"Kevin weiß genau, warum er nicht dabei ist", hatte Schreuder zuletzt gesagt und zwischen den Zeilen angedeutet, dass ihm Vogts Haltung als Zweikämpfer zuletzt nicht genügte. "Fußball ist mehr als mit dem Ball zu zocken", hatte der Niederländer etwa gesagt, und dass er in dem in Berlin zu erwartenden Kampfspiel "auf andere Jungs" gesetzt habe. Auf ausgewiesene Zweikämpfer eben wie Stefan Posch und Benjamin Hübner.

Gegen Dortmund nun brachte Schreuder überraschend Harvard Nordtveit an Hübners Seite, Posch fehlte aufgrund eines Zehenbruchs. Und der Erfolg nicht nur dieser Personalentscheidungen, sondern auch die zündenden Einwechslungen in dieser Woche, geben dem 47-Jährigen Recht.

Kein Vorfall: Vogt rätselt, warum ihn der Bannstrahl traf

Das Problem scheint allerdings zu sein, dass Vogt eben nicht weiß, sondern rätselt, warum ihn Schreuders Bannstrahl traf. Dem Vernehmen nach, hat es tatsächlich keinen nennenswerten Vorfall gegeben. Auch hat es nicht an einer schwachen Trainingsperformance gelegen.

Womöglich sieht Schreuder in Vogt eher den spieleröffnenden Chef einer Dreierkette, den er auch jahrelang bei der TSG verkörperte. Zuletzt aber setzte Schreuder immer häufiger auf das wohl von ihm bevorzugte 4-3-3-System und eben eine Viererkette. Bricht da womöglich Vogts Planstelle weg?

"Nach wie vor einer der besten Fußballer in unserem Kader"

"Kevin Vogt ist nach wie vor einer der besten Fußballer in unserem Kader", betonte Schreuder demonstrativ seine Wertschätzung für den technisch beschlagenen und passsicheren Spieleröffner. Dessen Spielweise ihm derzeit aber zu risikobehaftet ist? Will Schreuder das noch immer instabile Ballbesitzspiel seiner nach wie vor im Umbruch befindlichen Mannschaft eher mit Zweikämpfern absichern?

Vogts Saisonwerte können sich durchaus sehen lassen

Wobei sich Vogts Saisonwerte durchaus sehen lassen können. In der Zweikampfquote konnte er sich von 52,8 Prozent in der vergangenen Saison auf nun 55,1 Prozent steigern, auch die Passquote erhöhte er von 89,3 auf den für Innenverteidiger derzeit Ligabestwert von 92,4 Prozent, die Ballkontakte pro Partie steigen im Mittel von 79 auf 91. Während die Laufleistung insgesamt stabil blieb, kommt Vogt im Schnitt nun auf weniger Sprints (11,6 gegenüber 14,9 Im Vorjahr) und weniger lange Pässe (7,8 gegenüber 9,6). Soweit die Zahlen. Doch jenseits aller Statistiken scheint da wohl ein grundsätzliches und perspektivisches Gespräch nötig zu sein, um die Irritationen auszuräumen. Oder ist es dafür bereits zu spät?

Michael Pfeifer

Die Kapitäne der Bundesligisten