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Der Eklat mit Keeper Kepa: Chelsea-Trainer Maurizio Sarri vor dem Ende

Chelseas Finalpleite mit Beigeschmack

Hatte Kepa "recht"? Sarri trotz Masterplan vor dem Ende

Unglaubliche Szenen: Kepa verweigert die Auswechslung und Maurizio Sarri flippt aus.

Unglaubliche Szenen: Kepa verweigert die Auswechslung und Maurizio Sarri flippt aus. imago (3)

Lieber einmal 0:6 verlieren als sechsmal 0:1 - oder so ähnlich. Maurizio Sarri hat am frühen Sonntagabend bewiesen , dass die böse Ligaklatsche bei Manchester City vor zwei Wochen auch einen positiven Affekt hatte. Der Italiener, der trotz mehrerer Pleiten wochenlang stur auf seinem System und seiner Art von Fußball beharrt hatte, änderte im Ligapokalfinale gegen den Meister tatsächlich die taktische Ausrichtung seiner Mannschaft.

Chelsea war, wie es sich eigentlich für einen italienischen Trainer gehört, defensiv unüberwindbar, ließ ManCity gewähren, aber überhaupt nichts zu. "Wir hatten uns entschieden", erklärte Sarri nachher, "nicht in jeder Situation hoch zu pressen". Ein perfekter Plan, der Pep Guardiola auf dem falschen Fuß erwischte. "Wir haben genau das Spiel gespielt, das wir vorbereitet hatten", lobte Sarri.

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Sarris perfekter Matchplan ist am Ende nichts wert

Und doch war es am Ende nichts wert. Nicht, weil der Gegner vom Punkt mehr Glück hatte. Nicht, weil ihm vielleicht nur der Titel mittelfristig aus der Patsche geholfen hätte. Sondern, weil sein Torhüter, der teuerste der Welt, ihn auf der großen Bühne schlichtweg lächerlich machte. Kepa hatte seine Auswechslung kurz vor Ende der Verlängerung vehement verweigert und Sarri damit komplett auf die Palme gebracht. Eigentlich sollte Ersatzmann Caballero reinkommen; Sarri hatte sich den Schachzug mit dem Elfmeterexperten, der ausgerechnet ManCity 2016 im Endspiel zum Titel gegen Liverpool verholfen hatte, extra aufgehoben.

Als Kepa, vorher zweimal wegen Verletzungsproblemen behandelt worden, sich weigerte und auch Schiedsrichter Jon Moss Sarri signalisierte, dass er machtlos sei, stürmte der 60-Jährige wutentbrannt zurück zur Bank, war kaum zu bändigen und wäre beinahe sogar in die Kabine gerannt. Nationalspieler Antonio Rüdiger hatte seinen Coach kurz vor dem Elfmeterschießen sogar bremsen müssen, ehe sich dieser Kepa zur Brust genommen hätte.

Sarri nimmt Kepa in Schutz: "Er hatte recht"

Dass der spanische Schlussmann dann auch noch einen eigentlich dankbaren Elfmeter von Sergio Aguero passieren ließ und Chelsea das Finale verlor, wirkt wie die bittere Pointe einer zerfahrenen Situation. Sarri, der schon vorher mit dem Rücken zur Wand gestanden hatte und als Trainer weiter ohne Titel bleibt, sprach später tatsächlich von "einem großen Missverständnis" und nahm seinen Keeper in Schutz.

Ich habe meine Auswechslung nicht verweigert.

Kepa

Kepas Benehmen sei zwar nicht korrekt gewesen, aber er "hatte recht, dass er weitermachen konnte", und er, Sarri, habe sich nicht richtig verhalten. "Ich muss jetzt mit ihm reden". Auch Kepa spielte den Eklat herunter: "Es war zu keinem Zeitpunkt meine Absicht, den Anweisungen vom Boss nicht Folge zu leisten." Ihm sei klar, wie die Szene auf alle gewirkt haben müsse. "Aber ich habe meine Auswechslung nicht verweigert. Es ging nur darum, deutlich zu machen, dass mit mir alles okay ist." Der Tenor der Experten in England ging in die andere Richtung. Überspitzt formuliert: Jemand wie Kepa sollte nicht mehr für Chelsea spielen.

Und dennoch ist es schwer vorstellbar, dass Sarri nach dieser Situation, in der einer seiner Spieler in aller Öffentlichkeit seine Anweisung missachtete, damit seine Autorität untergrub und ihn regelrecht vorführte, noch eine Zukunft in London hat. Nach dem Abpfiff war Sarri zunächst verschwunden, seine Medaille holte er sich offenbar erst später - nach seinen Spielern - ab. Mehr Distanz geht nicht.

mkr